Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Bundesmarshalls, wenn Sie es mit einem Flüchtigen zu tun haben«, sagte der Schichtleiter.
Milo rief Gisella ein weiteres Mal an und erreichte sie an ihrem Arbeitsplatz im Bexar Hospital.
»Sie war verdammt höflich und hat sich nach Kräften darum bemüht, mir nichts zu sagen. Wird höchste Zeit, dass wir uns ein paar Bilder von der Schülerschaft der South El Monte besorgen. Vielleicht erkennt Gilberto dann ja unsere unternehmungslustigen Mädels.«
Ein Anbieter, der mit Erinnerungsstücken an die Schulzeit handelte, hatte keine Jahrbücher im Angebot, aber auf der Webseite der Highschool gab es einen Link zu deren Laden, der Eagle-Pride-DVDs für zehn Dollar verkaufte.
Milo wollte eine Eilbestellung aufgeben, worauf ihm eine Verwaltungsassistentin namens Jane Virgilio erklärte, dass er die DVD online kaufen müsse und der Versand mindestens zehn Werktage dauere.
»Auch für die Polizei?«
»Was soll die Polizei denn mit unserer DVD anfangen?«
»Es hat etwas mit einem ehemaligen Schüler zu tun. Martin Mendoza.«
»Martin? Warum um alles auf der Welt?«
»Kennen Sie ihn?«
»Er war einer unserer Stars. Alle haben gedacht, er würde zu einem großen Club gehen, aber dann hat ihn uns diese Privatschule weggeschnappt. Steckt er in Schwierigkeiten?«
»Er wird vermisst, und wenn wir wissen, mit wem er befreundet war, könnte uns das helfen, ihn zu finden. Haben Sie irgendeine Ahnung, mit wem er sich rumgetrieben hat?«
»Vermisst?«, sagte Virgilio. »Wie lange schon?«
»Mehrere Tage«, sagte Milo.
»Seine Eltern müssen außer sich sein vor Sorge.«
»Das sind sie auch, Ms. Virgilio. Wer waren seine besten Freunde?«
»Da kann ich Ihnen wirklich keinen nennen.«
»Keinen einzigen?«
»Im Grunde genommen war Martin ein Einzelgänger.«
»Ein Mannschaftssportler, der keinen Freundeskreis hat?«
»Ich – oh, ich verstehe, was Sie meinen. Stimmt schon. Martin hat immerzu trainiert, vielleicht hatte er keine Zeit, um sich mit anderen Leuten abzugeben.«
»Hatte er eine Freundin?«
»Keine Ahnung. Das wissen seine Eltern sicher besser als ich.«
»Die wissen nicht, ob es ein Mädchen gab, an dem ihm besonders viel lag.«
»Dann wird’s wohl so sein. Ich kannte Martin eher von seinem Ruf her als persönlich.«
»Als großen Sportler.«
»Er musste den Ball lediglich scharf und direkt werfen, dann hatten wir das Spiel gewonnen. Wenn Sie sagen, er wird vermisst, meinen Sie damit, dass man ihm möglicherweise etwas angetan hat?«
»Hoffentlich nicht«, sagte Milo. »Wissen Sie was, ich komme vorbei und hole die DVD gleich ab.«
»Okay, ich glaube, wir haben noch welche da – das klingt aber nicht gut, wenn Sie es so eilig haben. Die armen Eltern. Mrs. Mendoza hat sich bei jeder Feier zum Cinco de Mayo zum Kuchenverkauf gemeldet, und Mr. Mendoza hat die Leute bedient. Ich sollte mich wohl mal bei ihnen melden.«
»Nicht jetzt. Sie wollen ihre Ruhe haben.«
»Oh.«
»Können Sie mir sonst noch etwas über Martin sagen?«
»Hmm«, sagte sie. »Ein fantastischer Junge, mehr gibt’s dazu nicht zu sagen.«
Wir waren gerade aus der Tür, als das Telefon klingelte.
Die Polizei von Sierra Madre: Sal Fidellas Corvette war am frühen Morgen verlassen und teilweise verbrannt in einem ausgetrockneten Wasserlauf am Nordrand dieser hübschen Stadt gefunden worden.
Milo zog eine Karte zu Rate. »Zehn Meilen nördlich von El Monte. Vergiss Texas, der Junge ist in der Nähe seines Elternhauses geblieben.«
Die Highschool lag auf dem Weg, deshalb schauten wir zuerst dort vorbei. Sie war sauber und gut instand gehalten, aber im typischen Einheitsbaustil der öffentlichen Hand hochgezogen, und nirgendwo gab es einen Hinweis auf einen Golfplatz. Jane Virgilio war nicht da, aber ihre Assistentin händigte uns die DVD aus.
Ein weiterer Blick in die Karte: Das Haus der Mendozas war nur fünf Blocks entfernt, also fuhren wir hin. Mir kam der Gedanke, dass Martin ziemlich früh aufstehen musste, um rechtzeitig nach Brentwood zu kommen, und für den ganzen Aufwand nur Frust erntete.
Das Haus von Emilio und Anna Mendoza war klein, weiß und unscheinbar. Die Vorhänge an den makellos sauberen Fenstern waren zugezogen. Niemand meldete sich, als Milo klingelte.
Der westentaschengroße, im Schatten eines Eukalyptusbaums liegende Garten hinter dem Haus war voller Bromeliengewächse, Farne, Palmen und Buntnesseln. An einer Spalierwand lehnte ein riesiger Düngersack, das Gras war smaragdgrün. Niemand
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