Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
haben, der war, dass sie wollten, dass sie sich veränderten. Das ist der Grund, weshalb Eltern ihre Kinder auf Privatschulen schicken. Oh ja – sie glauben, diese Schulen könnten ihre Kinder besser, klüger und selbstsicherer machen. Sie wären sehr enttäuscht, wenn die Kinder wieder genauso wie sie waren nach Hause zurückkehrten.
»Und auch die Natur ist auf unserer Seite. Ein vierzehnjähriger Junge geht für sechs oder sieben Wochen von zu Hause weg. Wenn er zurückkehrt, hat er sich zwangsläufig verändert. Der Junge wird größer sein, dünner oder dicker. Sogar seine Stimme wird sich verändert haben. Das gehört zur Pubertät. Und wenn die Eltern ihn sehen, werden sie sagen: »Oh Tom, du bist ja so gewachsen – und so erwachsen.« Und sie schöpfen keinen Verdacht. Im Gegenteil, sie wären beunruhigt, wenn sich der Junge nicht verändert hätte.«
»Aber Roscoe hat die Wahrheit erraten, nicht wahr?« Alex wusste nun, er war endlich am Ziel angelangt, hatte die Frage gelöst, wegen der er hierhergeschickt worden war. Er wusste, warum Roscoe und Iwanow getötet worden waren.
»Nur zweimal glaubten die Eltern nicht, was sie sahen«, räumte Dr . Grief ein. »Es handelte sich um Michael J . Roscoe in New York und General Victor Iwanow in Moskau. Keiner der beiden wusste genau, was passiert war. Aber sie waren unglücklich. Sie stritten mit ihren Söhnen und stellten zu viele Fragen.«
»Und die Söhne haben Ihnen davon berichtet?«
»Man könnte sagen, ich habe es mir selbst mitgeteilt, denn die Söhne sind ja quasi identisch mit mir. Ja, Michael Roscoe wusste, dass etwas nicht stimmte und rief beim MI6 in London an. Ich nehme an, das ist der Grund, weshalb du – Pech für dich – eingeschleust wurdest. Ich musste für Roscoe und Iwanow einen Killer bestellen. Aber es war damit zu rechnen, dass es Probleme geben würde. Zwei von sechzehn ist ja noch keine Katastrophe und natürlich ändert das nichts an meinen Plänen. Ja, es hilft mir sogar. Michael J . Roscoe hinterließ sein gesamtes Vermögen seinem Sohn. Und der russische Präsident ist sogar persönlich an Dimitry Iwanow interessiert, nachdem dieser seinen Vater verloren hat.
Kurzum, das Gemini-Projekt hat sich als überragender Erfolg erwiesen. In wenigen Tagen werden die letzten Jungen Point Blanc verlassen und in den Schoß ihrer Familien heimkehren. Aber ich befürchte, dass ich mich, wenn ihre Familien sie anstandslos wieder aufgenommen haben, der Originale entledigen muss. Sie werden einen schmerzlosen Tod sterben.
Das gilt jedoch nicht für dich, denn du hast mir viel Ärger bereitet. Deshalb habe ich vor, ein Exempel an dir zu statuieren.« Dr . Grief griff in seine Tasche und holte ein Gerät heraus, das wie ein Pieper aussah. Es hatte nur eine Taste, die er betätigte. »Eva, welches Fach ist morgen als Erstes dran?«, fragte er.
»Zwei Stunden Biologie«, erwiderte Mr s Stellenbosch.
»Wie ich vermutet hatte. Vielleicht hast du im Biologieunterricht schon mal erlebt, wie ein Frosch oder eine Ratte seziert worden sind«, sagte Dr . Grief. »Seit einiger Zeit schon bestürmen mich meine Kinder, einen Menschen zu sezieren. Das überrascht mich nicht. Ich habe mit vierzehn das erste Mal der Sezierung eines Menschen beigewohnt. Morgen um neun Uhr dreißig wird ihr Wunsch erfüllt werden. Man wird dich in den Operationssaal bringen und wir werden dich aufschneiden. Dabei werden wir auf ein Narkosemittel verzichten und genussvoll beobachten, wie lange du durchhältst, bis dein Herz versagen wird. Und dann werden wir natürlich dein Herz sezieren.«
»Sie sind ja geisteskrank!«, brüllte Alex. Er schaukelte jetzt auf dem Stuhl hin und her, versuchte, das Holz zu zerbrechen und die Handschellen zu lösen. Aber es war hoffnungslos. Das Metall schnitt ihm ins Fleisch und der Stuhl wippte hin und her, blieb aber heil. »Sie sind ein Irrer!«
»Ich bin Wissenschaftler«, konterte Dr . Grief. »Und deshalb wirst du einen wissenschaftlichen Tod erleiden. Wenigstens am Ende deines kümmerlichen Lebens wirst du mir noch von Nutzen sein.« Er blickte an Alex vorbei. »Führen Sie ihn hinaus und untersuchen Sie ihn gründlich. Dann sperren Sie ihn über Nacht ein. Morgen Früh werde ich ihn mir vornehmen.«
Inzwischen hatten die Wachen, die Dr . Grief gerufen hatte, lautlos den Raum betreten. Alex wurde unsanft von hinten gepackt, die Handschellen wurden geöffnet und er wurde rückwärts hinausbugsiert. Er sah gerade noch, wie Dr . Grief die
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