Alex Rider 08: Crocodile Tears
Alex fasste deshalb kurz zusammen, was geschehen war: den Überfall auf dem Friedhof, Harry Bulmans Besuch und den Zeitungsbericht, den Bulman schreiben wollte.
Als er fertig war, streckte Blunt die Hand aus und schnippte ein Stäubchen von der Schreibtischplatte.
»Das ist ja alles sehr interessant, Alex«, sagte er. »Aber ich bin nicht sicher, ob wir dir helfen können.«
»Wie bitte?« Alex starrte ihn an. »Warum nicht?«
»Nun, wie du selbst immer wieder betonst, gehörst du ja nicht wirklich zu uns.«
»Das hat Sie nicht daran gehindert, mich für Sie arbeiten zu lassen.«
»Vielleicht nicht, aber die Pressefreiheit müssen wir respektieren. Wenn dieser Bulman herausgefunden hat, was du im vergangenen Jahr gemacht hast, können wir ihn nicht aufhalten. Oder sollen wir einen Unfall arrangiere n …?«
»Nein!«, rief Alex erschrocken. Er wusste nicht, ob Blunt den Vorschlag ernst gemeint hatte.
»Was stellst du dir dann vor?«
Alex holte tief Luft. Er hatte keine Antwort parat. Wollte Blunt ihn absichtlich verwirren? »Sie haben wirklich nichts dagegen, dass er darüber schreibt?«, fragte er.
»Ich sehe darin überhaupt kein Problem. Wir können es einfach abstreiten.«
»Und ich?«
»Du auch.«
Das stimmte. Aber es würde ihm nichts bringen. Wenn Bulman seine Story veröffentlichte, war sein Leben ruiniert. Und wenn der MI6 alles bestritt, erst recht. Alex wurde langsam wütend. Blunt hatte ihn doch überhaupt erst in diese Lage gebracht. Wollte Blunt sich jetzt wirklich aus allem heraushalten und seine Hände in Unschuld waschen?
Doch da kam ihm Mr s Jones zu Hilfe. »Wir sollten mal mit diesem Journalisten sprechen. Vielleicht kann er sich dann besser in unsere Lage versetzen.«
»Dadurch machen wir uns vor diesem Journalisten nur lächerlich«, beharrte Blunt.
»Ganz meine Meinung. Aber in Anbetracht dessen, was Alex in der Vergangenheit für uns getan hat«, sie zögerte kurz, »und in Zukunft noch für uns tun könnt e …«
Blunt hob den Kopf und die Augen hinter der eckigen, stahlgrauen Brille musterten Alex zum ersten Mal mit so etwas wie Interesse. »Wäre es denn denkbar, dass du wieder für uns arbeitest?«
Es klang wie eine spontane Frage, aber bei Alex fiel plötzlich der Groschen. In diesem Zimmer war alles einstudiert. Mr s Jones hatte von seinem Aufenthalt in Schottland gewusst. Beide hatten sich genauestens über seine Schule informiert, wahrscheinlich bekamen sie sogar Kopien seiner Hausaufgaben. Und sie hatten das Gespräch in die gewünschte Richtung gelenkt. Nichts blieb dem Zufall überlassen.
»Sie wollen doch etwas von mir«, sagte Alex dumpf.
»Überhaupt nicht.« Blunt trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. Dann schien ihm etwas einzufallen. Er zog eine Schublade seines Schreibtisches auf, holte eine Akte heraus und legte sie vor sich hin. »Das heißt, wenn du schon davon sprichst, hier wäre etwas, allerdings etwas Kinderleichtes, für dich eigentlich eine Unterforderung.«
Alex beugte sich vor. Die Akte, die Blunt herausgezogen hatte, trug den üblichen roten Stempel: STRENG GEHEIM! Doch darunter hatte jemand in schwarzer Tinte noch ein weiteres Wort geschrieben. Alex konnte es lesen, obwohl es auf dem Kopf stand: GREENFIELDS. Der Name kam ihm bekannt vor. Wo hatte er ihn schon mal gehört? Dann erinnerte er sich. Fast hätte er gelacht. Wie schafften die das eigentlich?
Greenfields hieß das Forschungszentrum, das er mit seiner Klasse besuchen sollte. Sein Erdkundelehrer M r Gilbert hatte erst am Vortag davon gesprochen.
»Was weißt du über Gentechnik?«, fragte Blunt.
»Ich schreibe einen Aufsatz darüber.« Aber das wusste Blunt natürlich längst.
»Ein spannendes Thema«, fuhr Blunt fort, wirkte dabei jedoch eher gelangweilt. »Man kann damit unglaubliche Dinge anstellen. Tomaten erzeugen, die in der Wüste wachsen, oder Orangen, die so groß werden wie Melonen. Unternehmen wie Greenfields könnten unser Leben radikal verändern. Natürlich« – er ballte die linke Hand zur Faust – »gehen damit auch gewisse Gefahren einher.«
»Wer über die Nahrungsmittel bestimmt, beherrscht die Welt.« Alex war eingefallen, was Edward Pleasure in Schottland gesagt hatte.
»Stimmt genau. Und alles, was einem einzelnen Menschen zu viel Macht verleiht, interessiert uns. Ein Mitarbeiter von Greenfields macht uns Sorgen.«
»Ein gewisser Leonard Straik«, ergänzte Mr s Jones.
»M r Straik ist der Direktor und wissenschaftliche Leiter der Firma. Alter
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