Alex Rider 02: Gemini-Project: Alex Riders zweiter Fall
achtete keiner der Männer auf Hygiene –, aber Alex erkannte, dass er hier das Herzstück ihrer Geschäfte vor sich hatte. Hier bereiteten sie die Drogen auf. Sie verschnitten sie, wogen sie und verpackten sie, um sie an den Schulen zu verkaufen. Es war eine unglaubliche Idee – eine Drogenfabrik auf einem Boot, und das mitten in London und nur einen Steinwurf von einem Polizeirevier entfernt. Aber gleichzeitig war es sehr clever. Wer würde hier schon danach suchen?
Plötzlich wandte sich der Blonde um und Alex schwang sich hoch und zurück an Deck. Einen Augenblick lang war er ganz benommen, denn kopfunter hängend war ihm das Blut zu Kopf gestiegen. Er atmete tief durch und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er konnte zur Polizeiwache gehen und den Beamten erzählen, was er gesehen hatte, und die Polizei konnte dann eingreifen.
Aber irgendetwas in Alex verwarf diesen Plan. Vor ein paar Monaten, da hätte er die Sache vielleicht jemand anderem überlassen. Aber er war nicht mit dem Rad so weit gefahren, nur um die Polizei zu rufen. Er erinnerte sich an den Tag, als er das weiße Auto das erste Mal vor den Schultoren gesehen hatte, und wie Colin, sein Freund, darauf zugesteuert war. Und wieder war er wütend. Das hier war etwas, was er selbst erledigen wollte.
Was konnte er tun? Hätte der Kahn einen Stöpsel gehabt, dann hätte Alex ihn herausziehen und das Boot versenken können. Aber so einfach war die Sache natürlich nicht. Der Kahn war mit zwei dicken Seilen am Landesteg festgemacht. Alex konnte sie lösen – aber das würde auch nichts nützen. Der Kahn würde davondriften – aber hier in Putney gab es weder Wasserfälle noch Strudel. Skoda würde einfach den Motor anlassen und bequem wieder zurückfahren.
Alex sah sich um. Auf der Baustelle war gerade Feierabend. Einige der Männer gingen bereits nach Hause, und als Alex alles genauer beobachtete, sah er, wie sich weit über ihm eine Klappe öffnete und ein stämmiger Mann den Kran herunterkletterte. Alex schloss die Augen. Plötzlich schwirrte eine ganze Reihe von Bildern vor seinem inneren Auge, wie die Teile eines Puzzles.
Der Kah n … die Baustell e … das Polizeirevie r … der hohe Kran mit seiner riesigen Klaue, die am Ausleger baumelt e …
… und der Jahrmarkt in Blackpool, den er einmal mit seiner Haushälterin Jack Starbright besucht hatte. Sie hatte einen Teddybären gewonnen, den sie mit einer mechanischen Klaue aus einem Glaskasten gefischt hatte.
Konnte er es schaffen? Alex vergewisserte sich noch einmal, prüfte die Winkel. Ja, es könnte klappen.
Er richtete sich auf und kroch über das Deck zurück zu der Tür, durch die Skoda getreten war. Er fand ein Stück Draht und schlang es mehrmals um den Türgriff. Dann zog er den Draht über einen Haken an der Wand und zurrte ihn fest.
Die Tür war jetzt gut verschlossen. Auf der Rückseite des Kahns war eine zweite Tür. Alex sicherte sie mit seinem Fahrrad-Vorhängeschloss. So weit er es erkennen konnte, waren die Fenster zu schmal, um durchzuklettern. Es gab keinen anderen Weg hinein oder hinaus.
Er kroch vom Kahn auf den Landesteg zurück und machte das Boot los. Das dicke Seil ließ er locker aufgerollt neben den Metallpfosten liegen, die es gehalten hatten. Der Fluss war ganz ruhig. Es würde eine Weile dauern, bevor der Kahn abdriftete.
Alex richtete sich auf. Er war so weit mit seinem Werk zufrieden und begann zu rennen.
An der Angel
D er Zugang zur Baustelle wimmelte von Bauarbeitern, die sich auf den Heimweg machten. So ähnlich wie vor einer Stunde an der Brookland-Schule. Wenn man älter wird, ändert sich nichts wirklich – mit der Ausnahme vielleicht, dass man keine Hausaufgaben mehr machen muss. Die Männer und Frauen, die die Baustelle verließen, waren müde und machten sich eilig auf den Nachhauseweg. Keiner von ihnen versuchte, Alex aufzuhalten, als er sich unter sie mischte.
Aber die Schicht war noch nicht ganz zu Ende. Einige Arbeiter schleppten noch Werkzeuge und packten sie weg für die Nacht. Sie trugen alle Schutzhelme. Als Alex einen Stapel davon entdeckte, schnappte er sich einen und setzte ihn auf. Über ihm thronte dieser riesige Wohnblock, der gerade gebaut wurde. Er musste zwischen zwei Gerüsttürmen hindurch. Plötzlich stellte sich ihm ein stämmiger Mann in weißem Overall in den Weg.
»Wohin willst du?«, wollte er wissen und starrte ihn neugierig an.
»Mein Da d …« Alex deutete vage auf einen Arbeiter und ging weiter. Der Trick
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