Alex Rider 4/Eagle Strike
Drive in die Höhe. »Lassen Sie Sabina frei.«
»Und wenn sie direkt zur Polizei geht?«
»Das wird sie nicht.«
Sabina stieß ein gurgelndes Geräusch aus, vermutlich wollte sie sagen, dass sie nicht mit der Sache einverstanden war. Alex holte tief Luft.
»Außerdem haben Sie immer noch mich in der Hand«, sagte er. »Wenn Sabina zur Polizei geht, können Sie mit mir machen, was Sie wollen. Sie haben mich als Geisel, und das wird die Polizei davon abhalten, etwas zu unternehmen. Außerdem hat die Polizei doch gar keine Ahnung, was Sie vorhaben. Sie kann nichts machen.«
Cray schüttelte den Kopf. »Tut mir leid«, sagte er.
»Was?«
»Geht nicht.«
»Machen Sie Witze?« Alex schloss seine Faust um die Tube.
»Keineswegs.«
»Und was wird aus Eagle Strike?«, fragte Alex aufgebracht.
»Und was wird aus deiner süßen Freundin?«, äffte Cray ihn nach. Auf dem Schreibtisch lag eine große Schere. Bevor Alex etwas sagen konnte, hatte Cray die Schere in die Hand genommen und sie Yassen zugeworfen. Sabina begann sich wütend zu wehren, aber der Russe drückte sie grob auf den Stuhl zurück.
»Du hast dich ganz einfach verkalkuliert, Alex«, erklärte Cray. »Du bist ja so tapfer! Tust alles, um deine Freundin freizubekommen. Und ich tue eben alles, um sie hierzubehalten. Ich möchte wirklich mal sehen, wie lange du das aushalten wirs t – oder wie weit ich gehen muss, bis du endlich merkst, dass du mir den Flash Drive auf jeden Fall geben musst. Wird ein Finger reichen? Oder doch lieber zwei?«
Yassen öffnete die Schere. Sabina war plötzlich ganz still geworden. Ihr Blick war flehend auf Alex gerichtet.
»Nein!«, brüllte Alex. Verzweiflung packte ihn. Cray hatte gewonnen. Alex hatte hoch gepokert, um Sabina herauszuholen. Aber sein Plan hatte nicht funktioniert.
Cray konnte die Niederlage in Alex’ Miene lesen. »Gib ihn mir!«, befahl er.
»Nein.«
»Yassen, fangen Sie mit dem kleinen Finger an. Dann den Ringfinger, und so weiter. Einen Finger nach dem anderen. Bis zum Daumen.«
Tränen quollen aus Sabinas Augen. Blankes Entsetzen lag auf ihrem Gesicht.
Alex hätte sich am liebsten übergeben. Schweiß rann über seinen Körper. Es war aus, vorbe i – er konnte nichts mehr tun. Er sehnte sich danach, das alles rückgängig zu machen. Hätte er doch nur auf Jack gehört! Er hätte niemals allein hierherkommen dürfen.
Er warf den Flash Drive auf den Schreibtisch.
Cray nahm ihn in die Hand.
»Na also, damit wäre das wohl erledigt«, sagte er lächelnd. »Und jetzt sollten wir diese unangenehme kleine Sache möglichst schnell vergessen. Wie wär’s mit einer hübschen Tasse Tee zur Versöhnung?«
Wahn und Keks
D er Tee wurde im Freien auf der Terrasse servier t – dahinter erstreckte sich ein Rasen von der Größe eines Fußballfelds, der zu einem Park gehörte, wie ihn Alex noch nie gesehen hatte. Cray hatte sich tatsächlich einen Fantasie-Park in die englische Landschaft bauen lassen, mit Dutzenden von Teichen, Brunnen, Minitempeln und Grotten. Es gab einen Rosen- und einen Statuengarten, einen Garten, in dem einzig und allein weiße Blumen und Blüten wuchsen, und einen Ziergarten, der in der Form einer riesigen, irrwitzig bunten Blumenuhr angelegt war. Und überall dazwischen hatte Cray Nachbildungen von berühmten Gebäuden bauen lassen, von denen Alex viele wiedererkannte: den Eiffelturm, das Kolosseum in Rom, das Taj Mahal, den Tower von London. Alle Gebäude waren im Maßstab 1:100 errichtet worden und standen so wild durcheinander wie achtlos verstreute Ansichtskarten. Das ganze Gelände bewies nur eines: Hier lebte ein Mann, der die Welt hatte beherrschen wollen und dem schließlich nichts anderes übrig geblieben war, als sie auf seine eigene Größe zu schrumpfen.
»Wie gefällt es dir hier?«, fragte Cray stolz, als er sich neben Alex an den Tisch setzte.
»In Gärten hab ich schon ein paarmal irre Statuen gesehen«, sagte Alex, »aber dass jemand so was Verrücktes wie diesen Park hier bauen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten.«
Cray fasste es als Lob auf und lächelte geschmeichelt.
Am Tisch saßen fünf Persone n – Cray, Alex, Yassen, Sabina und der Mann, der sich Henryk nannte. Yassen hatte Sabina das Klebeband und die Fesseln abgenommen. Kaum befreit, hatte sie Alex die Arme um den Hals geworfen und geflüstert: »Es tut mir so leid, Alex. Ich hätte dir glauben sollen.«
Mehr hatte sie nicht gesagt; danach hatte sie nur noch schweigend und mit blassem
Weitere Kostenlose Bücher