Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
wird erfolgreich zu Ende geführt. Es ist bereits abgeschlossen. Und selbst wenn deine Freunde mich töten sollten, macht das keinen Unterschied. Weißt du, Alex, man kann mich nicht töten, die Welt gehört bereits mir.«
»Sie meinen, sie gehört den Jungen, die Sie als Doppelgänger engagiert haben«, bemerkte Alex.
»Engagiert?« Dr . Grief flüsterte Mr s Stellenbosch ein paar Worte in einer rau klingenden Sprache zu. Alex vermutete, dass es Afrikaans war. Ihre wulstigen Lippen öffneten sich und sie lachte. Dabei zeigte sie große, verfärbte Zähne. »Stellst du dir das etwa so vor?«, fragte Dr . Grief. »Glaubst du das?«
»Ich habe sie ja gesehen.«
»Du weißt nicht, was du gesehen hast. Du weißt nichts über meine Genialität. Dein kleiner Verstand kann nicht ermessen, was ich erreicht habe.« Dr . Grief atmete schwer. Dann schien er einen Entschluss gefasst zu haben. »Es kommt selten vor, dass ich dem Feind direkt gegenüberstehe«, meinte er. »Ich habe es immer als enttäuschend empfunden, dass ich nie in der Lage sein werde, der Welt zu verkünden, welch brillante Leistung ich vollbracht habe. Da ich dich aber nun schon mal hier habe – als unfreiwilliges Publikum sozusagen – gestatte ich mir den Luxus, dir das Gemini-Projekt zu erklären. Und wenn du schreiend in den Tod gehst, wirst du begreifen, dass du nie die geringste Chance hattest. Dass du nicht hoffen konntest, es mit einem Mann wie mir aufzunehmen und zu gewinnen. Vielleicht erleichtert dies das Ganze für dich.«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Doktor, werde ich rauchen«, sagte Mr s Stellenbosch und holte ihre Zigarren heraus und zündete eine an. Der Rauch verschleierte ihren Blick.
»Ich bin, wie du sicherlich schon bemerkt hast, Südafrikaner«, begann Dr . Grief. »Die Tiere in der Empfangshalle und in diesem Raum sind Erinnerungen an meine Zeit dort. Ich habe sie selbst erlegt. Nach wie vor sehne ich mich nach meiner Heimat zurück, dem schönsten Land der Welt. Was du vielleicht nicht wissen kannst, ist, dass ich viele Jahre lang einer der bekanntesten Biochemiker Südafrikas war. Ich war Leiter des Fachbereichs Biologie an der Universität von Johannesburg. Später leitete ich das Cyclops Institute für Genetische Forschung in Pretoria. Aber den Höhepunkt meiner Karriere erlebte ich in den 60er-Jahren, als mich Premierminister John Vorster trotz meiner Jugend – ich war Anfang zwanzig – zum Wissenschaftsminister ernannt e …«
»Sie haben mir zwar angekündigt, dass Sie mich töten werden«, unterbrach Alex ihn, »aber nicht, dass ich mich zu Tode langweilen würde.«
Mr s Stellenbosch hustete und ging mit geballter Faust auf Alex los. Aber Dr . Grief gebot ihr Einhalt. »Lassen Sie dem Jungen ruhig seinen kleinen Spaß«, sagte er. »Er wird später noch genug leiden.«
Die Vizedirektorin warf Alex einen finsteren Blick zu.
Dr . Grief fuhr fort. »Ich erzähle dir das lediglich zum besseren Verständnis. Vermutlich weißt du nichts über Südafrika. Ich habe herausgefunden, dass die englischen Schüler die faulsten und dümmsten der Welt sind. All das wird sich bald ändern. Aber ich will dir jetzt ein bisschen von meinem Land erzählen, wie es in meiner Jugend war.
Die Weißen in Südafrika beherrschten alles. Die Gesetze, die die Welt als Apartheid kennt, verboten den Schwarzen, neben Weißen zu wohnen. Ehen zwischen Schwarzen und Weißen waren verboten. Die Schwarzen durften weder die Toiletten der Weißen benutzen noch Restaurants, Sporthallen oder Bars betreten, in denen Weiße verkehrten. Sie mussten sogar spezielle Ausweise mit sich führen, wurden wie Tiere behandelt.«
»Wie widerlich«, sagte Alex.
»Wie wunderbar«, widersprach Mr s Stellenbosch.
»Das war es tatsächlich«, stimmte Dr . Grief ihr zu. »Aber im Lauf der Jahre stellte ich fest, dass das Ganze auf wackeligen Beinen stand. Der Aufstand in Soweto, der zunehmende Widerstand und die Art, wie die ganze Welt, einschließlich deines eigenen, beschissenen Landes, auf uns losging, zeigte mir, dass das Südafrika der Weißen dem Untergang geweiht war und ich sah schon den Tag voraus, an dem ein Mann wie Nelson Mandela an die Macht kommen würde.«
»Ein Verbrecher!«, fügte Mr s Stellenbosch, aus deren Nasenlöchern Rauch waberte, hinzu.
Alex schwieg. Es war eindeutig, dass Dr . Grief und seine Assistentin verrückt waren, was sie mit jedem weiteren Wort bewiesen.
»Ich sah mir die Welt an«, fuhr Dr . Grief fort, »und ich fing an zu
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