Alex Rider 08: Crocodile Tears
es sowieso zu spät. Denn dann habe ich schon geheiratet und mich nach Südamerika abgesetzt. Dort ist alles für ein neues Leben vorbereitet. Ich werde mich noch einmal von einem plastischen Chirurgen operieren lassen – diesmal bestimmt mit mehr Erfolg. Ich werde ein Unternehmer und Milliardär sein, den niemand so genau kennt. Aber nur wenige werden fragen, wer ich bin und woher ich komme. Ich weiß das aus meiner Zeit als Sponsor der konservativen Partei. Wer reich ist, wird mit Respekt behandelt.«
McCain verstummte. Er war fertig, lehnte sich zurück und wartete darauf, dass Alex etwas sagte. Im Feuer fiel ein Scheit mit einem plötzlichen Zischen in sich zusammen und ein Funkenregen stob zum Nachthimmel auf. Die Wachen waren nicht zu sehen, aber Alex war klar, dass sie im Dunkeln lauerten und im Bedarfsfall sofort zur Stelle sein würden. Ihm war schlecht. Dass er an dem Hebel hatte ziehen müssen, der die Sporen freisetzte, war eine zusätzliche, willkürliche Grausamkeit gewesen. Einen richtigen Grund dafür gab es nicht. Wahrscheinlich verschaffte es McCain und seiner Verlobten eine sadistische Befriedigung.
»Und was geschieht als Nächstes?«, fragte er. »Was wollen Sie von mir?«
»Ist das deine einzige Frage? Hast du nichts zu meinem Plan zu sagen?«
»Ich finde, Ihr Plan ist so krank wie Sie selbst, M r McCain. Er interessiert mich überhaupt nicht. Sie interessieren mich auch nicht. Ich will nur wissen, wozu ich hier bin.«
McCain hatte wohl Beifall oder wenigstens irgendeine Reaktion von Alex erwartet. Jedenfalls war er sichtlich enttäuscht. »Meinetwegen«, erwiderte er und seine Stimme klang verdrossen. »Ich kann es dir genauso gut sagen.«
Er hatte die Zigarette zu Ende geraucht und drückte sie aus.
»Ich habe sehr viel darüber nachgedacht, wie du es angestellt hast, mir zweimal in die Quere zu kommen. Das erste Mal in Kilmore Castle in Schottland. Du warst zusammen mit diesem Journalisten Edward Pleasure dort. Warum?«
»Ich bin mit seiner Tochter befreundet«, sagte Alex. Warum sollte er nicht die Wahrheit sagen? Schaden konnte es ihm nicht. »M r Pleasure hat mich eingeladen.«
»Es war also nur ein Zufall?«
»Richtig.«
McCain überlegte einen Moment. »Ich war wegen Pleasure beunruhigt«, sagte er dann. »Man hatte mich gewarnt, er könnte mir gefährlich werden, und mich interessierte, wie viel er über mich wusste. Ich erklärte mich nur deshalb zu einem Interview mit ihm bereit, weil ich sonst vielleicht seinen Verdacht erregt hätte. Und als ich euch beide über Gentechnik reden hört e …«
»Sie dachten, er spricht von seinem Artikel?« Alex hätte fast gelacht. »Ich habe ihm von einem Aufsatz erzählt, den ich schreiben muss! Er fragte mich nach der Schule!«
»Ich glaube dir, Alex. Doch ich durfte nichts riskieren. Wenn Pleasure von meiner Verbindung mit Greenfields erfahren hätte, hätte er meinen ganzen Plan vereitelt.«
»Deshalb wollten Sie ihn also töten. Sie haben jemanden beauftragt, ihm den Reifen platt zu schießen.«
»Myra hat das für mich übernommen. Sie war an jenem Abend auch anwesend. Natürlich war die Aktion mit einem gewissen Risiko verbunden. Aber wie du ja weißt, bin ich ein Spieler. Wahrscheinlich bin ich deshalb so ausgerastet, als du mich beim Poker besiegt hast.«
McCain hob die Hand und gab ein Zeichen. Zwei Männer mit Gewehren erschienen. Dr . Bennett folgte ihnen.
»Unser erstes Treffen mag zufällig gewesen sein«, fuhr er fort. »Aber das zweite ganz bestimmt nicht. Der MI6 hat dich zu Greenfields geschickt. Leugnen ist zwecklos. Du hattest eine Ausrüstung dabei, mit der du die Überwachungskameras ausschalten und den Kamin auf dem Dach der Recyclinganlage sprengen konntest. Ich muss deshalb unbedingt wissen, was der Geheimdienst über mich und meinen Plan herausgefunden hat. Warum warst du in Greenfields? Was hast du von meinem Gespräch mit Leonard Straik mitgekriegt? Was konntest du an den MI6 weitergeben?«
Alex wollte etwas sagen, doch McCain hob abwehrend die Hand. Dr . Bennett und die beiden Wachen waren am Tisch angekommen. Sie standen hinter Alex und waren bereit, ihn zu seinem Zelt zu führen.
»Heute Abend will ich von dir nichts mehr hören«, sagte McCain. »Ich weiß, dass du mutig und intelligent bist. Wahrscheinlich würde es dir gelingen, mir einen Bären aufzubinden. Ich gehe deshalb etwas anders vor. Denke über die Fragen nach, die ich dir gestellt habe. Ich werde morgen Vormittag auf sie
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