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Alex Cross - Cold

Titel: Alex Cross - Cold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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vergessen. Nicht, seitdem sie sich Nase an Nase in diesem Verhörzimmer im Bullenland gegenübergesessen hatten. Er war Detective bei der Polizei in Washington, und sein Name lautete Alex Cross. Und auch er würde besiegt werden.

  113
    »Legen Sie den Bogen weg, Glass«, sagte ich. »Legen Sie ihn auf der Stelle weg!« Der eingelegte Pfeil zeigte im Fünfundvierzig-Grad-Winkel nach unten. Eine solche Waffe hatte ich noch nie benutzt, und ich war auch noch nie mit einer konfrontiert worden. Ich wusste nicht, wie man damit schießen konnte. Und das war der Grund, weshalb ich mit meiner Glock genau auf seine Brust zielte.
    Ein Grund jedenfalls.
    Glass erstarrte, aber nur einen Sekundenbruchteil lang. Dann grinste er. Das hätte mich nicht überraschen dürfen, tat es aber. Dieser Kerl war bis zur letzten Sekunde dreist und rotzfrech. Es war unmöglich, ihn nicht zu hassen, ganz egal, was seinem Sohn zugestoßen war. Er war ein Kindesentführer mit dem Herzen eines kaltblütigen Mörders.
    »Nun sieh mal einer an, wen haben wir denn da?«, sagte er. »Wollen Sie mich vielleicht hier draußen im Wald erschießen? Damit es niemand erfährt?«
    »Können Sie sich das vorstellen?«
    »Sie haben gehört, was mein Partner gesagt hat«, sagte Sampson. »Legen Sie den Bogen auf den Boden und treten Sie zurück. Jetzt sofort.«
    Ich sah etwas in Glass’ Augen aufblitzen. Vermutlich die Erinnerung an Sampsons rechten Haken auf der Autofahrt. Jedenfalls ging er langsam in die Knie, ohne uns aus den Augen zu lassen, und legte den Bogen neben sein Auto. Dann ließ er ebenso behutsam den Köcher mit den Pfeilen von der Schulter gleiten.
    »Was machen Sie hier draußen?«, fragte ich ihn. »Ist doch ein ziemlich merkwürdiges Ausflugsziel, wenn man bedenkt, was in letzter Zeit alles passiert ist.«
    Er zuckte nonchalant mit den Schultern. »Reine Neugier.
    Es sind so viele Lügen über mich verbreitet worden. Da habe ich mir gedacht, ich schaue mal hier draußen vorbei und sehe nach, was es mit diesem Tamtam so auf sich hat.«
    »Mein Gott«, murmelte Sampson neben mir.
    »Ach, wissen Sie, wir waren auch ein bisschen neugierig«, sagte ich. »Hauptsächlich in Bezug auf Ihr kleines Diktiergerät. Das, was in ihrem Handschuhfach liegt.«
    Glass neigte den Kopf ein wenig zur Seite, behielt die Hände da, wo ich sie sehen konnte, warf aber ab und zu einen verstohlenen Blick auf meine Pistole.
    »Manchmal habe ich das Bedürfnis, den einen oder anderen Gedanken festzuhalten«, sagte er. »Das ist doch nicht verboten, oder?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete ich. »Aber wissen Sie, was ebenfalls nicht verboten ist? Einen Sender von der Größe eines Streichholzkopfes in Ihr kleines Diktiergerät einzubauen. Zumindest nicht, wenn man die entsprechende richterliche Genehmigung dafür hat.«
    Ich griff in meine Tasche und holte mein eigenes Aufnahmegerät heraus. Es war ein bisschen schicker als seines. Ein Geschenk von Ned Mahoney und seinen Technikern vom FBI.
    Ich drückte die Taste PLAY.
    »... Vielleicht hätte ich sie doch umbringen sollen, solange ich noch die Möglichkeit dazu gehabt habe. Wenn Ethan und Zoe gestorben wären, dann hätte es zumindest einen Sinn haben können. Aber so...«
    Glass blinzelte. Mehr nicht. Er war genauso unverschämt wie immer.
    »Das beweist gar nichts«, sagte er.
    »Rodney Glass, ich verhafte Sie hiermit wegen des Verdachts der Entführung und des versuchten Mordes an Ethan und Zoe Coyle«, sagte ich. »Legen Sie sich auf den Boden und breiten Sie die Arme aus.«
    »Jetzt haben wir dich, Glass«, sagte Sampson. »Endlich haben wir dich. Und das ist nun wirklich ganz großes Kino.«

  114
    Glass blieb, wo er war, das Grinsen fest ins Gesicht gemeißelt. »Ach, wissen Sie, da passt so vieles nicht zusammen. Sie sind hier doch überhaupt nicht zuständig. Gehen Sie zurück nach Washington, dahin, wo Sie hingehören.«
    Sampson hatte jetzt auch seine Glock gezogen. »Oh, aber natürlich gehen wir zurück nach Washington«, sagte er.
    »Tja, das bezweifle ich, ehrlich gesagt.« Glass rollte mit den Augen und wandte sich ab, als wollte er uns einfach stehen lassen.
    »Glass...«
    Aber es war nur ein Täuschungsmanöver. Blitzschnell drehte er sich wieder zu uns um und zog dabei etwas unter seiner Jacke hervor. Eine Pistole, in der rechten Hand.
    »Glass, nicht!«
    »Glass!«
    Unsere Worte kamen praktisch gleichzeitig mit meinem Schuss. Und mit Sampsons. Glass schoss weit daneben, während er selbst

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