Alex Rider 08: Crocodile Tears
ihm die Wahl, weil er genau wusste, wie Alex reagieren würde. Die Entscheidung war schon gefallen.
Alex hätte damit rechnen müssen. Er war freiwillig in die Höhle des Löwen gegangen und durfte sich nicht beklagen, wenn er einen Kratzer abbekam.
» E s ist mir wie immer eine Freude, dich zu sehen, Alex«, sagte Smithers. »Mir scheint, du bist ganz schön gewachsen. Oder M r Blunt hat dich bereits mit meinen neuen Turnschuhen versorgt. Auf die bin ich wirklich ziemlich stolz.«
»Kann man damit schießen?«
»Nein, nichts dergleichen. Sie sind für Agenten gedacht, die während eines Einsatzes rasch ihr Aussehen verändern müssen. In die Fersen ist ein hydraulisches System eingebaut, mit dessen Hilfe man sich knapp zehn Zentimeter größer machen kann.«
»Haben sie einen Namen?«
Smithers verschränkte stolz die Arme über seinem mächtigen Bauch. »Pumps!«
Sie saßen in Smithers Büro im elften Stock. Das Zimmer wirkte ganz normal, aber Alex wusste, dass sich hinter jedem Einrichtungsgegenstand etwas anderes verbarg – von der Röntgen-Gelenkleuchte bis zum Postausgangskorb mit integrierter Verbrennungsanlage. In den Aktenschrank war ein Fahrstuhl ins Erdgeschoss eingebaut.
Smithers war genauso, wie Alex ihn in Erinnerung hatte. Er trug einen altmodischen, für seinen Leibesumfang maßgeschneiderten dreiteiligen Anzug und eine konservativ gestreifte Krawatte. Gesicht und Mehrfachkinn hatte er wie immer zu einem breiten Lächeln verzogen. Smithers war der einzige Agent beim MI6, den Alex gern besuchte. Er war auch der Einzige, dem er traute.
»Wie ich höre, siehst du dich für uns bei Greenfields um«, sagte Smithers. »Das finde ich prima, Alex. Ich staune immer wieder, dass du uns so viel hilfst.«
»Na ja, M r Blunt kann sehr überzeugend sein.«
»Das stimmt. Wenigstens dürfte es diesmal nicht allzu gefährlich sein. Aber sei trotzdem vorsichtig. Dieser Masters war übel zugerichtet. Er ist in etwas reingetreten, was ihm überhaupt nicht bekommen ist, also pass auf, wo du langgehst.« Smithers hüstelte, weil er merkte, dass er sich verplappert hatte, und fügte hastig hinzu: »Du wirst dort bestimmt niemandem auffallen.«
»Wie komme ich in Straiks Büro?«, fragte Alex.
»Ich habe ein paar Sachen für dich.« Smithers öffnete eine Schreibtischschublade und holte ein altmodisches Federmäppchen aus Blech heraus. Es hatte schon einige Dellen und war mit einem Bild der Simpsons versehen. Drei oder vier Jahre zuvor hätte Alex so etwas noch zu Weihnachten bekommen. »Es ist zwar unwahrscheinlich, dass man euch durchsucht, aber wir gehen lieber auf Nummer sicher.«
Er schob das Mäppchen zu Alex hinüber. »Das Blech hat es in sich«, erklärte er. »Ich habe es für internationale Flugreisen entwickelt. Es ist mit Blei ausgekleidet, deshalb kann ein Röntgen-Scanner die darin versteckte Technik nicht sehen. Trotzdem habe ich zusätzlich noch die Umrisse von Stiften und Linealen in den Deckel eingearbeitet. Bei einem Scan werden sie als Schatten sichtbar. Man kann darin alles Mögliche befördern, ohne dass jemand es merkt.«
Smithers öffnete es. Zu Alex’ Überraschung enthielt es tatsächlich Stifte und Lineale und andere in der Schule übliche Utensilien. »Da du einen Klassenausflug machst, habe ich die Technik in Dinge gepackt, die man im Federmäppchen eines Schülers erwartet.« Mit Zeigefinger und Daumen seiner breiten Hand zog er einen großen Radiergummi heraus. »Hier ist der Speicherstick drin, den du für Straiks Computer benötigst. Entferne einfach die Gummikappe und steck ihn in den Computer. Ein Passwort und dergleichen brauchst du nicht, der Stick arbeitet vollautomatisch. In etwa dreißig Sekunden ist der komplette Computerinhalt kopiert.«
Er nahm einen Büchereiausweis aus dem Mäppchen. Darauf war bereits Alex’ Name aufgedruckt. Auf der Rückseite befand sich ein Magnetstreifen.
»Straiks Büro ist bestimmt abgeschlossen. Mit dieser Karte kommst du rein. Sie sieht wie ein Büchereiausweis aus, ist in Wirklichkeit aber eine universell einsetzbare Magnetstreifenkarte.« Er hob das Mäppchen hoch und Alex entdeckte einen seitlichen Schlitz in der Nähe des Bodens. »Du nimmst die Karte, ziehst sie durch das Türschloss, das du öffnen willst, und schiebst sie dann in diesen Schlitz. Dahinter ist ein Lesegerät versteckt, das den empfangenen Datenfluss umkehrt. Es rekonstruiert den benötigten Code und programmiert die Karte neu. Solche Kartenleser gehören
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