Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
seiner Seite zu sein.
Er nahm den Aufzug in den ersten Stock. Er wusste, dass die einzige Hoffnung, vom Berg herunterzukommen, in seinem Zimmer lag. Grief hatte bestimmt all seine Sachen untersucht. Aber was hatte er dann wohl damit angestellt? Alex schlich den schwach beleuchteten Gang entlang und verschwand in seinem Zimmer. Und da lag alles auf dem Bett. Der kugelsichere Skianzug, die Schutzbrille, sogar der Discman mit der Beethoven-CD. Alex seufzte tief auf vor Erleichterung. Er würde das alles dringend benötigen.
Er hatte bereits einen Plan ausgeklügelt, was er tun würde. Er konnte nicht auf Skiern den Berg hinunterfahren, da er keine Ahnung hatte, wo sie versteckt wurden. Aber es gab ja noch mehr Möglichkeiten, sich einen Weg durch den Schnee zu bahnen. Alex erstarrte, als draußen auf dem Gang eine Wache vorbeiging. Also schliefen nicht alle in der Akademie! Er musste schnell handeln. War die aufgebrochene Zellentür erst einmal entdeckt, würden sie sofort Alarm schlagen.
Er wartete, bis die Wache vorbei war, dann huschte er ein paar Türen weiter in die Wäschekammer. Als er herauskam, trug er einen langen flachen Gegenstand aus leichtem Aluminium. Er nahm ihn mit in sein Zimmer, schloss die Tür hinter sich und knipste eine kleine Lampe an. Er hatte Angst, die Wache könnte, wenn sie zurückkäme, das Licht entdecken. Aber er konnte nicht im Dunkeln arbeiten. Das Risiko musste er eingehen.
Er hatte ein Bügelbrett gestohlen.
Alex hatte erst dreimal in seinem Leben auf einem Snowboard gestanden. Das erste Mal war er mehr gefallen als gefahren. Snowboarding ist nicht ganz einfach. Aber wenn man erst einmal den Dreh raus hat, kommt man rasant voran. Am dritten Tag hatte Alex endlich kapiert, wie es funktionierte, wie man in die Kurven ging und kantete, und war elegant die Anfängerpiste hinuntergefahren. Ein Snowboard war genau das, was er jetzt brauchte. Da er hier aber keines hatte, musste das Bügelbrett herhalten.
Er griff nach dem Discman und schaltete ihn ein. Die Beethoven-CD drehte sich und schob sich dann heraus, bis die diamantene Scheibe hervorstand.
Alex überlegte kurz und fing dann an zu schneiden. Das Brett war breiter als ihm lieb war. Er wusste, je länger es war, desto schneller kam er voran. Aber wenn es zu lang war, würde er die Kontrolle darüber verlieren. Das Brett war flach und da es an der Vorderkante nicht abgerundet war, würde er jeden Buckel oder jede Wurzel spüren. Aber das konnte er nicht ändern. Er drückte die Scheibe nach unten und beobachtete, wie die sich drehende Disc das Metall durchtrennte. Alex schnitt vorsichtig einen Bogen und trennte ungefähr das halbe Bügelbrett ab. Die andere Hälfte nahm er hoch. Sie reichte ihm fast bis zur Brust. An einem Ende war sie rund und am anderen spitz zulaufend. Perfekt.
Jetzt schnitt er die Stützen bis auf eine Länge von ungefähr sechs Zentimetern ab. Er wusste, dass er sich nur dann halbwegs auf dem Brett halten konnte, wenn die Bindung richtig angelegt war. Aber er besaß absolut nichts: keine Stiefel, keine Riemen, keine Fersenstütze. Er musste wild improvisieren. Er zerriss das Bettlaken in zwei Streifen und schlüpfte in seinen Skianzug. Er würde seine Turnschuhe an die Reste der Stützen binden müssen. Das Ganze war ganz schön riskant. Wenn er stürzte, würde er sich den Fuß mindestens verrenken.
Aber er war jetzt fast fertig. Schnell zog er den Reißverschluss des Skianzugs hoch. Smithers hatte gesagt, er sei kugelsicher. Das würde sicher noch wichtig werden. Dann zog er sich die Schutzbrille über den Kopf, sodass sie um seinen Hals baumelte. Zu seinem Glück hatte man das Fenster noch nicht repariert. Er ließ das umgebaute Bügelbrett hinausfallen und kletterte ins Freie.
Heute Nacht schien kein Mond. Alex fand den in der Brille verborgenen Schalter und knipste ihn an. Er hörte an einem leisen Summen, das die Batterie aktiviert wurde. Plötzlich war der Berghang in leuchtendes Grün getaucht und Alex konnte die Bäume und die verlassen daliegende Sprungschanze erkennen.
Er trug das Bügelbrett bis zu dem schneebedeckten Hang und band es mit den Bettlakenstreifen an seine Füße. Vorsichtig stellte er sich in Startposition, den rechten Fuß im Vierzig-Grad-, den linken im Zwanzig-Grad-Winkel. Er hatte ziemlich krumme Beine, worüber sich schon sein Skilehrer lustig gemacht hatte. Aber jetzt war keine Zeit, sich über die richtige Technik Gedanken zu machen. Bisher war er nur auf grünen und
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