Alex Rider 1: Stormbreaker: Alex Riders erster Fall
Ferien geschickt. In diesem Ordner findest du alles, was du über ihn wissen musst.«
»Ich werde es lesen, bevor ich schlafen gehe.«
»Gut.« Mrs Jones sah ihn ernst an, und Alex fragte sich plötzlich, ob sie wohl selbst Kinder hatte. Zum Beispiel einen Sohn in seinem Alter. Sie nahm ein Schwarz-Weiß-Foto aus ihrer Tasche und legte es auf den Tisch. Es zeigte einen Mann in weißem T-Shirt und Blue Jeans. Er mochteEnde zwanzig sein. Sein Haar war unnatürlich blond, sehr kurz geschnitten, und sein Gesicht war glatt und ziemlich nichtssagend. Körperlich schien er sehr fit und hatte die schlanke, drahtige Statur eines Tänzers. Das Foto war leicht verschwommen und wohl aus größerer Entfernung aufgenommen worden, möglicherweise mit einer versteckten Kamera. »Schau dir diesen Mann mal genau an«, sagte Mrs Jones.
»Tu ich ja.« Alex prägte sich das Gesicht ein.
»Er heißt Yassen Gregorovich. Er wurde in Russland geboren, nimmt aber jetzt Aufträge aus allen möglichen Ländern an. Der Irak hat ihm schon mehrfach Aufträge gegeben, ebenso Serbien, Libyen und China.«
»Aufträge? Was macht er denn?«, fragte Alex, obwohl er sich die Antwort bereits denken konnte, nachdem er die ausdruckslosen, halb geschlossenen Augen des Mannes gesehen hatte. Er schob das Foto wieder in die Tischmitte und blickte Mrs Jones an.
»Er ist Profikiller, Alex. Wir glauben, dass er Ian Rider getötet hat.«
Lange Zeit herrschte Schweigen. Alex hatte das Foto wieder zu sich gezogen und betrachtete den Mann noch intensiver als zuvor. Das Gesicht des Killers brannte sich förmlich in sein Gedächtnis ein.
»Das Foto wurde vor sechs Monaten aufgenommen, in Kuba. Es kann zwar ein Zufall gewesen sein, aber Herod Sayle war zur selben Zeit in Kuba. Wir halten es für möglich, dass sich die beiden dort getroffen haben. Und es gibt noch eine andere Information.« Mrs Jones zögerte. »Riderschickte uns mit seiner letzten Nachricht einen Code. Einen einzigen Buchstaben: Y.«
»Y für Yassen.«
»Das ist möglich. Rider muss Yassen irgendwo in Port West gesehen haben. Er wollte, dass wir es wissen ...«
»Und warum erzählen Sie mir das alles?«, fragte Alex.
»Aus einem einzigen Grund: Wenn du Yassen irgendwo siehst, wenn er sich auch nur in der Nähe von Sayle Enterprises aufhält, dann will ich, dass du uns sofort benachrichtigst.«
»Und was passiert dann?«
»Dann werden wir dich sofort zurückholen. Wenn Yassen herausfindet, dass du für uns arbeitest, bringt er dich ebenfalls um.«
Alex grinste. »Ich bin zu jung. Um mich würde er sich gar nicht kümmern.«
»Das bezweifle ich.« Mrs Jones steckte das Foto wieder ein.
Alex stand auf. Er spürte Angst in sich aufsteigen.
»Du fährst dann morgen Früh um acht Uhr ab«, sagte Mrs Jones. »Sei vorsichtig, Alex. Und viel Glück.«
Alex drehte sich wortlos um und verließ den Hangar. Als er das riesige Tor erreichte, kamen ihm ein paar Männer entgegen.
Die Fallschirmspringer hatten den Übungsflug offenbar ohne Probleme überstanden. Sie kamen aus der Dunkelheit auf ihn zu, Wolf und die anderen Männer der K-Einheit bildeten die Spitze. Alex wollte ihnen ausweichen, aber Wolf stellte sich ihm in den Weg.
»Du reist ab?«, fragte er. Irgendjemand musste ihm erzählt haben, dass Alex’ Ausbildung zu Ende war.
»Ja. Morgen Früh.«
Wolf zögerte. »Was da im Flugzeug passiert ist ...«, begann er.
»Vergiss es, Wolf«, sagte Alex. »Nichts ist passiert. Du bist gesprungen und ich durfte nicht. Das war alles.«
Wolf streckte ihm die Hand hin. »Ich wollte dir nur sagen ... Ich hab mich in dir getäuscht. Tut mir leid, dass ich dir so übel mitgespielt habe. Du bist in Ordnung, Junge. Und wer weiß, vielleicht werden wir mal zusammenarbeiten.«
»Das weiß man nie«, sagte Alex.
Sie schüttelten sich die Hände.
»Viel Glück, Puppy.«
»Danke. Dir auch, Wolf.«
Alex trat in die Nacht hinaus.
Physalia physalis
D er silbergraue Mercedes SL 600 glitt über die Autobahn in Richtung Süden. Alex saß auf dem Beifahrersitz, umgeben von so viel weichem Leder, dass er kaum noch den starken Motor hören konnte – 386 PS, sechs Liter. 130 Kilometer die Stunde war für einen solchen Wagen nur ein lockerer Übungslauf. Alex spürte förmlich die geballte Kraft des Motors. Der düster dreinblickende Chauffeur neben ihm brauchte das Gaspedal nur leicht anzutippen und der Wagen würde praktisch abheben. Ein solches Fahrzeug musste jede Geschwindigkeitsbeschränkung als
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