Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
geändert hatte.
»Wegen der Kosten für die Beschilderung«, sagte er. »Das ist ja was ganz Neues. Du meinst also, dass irgendwas über die Vergangenheit des alten Cyrus rausgekommen ist. Eine Mittelschule, du hältst es im Kopf nicht aus.«
»Kinder aus der Innenstadt wären leichte Opfer. Vor allem damals. Elise hat Fidella erzählt, dass ihr Vater ihr gegenüber grob war, aber sie hat nicht gesagt, dass es um etwas Sexuelles ging. Die Wahrheit zu verschleiern ist ein weit verbreiteter Abwehrmechanismus, und das könnte zu einem lebenslangen Verhaltensmuster geführt haben. Etwa dazu, dass sie gelogen hat, was ihren Collegebesuch betraf. Ich habe das Blessed Heart überprüft. Es ist ein kleines, angesehenes katholisches Frauencollege auf hohem Niveau, keineswegs schlechter als die Universität von Maryland. Es ging also nicht darum, ihre Vita aufzuhübschen.«
»Lügen aus Gewohnheit?«
»Könnte sein«, sagte ich. »Aber ich dachte eher an etwas anderes: Wie sich herausgestellt hat, ist der Campus von Blessed Heart nur zwei Blocks von der Chancellor entfernt. Vielleicht ist sie in der Gegend aufgewachsen. Dieser Bezirk liegt auch in der Nähe der Pimlico-Rennbahn. Was, wenn sie schon frühzeitig eine Neigung zum Zocken hatte – und zu Zockern?«
»Fidella«, sagte er. »Den Jackpot an einem Tag zu verballern könnte darauf hindeuten, dass er spielsüchtig ist. Sie war es vielleicht auch, und deswegen hat womöglich einer von ihnen einen Erpressungsplan ausgeheckt, oder alle beide. Dann überlegt sie es sich anders. Unser unscheinbares Mordopfer hat ein ziemlich kompliziertes Leben geführt. So viel zum Thema Multitasking.«
»Vielleicht auch nicht. Sie hat die unterschiedlichen Bereiche ihres Lebens sauber voneinander getrennt – alles in kleine Schubladen aufgeteilt – und versucht, jede Komplikation zu vermeiden.«
»Tagsüber die geschätzte Lehrerin, nachts die wilde Aufreißerin. Und am Ende landet sie dabei im Eisfach.«
16
Am nächsten Morgen um neun war Milo bei meinem Haus. Wir fuhren mit dem Seville nach Santa Barbara, denn »wenn ich zwei Stunden unterwegs bin, hab ich gern Leder unter dem Hintern und eine funktionierende Klimaanlage«.
»Wie hat die Schwester auf die Nachricht reagiert?«, fragte ich.
»Hat einmal gejapst und sich dann ziemlich schnell beruhigt. Sexy Stimme. Wie die von Elise auf der DVD, aber ohne den depressiven Unterton.«
Während ich den Beverly Glen Boulevard entlangfuhr, packte er sein Roggensandwich mit Saumfleisch, Brathähnchen, Speck und Bratkartoffeln aus, das er sich aus den in meinem Kühlschrank erbeuteten Resten gebastelt hatte. Dazu trank er aus einer Halbliterflasche Diet Dr. Pepper, die er mitgebracht hatte.
Als ich zum Mulholland Drive kam, war er am Essen und Telefonieren und versuchte herauszufinden, weshalb man auf seine dringende Bitte um Elise Freemans Telefonunterlagen noch nicht reagiert hatte. Diverse Handlanger ihrer Telefongesellschaft leiteten ihn ein ums andere Mal weiter, bis die Verbindung unterbrochen wurde. Beim zweiten Versuch entschuldigte man sich mit »technischen Problemen«.
Als er sich bei der Staatsanwaltschaft nach der Offenlegung ihrer Finanzen erkundigte, teilte man ihm mit, es habe »Verzögerungen beim Weiterleiten« der entsprechenden Anordnung gegeben. Er versuchte es beim stellvertretenden Bezirksstaatsanwalt John Nguyen, der ihn auf Warteschleife legte.
Eine Minute später schaltete Milo sein Handy aus und zog eine missmutige Miene. »John kann den Nebel auch nicht lichten.«
»Alles wird direkt zum Büro des Chefs umgeleitet.«
»Verkalkung der verfahrenstechnischen Arterien.« Mit gespieltem Entsetzen griff er sich an die Brust und schlug die Zähne in tierische Proteine. Er schluckte schnell, ohne Luft zu holen. Es war eher eine Frage der Ablenkung als des Geschmacks.
Am Sepulveda Boulevard stieß ich auf den Interstate Highway 405 in Richtung Norden, fädelte mich auf die Route 134 in Richtung Westen ein und rollte durch die westlichen Ausläufer des Valley auf die Route 101. Ich raste an braunen Hügeln und den Überresten der mächtigen Bäume vorbei, denen die Stadt Thousand Oaks ihr Wappen verdankte, und fuhr durch die breiter werdenden Täler und höher aufragenden Berge von Camarillo. Ein paar Ausfahrten weiter nördlich ging die malerische Landschaft in Beton über: ein beiges Einkaufszentrum nach dem anderen.
Ein schnurgerades Straßenstück durch die üppigen landwirtschaftlichen
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