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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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Stelle wie meine letzte Einladung ins Weiße Haus, direkt aus dem Ostflügel. Seit der Rettung der Kinder war mittlerweile eine Woche vergangen, und der Medienrummel war in vollem Gang. Noch nie hatte ich so viele Journalisten vor dem Weißen Haus gesehen, und das will für Washington eine Menge heißen.
    Die Sicherheitsmaßnahmen waren auch dieses Mal wieder von einer anderen Welt. Es dauerte fünfundvierzig Minuten, bis Mrs. Coyles Mitarbeiterin mich vom östlichen Besuchereingang ins Haus geschleust hatte.
    Im Flur im ersten Stock wurde ich von der First Lady persönlich in Empfang genommen. Sie trat auf mich zu und ergriff meine Hände.
    »Ich freue mich sehr, Sie zu sehen, Alex«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, wie ich das, was ich empfinde, ausdrücken soll. Dafür gibt es keine Worte.«
    »Vielen Dank, dass Sie bereit sind, mich zu empfangen.« Mehr brachte ich nicht zustande. Es war nicht einfach gewesen, überhaupt eine Gesprächserlaubnis zu bekommen. Ich glaube nicht, dass es außer der First Lady noch jemanden gab, der das hätte arrangieren können.
    Sie ging mit mir durch den Flur, und zwar in die entgegengesetzte Richtung wie beim letzten Mal. Zwei Secret-Service-Agenten folgten uns in respektvollem Abstand.
    »Zoe wird wahrscheinlich ein bisschen schweigsam sein«, sagte sie, »aber Ethan spricht gerne über die Entführung. Ich habe schon alles mit den beiden besprochen, zusammen mit den psychologischen Betreuern. Sie können alles fragen, was Sie wollen.«
    Wir kamen an dem berühmten Yellow Oval Room vorüber und betraten ein großes, sonniges Wohnzimmer, das einen schönen Blick auf die südliche Rasenfläche bot. Ethan und Zoe saßen nebeneinander auf einem Sofa und sahen sich auf einem riesigen Fernseher an der Wand einen Animationsfilm an. Die Mutter des Präsidenten saß am Fenster und strickte. Sie lächelte und nickte mir zu, ohne sich zu erheben.
    »Ethan? Zoe?«, sagte Mrs. Coyle. »Würdet ihr jetzt bitte mal den Fernseher ausschalten? Das ist der Detective, von dem ich euch erzählt habe. Das ist Alex Cross.«

  111
    Die Kinder sahen mich über die Schultern hinweg an. Durchaus interessiert, aber nicht übermäßig.
    »Hallo«, sagten sie leise und gemeinsam.
    »Bitte treten Sie doch näher.« Mrs. Coyle winkte mich weiter in das Zimmer, und wir gingen um das Sofa herum und setzten uns.
    Ich fing behutsam an, stellte zunächst nur einfach zu beantwortende Fragen. Erst nach einer Weile ging ich dazu über, sie nach ihren Erlebnissen zu fragen oder sie zu bitten, mir alles das zu erzählen, was sie erzählen wollten.
    Zoe war genauso verschlossen, wie ihre Mutter angekündigt hatte. Sie zog die Füße unter den Körper und malte mit dem Finger kleine Kreise auf die Sofalehne. Ihr Blick war die meiste Zeit gesenkt.
    Ganz anders dagegen Ethan. Er musterte mich aufmerksam und hatte immer zuerst eine Antwort parat. Seine Worte besaßen eine Klarheit, wie sie nach einer überstandenen Krise bei Kindern nicht ungewöhnlich ist.
    »Wir haben die ganze Zeit miteinander geredet«, sagte er einmal. »Ich habe gewusst, dass wir eine Chance haben, solange wir noch... Sie wissen schon... leben.«
    Das Gute daran, wenn es denn so etwas gab, war, dass sie sich kaum an die Zeit in diesem Bunker erinnern konnten. Was angesichts der Mengen an Rohypnol, die nach der Rettung in ihrem Blut noch gemessen wurden, auch nicht weiter verwunderlich war.
    Auch über ihren Entführer konnten sie so gut wie nichts berichten. Sämtliche Nahrungsmittel und Getränke waren durch eine Klappe in der Tür zu ihnen hineingeworfen worden. Es hatte keinerlei Gespräche gegeben.
    »Er hat uns gar nicht beachtet«, sagte Ethan. »Als wären wir überhaupt nicht da.«
    »Aber ihr wisst, dass es ein Mann war, oder?«, hakte ich nach. Man hatte ihnen nichts über Rodney Glass gesagt, vor allem nicht, dass er aus Mangel an Beweisen aus der Untersuchungshaft entlassen worden war.
    »Ich habe ein paarmal seine Hände gesehen. Männerhände. Und manchmal hat man ihn auch reden hören, draußen vor der Tür«, sagte Ethan.
    »Reden?«
    Er nickte. »Ich glaube, er hat gedacht, dass wir schlafen. Manchmal war das auch so, aber manchmal hab ich bloß so getan.«
    »Hast du auch verstanden, was er gesagt hat? Oder vielleicht seine Stimme erkannt?«, wollte ich wissen.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hab’s probiert, aber es war zu leise.«
    Dann hielt er kurz inne. Seine Brust sank ein wenig ein, und er hob den Kopf, als sei ihm

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