Alex Rider 08: Crocodile Tears
äußerst notwendige Forschungsarbeiten zur Ursache der Katastrophe und möglichen Medikamenten. Doch ohne Sie sind wir machtlos. Bitte helfen Sie uns noch heute. Rufen Sie uns an oder besuchen Sie uns im Internet. Wir sind vierundzwanzig Stunden am Tag für Sie da. Retten Sie Kenia und seine Bevölkerung. Helfen Sie den Menschen in Not.«
Das letzte Bild zeigte eine im Gras liegende Giraffe, deren Rippen sich durch die Haut bohrten. Über ihr erschienen eine Telefonnummer und eine Internetadresse, darunter das Logo von First Aid.
»Mit der Giraffe bin ich besonders zufrieden«, sagte McCain. Er drückte eine Taste und die Aufnahme blieb stehen. »In den Industrieländern sehen viele Menschen weg, wenn ein Kind oder eine alte Frau auf der Straße bettelt. Aber ein totes Tier rührt sie zu Tränen. In den nächsten Monaten werden in Kenia viele Giraffen und Elefanten sterben. Das Spendenaufkommen dürfte sich dadurch verdoppeln.«
Alex schwieg. Was McCain sagte, verursachte ihm Übelkeit. Aber noch schlimmer war, dass er genau wusste, was er auf dem Bildschirm gesehen hatte. Das afrikanische Dorf, in dem er gewesen war. Bei seinem Einbruch ins Filmstudio Elms Cross hatte er zwischen den Hütten gestanden. Nur das Hintergrundbild war anders. Es zeigte einen Wald und wirbelnde Wolken.
»Sie haben das Ganze erfunden«, sagte er tonlos. »Alles ist gefälscht. Sie haben das Dorf in einem Filmstudio in London nachgebau t …«
»Wir bereiten uns nur auf die Wirklichkeit vor«, erwiderte McCain. »Sobald die Presse über die Seuche in Kenia berichtet, senden wir unseren Spendenaufruf. Wir werden in sämtlichen Zeitungen inserieren, nicht nur in England, sondern auch in Amerika, Australien und einigen anderen Ländern. Anschließend warten wir in aller Ruhe darauf, dass das Geld hereinkommt.«
»Das Sie dann behalten! Sie werden niemandem helfen!«
McCain lächelte und blies eine Rauchwolke in die Luft. »Hilfe ist gar nicht möglich«, sagte er. »Wenn die Seuche erst ausgebrochen ist, vermag keiner sie aufzuhalten. Ich kann das mit Gewissheit sagen, weil ich sie ja selbst verursacht habe.«
»Greenfield s …«
»Genau. Ich wünschte, mein guter Freund Leonard Straik wäre hier, um dir den wissenschaftlichen Hintergrund zu erklären, aber er ist leider verunglückt. Man könnte sagen, er ist an einer Schnecke erstickt. Dabei handelte es sich bedauerlicherweise um die giftige Kegelschnecke. Ich glaube, Leonards Herz hat schon aufgehört zu schlagen, bevor ich ihm die Schnecke in den Hals stopfte.«
McCain hatte Straik also ermordet. Wahrscheinlich wollte er den Gewinn mit niemandem teilen. Alex versuchte sich alles zu merken. Er musste irgendwie den MI6 verständigen.
»Das Ganze funktioniert in etwa so.« Die Zufriedenheit war McCain deutlich anzumerken. Er gab sich keine Mühe, sie zu verbergen. »Auch wenn du nur selten zur Schule gehst, Alex, von Genen hast du bestimmt schon gehört. Jede Zelle deines Körpers hat etwa dreißigtausend davon – winzige Stücke eines Codes, der festlegt, was du bist. Welche Haarfarbe du hast, was für Augen und so weiter. Alles wird von den Genen bestimmt.
Auch Pflanzen bestehen aus Genen, die zum Beispiel festlegen, ob sie gut schmecken oder nicht. M r Straik und seine Kollegen von Greenfields wollten die Eigenschaften von Pflanzen verändern, indem sie ein Gen hinzufügten. Pflanzen sind komplexer, als du vielleicht annimmst. Die zur Ausbildung eines einzigen Weizenhalms nötigen Informationen würden hundert Bücher mit jeweils tausend Seiten füllen. Entscheidend ist aber: Wenn man nur ein einziges Gen hinzufügt – also ein Stück mit neuen Informatione n –, ändert man dadurch die ganze Bücherei. Der Weizen sieht danach immer noch aus wie Weizen, ist aber etwas ganz anderes. Er schmeckt nicht mehr so gut, wenn man ihn mit Milch und Zucker zum Frühstück isst. Du könntest sogar daran sterben.
Verstehst du, worauf ich hinauswill? Ich spreche davon, wie man aus einer ganz gewöhnlichen, nützlichen Pflanze ein tödliches Gift macht. Giftige Pflanzen werden übrigens überall auf der Welt täglich beim Kochen verwendet! Ich erkläre dir das.
Du isst sicher gern Kartoffeln. Jungs wie du essen die ganze Zeit Pommes frites und Kartoffelchips. Dabei denkst du bestimmt nicht daran, dass du in Wirklichkeit eine giftige Pflanze zu dir nimmst. Nur wenige Menschen wissen, dass die Kartoffel mit der Tollkirsche eng verwandt ist. Ihre Blätter und Blüten sind hochgiftig. Sie
Weitere Kostenlose Bücher