Alex Cross 8 - Mauer des Schweigens
rechnen könnten – wegen des möglichen Zusammenhangs mit anderen Morden.«
Captain Conte nickte. »Aber so ist es doch. Ich habe Ihnen gerade meine volle Kooperation gezeigt. Und jetzt entschuldigen Sie mich, auf mich wartet hier Arbeit.« Damit ging er.
Sampson zuckte mit den Schultern, als wir dem CID-Officer hinterherschauten. »Ich kann nicht sagen, dass ich es ihm besonders übel nehme. Ich würde auch nicht wollen, dass du und ich am Tatort herumpfuschen.«
»Dann los. Pfuschen wir herum.«
Ich ging in die Küche zu den FBI-Leuten von der Spurensicherung, um zu hören, ob sie uns etwas sagen konnten. Sie arbeiteten so sorgfältig wie üblich. Wenn man die normale Abneigung gegen das FBI in Betracht zog, war es erstaunlich, wie viel Achtung man der Spurensicherung entgegenbrachte. Der Grund dafür ist, dass sie sehr, sehr gut sind.
Zwei Mitglieder der Spurensicherung machten Polaroidfotos in der Küche. Ein anderer, im weißen Overall, »Häschenanzug« genannt, suchte mit einer speziellen Lichtquelle nach Haaren und Fasern. Alle trugen Gummihandschuhe und Papierschutz über den Schuhen. Der Leiter war ein Mann namens Michael Fescoe. Ich hatte ihn schon unten am Appalachian Trail kennen gelernt, wo er die Tatortuntersuchungen im Wald durchgeführt hatte.
»CID bietet Ihnen auch volle Kooperation an?«, fragte ich.
Er kratzte sich die kurzen hellbraunen Haare. »Ich kann Ihnen gern meine Version sagen, und die ist ein bisschen anders als die von Captain Conte.«
»Bitte«, sagte ich.
Fescoe begann. »Die Killer, wer auch immer sie gewesen sind, haben bei der Tat und bei der anschließenden Reinigung ganze Arbeit geleistet. Sie haben das schon früher gemacht.
Das sind Profis vom Scheitel bis zur Sohle. Genau wie die Mörder in West Virginia.«
»Wie viele waren es Ihrer Meinung nach?«, fragte ich.
Fescoe hielt drei Finger hoch. »Drei Männer. Sie haben die Bennetts beim Abendessen überrascht und ermordet. Diese Männer haben keine Hemmschwelle, gewalttätig zu werden.
Sie können mich gern zitieren.«
65
Es war Zeit, zu feiern! Es war vorbei. Starkey, Harris und Griffin bestellten in Spark’s Restaurant an der East Fortysixth Street in Manhattan obszön große Porterhouse-Steaks, selbstverständlich sehr blutig, dazu Jumbogarnelen. Für jemand mit jeder Menge Knete in der Tasche gibt es keinen Ort, schneller glücklich zu werden, als New York City.
»Drei Jahre – aber jetzt ist es endlich vorbei«, sagte Harris und hob das Glas mit Cognac, an diesem Abend sein vierter Drink nach dem Essen.
»Außer unser geheimnisvoller Wohltäter ändert seine Meinung«, warnte Starkey. »Das könnte passieren. Noch ein Schlag. Oder vielleicht eine Komplikation, mit der wir nicht gerechnet haben. Aber das heißt nicht, dass wir heute Abend nicht die Sau rauslassen sollten.«
Brownley Harris aß das letzte Stück Käsekuchen und tupfte sich den Mund mit einer Stoffserviette ab. »Morgen geht’s zurück nach Rocky Mount. Das gute Leben, das nicht so übel ist.
Endlich sind wir aus dem Spiel raus, unbesiegt und nie erwischt. Jetzt kann uns niemand mehr was anhaben.«
Warren Griffin grinste nur. Er war ziemlich betrunken, Harris ebenso. Aber nicht Starkey. Er sagte: »Wie gesagt, heute Abend lassen wir die Sau raus, Männer. Das haben wir uns, verdammt noch mal, verdient. Wie in den guten alten Zeiten, Saigon, Bangkok und Hongkong. Der Abend ist jung, und wir sind voller Unsinn, Pisse und Essig.« Er beugte sich zu den Freunden hinüber. »Heute Abend möchte ich vergewaltigen und plündern. Das ist unser Recht.«
Die drei Freunde verließen das Restaurant und schlenderten zur East Fiftysecond, zwischen First und York. Das Backsteinhaus, vor dem sie stehen blieben, hatte schon bessere Tage gesehen. Vier Stockwerke. Kein Portier. Starkey kannte es unter dem Namen Asien-Haus.
Er klingelte und lauschte auf die Haussprechanlage. Er war früher schon hier gewesen.
Eine Frau antwortete mit erotischer rauchiger Stimme. »Hallo. Darf ich um Ihr Kennwort bitten, Gentlemen?«
Starkey sagte auf Vietnamesisch: »Silber Mercedes 11.«
Man ließ sie ein. »Các em đang chờ. Em đẹp hết xảy«, sagte die Frau auf Vietnamesisch. Die Ladys warten, und sie sind atemberaubend.
»Das sind wir auch«, sagte Starkey und lachte.
Starkey, Harris und Griffin gingen die mit rotem Teppich belegten Treppenstufen hinauf. Auf dem Absatz im ersten Stock war eine schlichte graue Tür.
Eine junge schlanke Asiatin
Weitere Kostenlose Bücher