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Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion

Titel: Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Kenten, hier ist die Nummer.«
    »Kenten hat persönlich angerufen?«
    »Klar. Warum auch nicht?«
    »Nach allem, was man so über ihn hört, hat er Leute, die so was für ihn erledigen.«
     
    Edwin Kenten strafte das Lügen, als er selbst ans Telefon ging. Seine Stimme war nasal und dünn, mit einem weichen, melodischen Akzent  – entweder südliches Georgia oder Florida.
    »Lieutenant Sturgis, danke, dass Sie prompt zurückrufen.«
    »Kein Problem, Mr. Kenten. Wer hat Sie an mich verwiesen?«
    »Marty Mendozas Eltern haben mir Ihren Namen genannt, und ich würde auch gern mit Ihnen über Marty sprechen. Ich weiß, dass Sie sehr beschäftigt sind, aber ich wäre Ihnen überaus dankbar, wenn wir uns treffen könnten. Wie wäre es mit einer Tasse Tee in meinem Büro? Ich bin in Westwood, am Wilshire Boulevard, in der Nähe der Broxton Avenue.«
    »Wann passt es Ihnen, Mr. Kenten?«
    »Wann immer Sie wollen, Lieutenant.«
    »Ich kann in zwanzig Minuten da sein.«
    »Ich sage meinem Parkwächter Bescheid.«
     
    Ein elegantes, dreizehnstöckiges Bürogebäude, das mit Kalkstein und Ziegeln verkleidet und von handgefertigten Stuckarbeiten gekrönt war, nahm die südwestliche Ecke von Wilshire Boulevard und Glendon Avenue ein.
    Neben diesem eleganten architektonischen Kunstwerk ragte Edwin Kentens vierzehnstöckige Firmenzentrale auf, ein ausnehmend hässlicher, mit knallig blauem Glas gestreifter Bau.
    KNT Enterprises befand sich im obersten Stockwerk des Gebäudes und war nur durch einen gesicherten Aufzug mit der Aufschrift Privat erreichbar. Der Parkwächter, der eine Statur wie ein Rausschmeißer hatte, empfing uns mit einem breiten, aufgesetzten Lächeln. Er rief oben an und bat um Erlaubnis, zückte dann einen Schlüssel zum Fahrstuhl und drehte ihn zweimal um. »Mr. Kenten erwartet Sie. Einen schönen Tag noch.«
    Wir traten in einen fensterlosen, grauweißen Warteraum mit einem groben Teppichboden, dessen Farbe an Hundekacke erinnerte. An der hinteren Wand war eine nicht gekennzeichnete, mattgrau gestrichene Tür. Die Einrichtung bestand aus vier willkürlich aufgestellten Klappstühlen, einem Kaffeetisch, auf dem ein Glas mit zerbröselnden Biscotti und ein paar Flaschen Wasser standen, und zwei gefährlich schief aufgetürmten Zeitschriftenstapeln.
    Der Mann, der uns erwartete, war fünfundsechzig bis siebzig Jahre alt und nahezu kahlköpfig, mit einem grauen Lockenkranz über den koboldhaften Ohren. Er trug ein weites, taubenblaues Hemd aus Schantungseide, eine rosa Leinenhose und weiße Lacklederslipper. Das Hemd passte zu seinen neugierigen Augen. Die Hose wiederum war farblich auf den Diamantring an seinem kleinen Finger abgestimmt. Das Zifferblatt seiner Armbanduhr war größer als manch ein Handy.
    Er musterte uns beide und riet richtig. »Lieutenant? Eddie Kenten.«
    »Schön, Sie kennenzulernen, Sir. Das ist Alex Delaware.«
    »Freut mich. Kommen Sie rein.«
    Kentens Gesicht, von einem Sonnenbrand gezeichnet, war nahezu kreisrund. Sein Oberkörper und die Bauchregion ebenfalls, als wären drei Äpfel achtlos übereinander gestapelt worden. Als er sich zur Tür umdrehte, bewegten sich alle drei Teile auf geradezu unheimliche Art und Weise unabhängig voneinander. Es sah aus, als könnte er jeden Moment auseinanderfallen, und ich spürte, wie ich mich unwillkürlich anspannte, um das Schlimmstmögliche zu verhindern.
    Wir folgten ihm durch ein Labyrinth schmuckloser Kabuffs, in denen etwa zwanzig Personen an Telefonen oder Computern arbeiteten. Kenten winkte einigen zu und lächelte jeden an. Auf dem Weg zu seinem Eckbüro stieg uns gelegentlich der Duft seines nach Ingwer riechenden Aftershaves in die Nase.
    Sein Arbeitszimmer war, wie nicht anders zu erwarten, riesig und von blauen Glaswänden umgeben. Der Ausblick in Richtung Norden und Westen wurde allerdings durch höhere Gebäude versperrt, und nach Osten hin waren gerade noch die obersten Stockwerke der Eigentumswohnungen am Wilshire Corridor zu erkennen. Nur nach Süden hatte man freie Sicht: Hier erstreckten sich meilenweit Häuser und billige Geschäfte bis nach Inglewood, das in der Einflugschneise des International Airport lag. Über allem hing eine bräunliche Smogdecke.
    Auf einem billig aussehenden Schreibtisch türmten sich Papiere, soweit er nicht mit gerahmten Fotos übersät war. Einige der Bilder waren so aufgestellt, dass sie der Besucher sehen konnte: Ein jüngerer, schlankerer Kenten mit Bürstenschnitt in der Ausgehuniform der

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