Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Feindseligkeit ihm gegenüber auf einer Sehnsucht nach Überlegenheit infolge einer von affektiver Hilflosigkeit erfüllten Kindheit.«
»Sie hatte dieses Bild in ihrem Wohnzimmer stehen«, sagte Milo. »Heißt das, dass Sie Ihren Tango bei ihr zu Hause getanzt haben?«
»Natürlich. Wo denn sonst, Lieutenant.«
»Bei Ihnen?«
Hauer grinste. »Meine Frau hätte etwas dagegen gehabt.«
Milo mied den Köder und ging mit ihm noch einmal alles durch. Hauer wirkte gelangweilt. Der Typ verlangte nach etwas Neuem.
Die Frage nach einem Alibi entlockte ihm ein Gähnen und die Erklärung, dass er mit seiner Frau zusammen gewesen sei, einer Spanischlehrerin an einer Mädchenschule in Hancock Park.
»Fragen Sie sie ruhig, Lieutenant.«
»Es macht Ihnen nichts aus?«
»Claudia wird so tun, als sei sie verärgert, aber sie sucht selbst hin und wieder nach Ablenkung.«
»Eine offene Ehe?«
»So etwas gibt es nicht«, sagte Hauer. »Sagen wir einfach, Claudia und ich sind nachsichtiger als die meisten Menschen. Ich würde es Ihnen natürlich übel nehmen, wenn Sie ihr von Elises Anschuldigung erzählen, da sie offenkundig falsch und diffamierend ist.«
»Diffamierend«, sagte Milo. »Das hört man sonst nur vor Gericht.«
»Ich habe in Buenos Aires Jura studiert, Lieutenant. Bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht wie ein Kampfhund leben will.« Er strich sich die Haare glatt. »Stört es Sie nicht, dass Sie sich mit dem Schlimmsten im Menschen befassen müssen?«
»Ich komme damit zurecht, Mr. Hauer.«
»Schön für Sie. Nun, womit kann ich Ihnen sonst noch behilflich sein?«
Milo winkte ab.
Hauer blieb sitzen.
Milo stand auf und schlug mit der Hand an die Lehne von Hauers Stuhl.
Hauer zuckte zusammen.
»Raus, Rico.«
Wir schauten ihm hinterher, als er in einem gelben Mazda-Miata-Kabrio davonraste. Bis zu dem Termin mit Pat Skaggs hatten wir noch zehn Minuten Zeit. Milo zündete sich eine Zigarre an, und wir trödelten auf dem Gehsteig herum.
Drei Züge und zwei Rauchringe später sagte Milo: »Elise war schwer beschäftigt.«
»Hochgeschätzte Pädagogen, die den Geist junger Menschen formen«, sagte ich.
»Es kommt mir eher so vor, als ob sowohl Hauer als auch Winterthorn ein gemeinsames Testosteronnutzungsrecht haben, aber Winterthorn mit seinem nichts anfangen kann. Weichei oder Deckhengst, wer von den beiden ist unser Hauptverdächtiger?«
»Ich halte mich mit meinem Urteil zurück, bis Mr. Skaggs seine Geschichte erzählt hat.«
»Wer hätte gedacht, dass das Lehrerzimmer der reinste Sündenpfuhl ist? Was hältst du jetzt von Elises Anschuldigungen?«
»Abwarten.«
»Komm schon, breite mal die Schwingen der Theorie aus.«
»Beide Männer haben zugegeben, dass sie mit ihr Sex hatten, einvernehmlicher Sex ist aber auch die Ausrede jedes Vergewaltigers, weil dadurch DNA-Spuren wertlos werden. Es könnte sein, dass sie sich abgesprochen haben, als sie herzitiert wurden, und sich mit Halbwahrheiten gegenseitig decken. Aber ich weiß es wirklich nicht.«
Er fluchte. »Normalerweise würde ich mir beide vorknöpfen, ehe sie die Gelegenheit haben zu mauscheln. Was ist mit ihrer Persönlichkeit?«
»Winterthorn ist ein leicht erregbarer Junge. Hauer lässt sich meiner Meinung nach nicht so leicht aus der Reserve locken.«
»Ein unerschütterlicher Psychopath?«
»Er besitzt die nötige Überheblichkeit.«
»Ein Amateurpsychologe.«
»Große Klappe, nichts dahinter«, sagte ich. »Eines Tages kann er seine eigene Talkshow kriegen. Oder in die Politik gehen.«
Er lachte, rauchte, holte sein Handy heraus und gab Claudia Hauers Nummer ein. Das anschließende Gespräch war kurz, freundlich, mehrdeutig.
»Mrs. Rico bestätigt, dass Señor Aalglatt die ganze Nacht bei ihr war, was etwa genauso viel wert ist wie Mama Winterthorns Alibi für den in Schwierigkeiten steckenden Junior.«
»Egal welche charakterlichen Mängel Hauer haben mag«, sagte ich. »Wenn das, was er uns über Elises Kindheit erzählt hat, stimmt, dann passt das bestens zu ihrer Kampftrinkerei und der Promiskuität. Und dazu, dass sie sich jemanden wie Sal Fidella aussucht und ihn dann erniedrigt. Ich würde gern mit ihren Verwandten reden. Irgendwann muss sich ohnehin jemand um die Leiche kümmern.«
»Normalerweise «, erwiderte er, »hätte ich Sean oder Moe schon darauf angesetzt, die nächsten Angehörigen aufzuspüren.« Er schnippte die Asche ab. »Den armen Blödmann anzurufen, während sie mit El Gaucho bumst, das
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