Alex Delaware 25 - Tödliche Lektion
Army, der eine knochige Frau heiratete, die einen Kopf größer war; eine Schar Kinder und Enkel in diversen Altersstufen.
Ein runder, zusammenklappbarer Banketttisch und Plastikstühle dienten als Konferenzbereich. Auf dem Tisch stand ein elektrischer Wasserkocher, umgeben von Teebeuteln und weiteren zerbröselnden Biscotti.
»Kann ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«, fragte Kenten.
»Nein danke, Sir.«
»Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mir einen gönne?« Kenten riss eine Packung Earl Grey auf, goss sich heißes Wasser ein, tauchte den Teebeutel hinein, nahm sich ein Biscotti und kaute schmatzend, ohne auf die Krümel zu achten, die auf seine Hemdbrust fielen.
Er blies in die Teetasse und schürzte dabei die Lippen. »Danke, dass Sie gekommen sind.«
»Was können wir für Sie tun, Mr. Kenten?«
»Alle nennen mich Eddie. Ich will gleich zur Sache kommen: Die Mendozas machen sich Sorgen, dass Sie glauben könnten, Marty hätte etwas mit dem Tod von Ms. Elise Freeman zu tun. Ich möchte Ihnen versichern, dass dem nicht so ist.«
»Sie sind sich da so sicher, weil …«
»Weil ich Marty kenne, Lieutenant. Ich bin schließlich derjenige, der ihn auf die Windsor gebracht hat.« Kenten stellte seine Tasse ab. »Ich dachte, ich hätte ihm damit einen Gefallen getan.«
»Sind Sie inzwischen anderer Meinung?«
»Nur weil jetzt die Polizei hinter ihm her ist?« Seine Worte klangen herausfordernd, sein Blick hingegen war verschmitzt, und er wirkte auf eine großväterliche Art heiter.
»Wir sind nicht hinter ihm her, Mr. Kenten. Wir würden nur gern mit ihm reden.«
»Warum?«
»Das können wir Ihnen im Moment nicht sagen.«
»Klingt nach einer echten Zwickmühle«, sagte Kenten.
»Nein, Sir. So ist das immer in der Anfangsphase einer Ermittlung.«
»Einer Ermittlung wegen Mordes.« Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal wegen eines Mordes mit der Polizei sprechen würde. Geschweige denn im Zusammenhang mit Marty. Glauben Sie mir, Lieutenant, er hatte nicht das Geringste mit Ms. Freemans Tod zu tun.«
»Hat er Ihnen das gesagt?«
»Nein. Ich zähle nur eins und eins zusammen.«
»Wie gut kannten Sie Ms. Freeman?«
»Ich habe von ihr gehört«, sagte Kenten. »Von ihrem Ruf.«
»Was für einen Ruf hatte sie, Sir?«
»Sie soll sich in sexueller Hinsicht etwas fragwürdig verhalten haben.«
»Hat Ihnen Marty das gesagt?«
Kenten nahm seine Tasse. »Sie hat vielen Schülern Nachhilfe erteilt, nicht nur Marty.«
»Haben Sie es dann von einem anderen Jungen an der Windsor gehört?«
»Im Moment möchte ich lieber nicht auf diese unappetitlichen Details eingehen«, sagte Kenten. »Es muss genügen, wenn ich Ihnen sage, dass sie sich nicht auf Ihre Ermittlungen auswirken.«
»Das sollte eigentlich ich beurteilen, Mr. Kenten.«
»Lieutenant, ich hätte Sie überhaupt nicht anrufen müssen, also seien Sie bitte nicht zu streng mit mir, wo ich doch nur meiner staatsbürgerlichen Verantwortung nachgekommen bin. Sagen wir einfach, dass Ms. Freeman etwas auf dem Kerbholz hatte, wie Sie es bezeichnen würden – ist das der richtige Ausdruck?«
»Auf dem Kerbholz hat man etwas, wenn man eine Vorstrafe hat, die in einem offiziellen Strafregister erfasst ist«, entgegnete Milo.
»Nun, dann sagen wir, sie hatte einen… Deckel. So etwas Ähnliches wie ein Kerbholz – einen Zettel.«
Kenten gluckste. Wir verzogen keine Miene.
»Verzeihen Sie mir bitte, ich will ihren Tod nicht verharmlosen. Eine ganz schreckliche Sache, niemand sollte eines unnatürlichen Todes sterben müssen. Ich will damit nur sagen, dass sie sich mit einigen männlichen Schülern auf unsicheres Terrain begeben hat, deshalb sollten Sie Ihre Ermittlungen vielleicht etwas ausweiten.«
»Gern«, sagte Milo. »Nennen Sie mir ein paar Namen.«
»Jemand, den ich kenne – nicht Marty –, hat streng vertraulich mit mir gesprochen. Jemand, der es nur vom Hörensagen her wusste, deshalb hat das keinen Sinn.«
»Schulklatsch?«, fragte Milo.
»Bedaure, das ist alles, was ich dazu sagen kann.«
»Sie musste also sterben, weil sie als reifere Frau scharf auf junge Männer war?«
»Wie bitte?«
»Sie haben gesagt, niemand sollte eines unnatürlichen Todes sterben müssen . Das klingt, als ob sie dazu verurteilt worden wäre.«
Kenten massierte sein mit Sommersprossen übersätes Schädeldach. »Ich dachte, ich hätte diese Wortklaubereien hinter mir, seit ich das Jurastudium aufgegeben habe. Es
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