Alex Rider 4/Eagle Strike
als habe er nichts bemerkt. »Diese Welt ist grausam, und wenn man daran etwas ändern möchte, muss man eben manchmal zu extrem grausamen Methoden greifen. Und genau darum geht es. Ich bin nämlich ausgesprochen stolz darauf, so vielen Menschen geholfen und in so vielen Angelegenheiten eine Lösung durchgesetzt zu haben. Den Menschen zu helfe n – also mildtätig zu sei n – ist mein Lebenswerk.«
Die Pause dauerte nur so lang, wie er brauchte, um den Keks zu essen, den er ausgesucht hatte.
Alex zwang sich, an der Tasse Tee zu nippen, obwohl er den parfümierten Earl-Grey-Tee schon immer gehasst hatte. Aber sein Mund war vollkommen ausgetrocknet. »Ich habe ein paar Fragen«, murmelte er.
»Aber natürlich. Bitte.«
»Meine erste Frage richtet sich an Yassen Gregorovich.« Er wandte sich an den Russen. »Warum arbeiten Sie für diesen Wahnsinnigen?«
Alex fragte sich, ob ihn Cray jetzt schlagen würde; er nahm es bewusst in Kauf. Es gab genügend Hinweise, dass der Russe eine andere Einstellung hatte als Cray. Yassen schien sich äußerst unwohl und irgendwie fehl am Platz zu fühlen. Alex glaubte, dass es nicht schaden könne, wenn er ein wenig Zwietracht zwischen den beiden säte.
Cray knurrte wütend, widersprach aber nicht, sondern gab Yassen nur ein Zeichen zu antworten.
»Er bezahlt mich«, sagte Yassen einfach.
»Hoffentlich ist deine zweite Frage interessanter«, zischte Cray.
»Ja, ist sie. Wollen Sie mir wirklich weismachen, dass Sie alles nur für einen guten Zweck tun? Halten Sie es denn für richtig, all diese Leute umbringen zu lassen, damit Sie Ihre Ziele erreichen können? Viele Menschen setzen sich für mildtätige Zwecke ein oder wollen die Welt verändern, aber sie verhalten sich trotzdem nicht so wie Sie!«
»Ich warte immer noch au f …«, sagte Cray scharf.
»Okay. Meine Frage ist: Was ist Eagle Strike? Wollen Sie etwa behaupten, dass auch Eagle Strike ein Plan ist, um die Welt besser zu machen?«
Cray lachte leise. Einen Moment lang sah er wie der Junge aus, der sich teuflisch über den Tod seiner Eltern freute. »Ja«, nickte er, »genau darum geht es. Große Menschen werden manchmal missverstanden. Du verstehst mich nicht und deine Freundin versteht mich auch nicht. Aber ich will wirklich die Welt verändern. Das ist alles, was ich je wollte. Und ich bin in der glücklichen Lage, dass mir das durch meine Musik möglich gemacht wird. Im 21 . Jahrhundert sind Unterhaltungskünstler eben viel einflussreicher als Politiker oder Staatsmänner. Ich bin übrigens der Einzige, dem das bereits aufgefallen ist.«
Cray suchte sich wieder einen Keks aus, dieses Mal gönnte er sich einen mit Cremefüllung.
»Ich will dich mal was fragen, Alex. Was ist deiner Meinung nach das größte Übel auf der Welt?«
»Soll ich Menschen wie Sie dazurechnen oder nicht?«
Cray runzelte die Stirn. »Reize mich nicht, Alex«, warnte er.
»Weiß ich nicht«, antwortete Alex. »Sagen Sie es mir.«
»Drogen!« Cray spuckte das Wort aus, als sei die Antwort selbstverständlich. »Drogen erzeugen mehr Unglück und Zerstörung als alles andere auf der Welt. Durch Drogen kommen mehr Menschen ums Leben als durch Kriege oder Terroranschläge. Weißt du eigentlich, dass Drogen die wichtigste Ursache für Kriminalität in den westlichen Gesellschaften sind? Unsere Kids draußen auf der Straße nehmen Heroin und Kokain, und sie müssen stehlen, um ihre Sucht finanzieren zu können. Aber sie sind keine Verbrecher, sondern Opfer. Schuld sind die Drogen!«
»Darüber haben wir in der Schule diskutiert«, sagte Alex. Das Letzte, was er jetzt brauchte, war eine Lektion.
»Ich habe mein ganzes Leben lang gegen Drogen gekämpft«, fuhr Cray fort. »Ich habe in Anti-Drogen-Kampagnen der Regierung mitgewirkt. Ich habe Millionen für den Bau von Entwöhnungszentren gespendet. Und ich habe Songs darüber geschrieben. Du hast doch bestimmt schon mal mein Lied White Lines gehör t …«
Er schloss die Augen und summte leise, dann begann er zu singen:
»The poison’s there. The poison flows
It’s everywher e – in heaven’s name
Why is it that no one knows
How to end this deadly game?«
Er brach ab. »Aber ich weiß, wie man dem Ganzen ein Ende setzen kann«, sagte er. »Ich habe es selbst geplant. Und darum geht es bei Eagle Strike. Um eine Welt ohne Drogen. Sollte man davon nicht träumen, Alex? Ist das nicht ein paar Opfer wert? Denk mal darüber nach! Das Ende des Drogenproblems. Und ich, Damian Cray, werde
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