Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
gekauft, eine Nachricht hinterlassen, mich wieder mitten in der Nacht davongemacht und bin runter nach L.A. gefahren. Oakland habe ich erst als Post-Doktorand am Langley Porter wiedergesehen.«
»Alter Hochstapler. Wird Zeit, dass man dir deine akademischen Grade aberkennt.«
»Betrug liegt unterhalb deiner Besoldungsstufe«, sagte ich. Und eine Meile später fügte ich hinzu: »Wenn man die Spenden zusammenzählt, die ich als Ehemaliger geleistet habe, dann habe ich das mehr als wettgemacht.«
Er lachte. »Früher oder später muss man für alles büßen, was?«
»Irgendwann muss man damit anfangen.«
Als wir wieder in seinem Büro waren, rief Milo Dr. Clarice Jernigan in der Rechtsmedizin an.
Letztes Jahr hatte er den Mord an einem von Jernigans Assistenten aufgeklärt, einem gewissen Bobby Escobar, doch offiziell war das als Erfolg der Mordkommission bei der Sheriff-Dienststelle verzeichnet worden. Damals, als der Fall als hoffnungslos galt, hatte Jernigan leichtfertig angeboten, Milo eine Vorzugsbehandlung zu gewähren, wenn er den Mord an Bobby aufklären würde.
Die Frau stand zu ihrem Wort.
Milo stellte sein Telefon auf Konferenzschaltung, woraufhin Jernigans muntere Stimme durch das winzige Büro schallte.
»Ich habe Ihr Opfer gerade zugenäht, Milo. Welchen Halbgott haben Sie neben mir in der Hinterhand?«
»Was meinen Sie damit, Doc?«
»Freemans Leiche kommt rein, überspringt unseren Rückstau und landet sofort auf dem Tisch, begleitet von einem nicht unterzeichneten Mitteilungszettel auf einem anderen Papier, als wir es benutzen, mit der Anordnung an mich, sie mir unverzüglich vorzunehmen und meine Feststellungen für mich zu behalten. Als ich meinen Boss anrufe, heißt es, er sei nicht da, obwohl ich genau weiß, dass er da ist. Mein Assistent ist sich sicher, dass der Zettel nicht bei der Leiche war, als sie eintraf, und unsere Fahrer sagen das Gleiche, folglich muss er irgendwie zu der Leiche gekommen sein, ohne dass wir es bemerkt haben. Ich dachte mir, vielleicht waren Sie das, um unserer Abmachung ein bisschen Nachdruck zu verleihen, aber na schön. Dann, kurz nachdem die Leiche auf dem Tisch gelandet ist, ruft mich jemand über mein privates Handy an – das machen sonst nur meine Kinder – und weist mich darauf hin, dass ich bei Elise Freeman diskret sein soll. Ich glaube, die genaue Formulierung lautete: ›Das muss mit absoluter Verschwiegenheit gehandhabt werden.‹ Als ich fragen will, warum, legt sie auf.«
»Wer war sie?«
»Jemand, der mir erklärt hat, sie rufe vom Parker Center aus an. Stimmt das?«
»Vermutlich.«
»Was geht hier vor, Milo? Ich habe Freeman gegoogelt, sie ist weder reich noch berühmt oder sonst irgendetwas Besonderes.«
»Das ist kompliziert, Doc.«
»Was so viel heißt wie Mund halten und schnippeln«, sagte Jernigan. »Tja, ich habe meinen Ärger runtergeschluckt und beides getan. Folgendes habe ich Ihnen zu bieten: Freemans Blutalkoholgehalt war dreimal so hoch wie erlaubt, außerdem hatte sie irgendein Opiat zu sich genommen. Keine Spuren von Einstichen, folglich hat sie es vermutlich geschnupft. Die genaue Zusammensetzung festzustellen wird eine Weile dauern. Außerdem habe ich in der Lunge eindeutige Hinweise auf eine Überdosis gefunden. Bei einer relativ gesunden, jungen Frau.«
»Wieso relativ?«
»Sie hatte eine leichte Arteriosklerose und Narbenbildung an der Leber – erste Anzeichen einer Zirrhose. Was wiederum heißt, dass sie ziemlich viel getrunken hat. Die verstopften Arterien könnten ebenfalls mit dem Alkohol zusammenhängen, oder sie war genetisch vorbelastet. Oder beides. Akut wäre nichts davon problematisch gewesen, sie hätte noch viele Jahre vor sich gehabt. Die Leiche weist keinerlei Anzeichen von Gewalteinwirkung auf, auch keine Verletzungen am Zungenbein, die auf eine Strangulation hindeuten könnten, keine Blutungen in den Augen. Kein sexueller Übergriff, und sie ist nie schwanger gewesen. Die Todesursache ist eine Überdosis, die Todesart ist noch offen.«
»Könnte es sich um eine versehentliche Überdosis handeln?«
»Oder um Selbstmord. Oder um Mord. Mein Assistent hat am Fundort kein Erbrochenes oder andere Hinweise auf einen Krampfanfall gesehen. Auch keine leeren Schnapsflaschen oder Drogentütchen. Das Trockeneisbad ist seltsam, so etwas habe ich noch nie erlebt. Ich nehme an, es könnte sich um eine Art erotisches Spiel gehandelt haben, das sie mit sich selbst getrieben hat, auch wenn ich mir
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