Alex Rider 4/Eagle Strike
Händen. »Das hätte ich niemals zulassen dürfen. Nur wegen mir ist sie in diesen ganzen Schlamassel geraten.«
»Aber Ale x … Vielleicht werden noch viel mehr Leute Schaden nehmen, wenn Eagle Strike stattfindet!«
»Das wissen wir aber nicht mit Sicherheit.«
»Du glaubst doch nicht, dass Cray all das getan hätte, wenn er nur eine Bank ausrauben wollte oder so?«
Alex gab keine Antwort.
»Cray ist ein Killer, Alex. Es tut mir leid, ich wünschte, ich könnte dir helfen. Aber ich meine, dass es der größte Fehler wäre, einfach in sein Haus zu spazieren.«
Darüber hatte auch Alex bereits nachgedacht. Mit Sabina als Gefangener hielt Cray alle Karten in der Hand. Aber vielleicht gab es eine Möglichkeit, sie herauszuholen. Das würde allerdings bedeuten, dass er sich selbst als Geisel anbieten musste. Er würde also noch einmal Crays Gefangener werden. Aber wenn Sabina endlich frei war, konnte Jack Kontakt zu MI6 aufnehmen. Und Alex hatte dann eine Chanc e – wenn auch nur eine sehr klein e –, lebend aus der Sache herauszukommen.
Schnell erklärte er Jack seinen Plan. Sie hörte zu, aber je länger sie zuhörte, desto besorgter wurde ihre Miene.
»Das ist wahnsinnig gefährlich, Alex!«, protestierte sie.
»Aber es könnte funktionieren.«
»Du kannst ihm doch nicht den Flash Drive geben!«
»Das werde ich auch nicht, Jack.«
»Und wenn die Sache schiefgeht?«
Alex zuckte mit den Schultern. »Dann hat Cray gewonnen. Und Eagle Strike kann stattfinden.« Er versuchte zu grinsen, aber seine Stimme klang todernst. »Aber wenigstens werden wir dann endlich erfahren, was es damit auf sich hat.«
C rays Haus stand auf der Höhe über dem Tal von Bath, zwanzig Autominuten vom Bahnhof entfernt. In einer Hinsicht hatte Cray Recht gehabt: Der Taxifahrer wusste auf Anhieb, wo das Haus des Stars stand, ohne auf eine Karte schauen oder nach der Adresse fragen zu müssen. Als das Taxi auf das Eingangstor zurollte, begriff auch Alex, warum das so war.
Damian Cray bewohnte ein italienisches Kloster. In der Presse war berichtet worden, er habe es bei einem Besuch in Umbrien gesehen, sich sofort in das Gebäude verliebt und es dann Stein für Stein abbauen und nach England transportieren lassen. Das ganze Anwesen war tatsächlich sehr ungewöhnlich. Es lag breit in der Landschaft; eine hohe, honigfarbene Ziegelsteinmauer entzog die Gebäude den Blicken Neugieriger. Das Eingangstor bestand aus zwei geschnitzten Holztoren, die mindestens zehn Meter hoch waren. Dahinter erblickte Alex ein flach abfallendes Dach, das mit südländisch wirkenden Ziegeln bedeckt war und von einem kunstvoll mit Säulen, Zinnen und gotischen Fenstern verzierten Turm überragt wurde. Auch ein großer Teil des Gartens stammte aus Italie n – vorwiegend dunkelgrüne Zypressen und Olivenbäume. Sogar das Wetter kam Alex plötzlich ziemlich unenglisch vor, denn die Sonne hatte sich schon am frühen Morgen gegen die Wolken durchgesetzt und der Himmel strahlte in tiefstem Blau. Es versprach einer der heißesten Tage des Jahres zu werden.
Alex zahlte das Taxi und stieg aus. Er trug ein hellgraues, kurzärmeliges Trailrider-Shirt ohne Ellbogenschutz. Als er vor dem Tor stand, öffnete er den bis zum Hals reichenden Reißverschluss und genoss den Wind auf seiner Haut. Neben dem Tor hing ein Strick von der Mauer herab und er zog daran. Drinnen erklang eine Glocke, vermutlich immer noch dieselbe, die früher die Nonnen zum Gebet rief. War es nicht eine Sünde, so ein historisches und heiliges Gebäude einfach abzureißen und woanders neu aufzubauen? Und alles nur, damit ein Größenwahnsinniger das ganze Kloster zu einer Art überdimensionaler Gummizelle umfunktionieren konnte!
Die Tore öffneten sich elektronisch. Alex trat ein und befand sich plötzlich mitten im Kloster: ein großes, rechteckiges und perfekt gemähtes Rasenstück, an dessen Rand Heiligenstatuen aufgestellt waren. Vor ihm lag eine Kapelle aus dem 14 . Jahrhundert und direkt daneben eine moderne Villa, aber beide Gebäude bildeten ein harmonisches Ensemble. Es duftete nach Zitronen. Aus dem Haus klang Popmusik. Alex erkannte den Song sofort. Cray spielte wieder mal seine eigenen CDs ab.
Die Haustür der Villa stand offen. Es war immer noch niemand zu sehen, deshalb trat Alex ein. Hinter der Tür öffnete sich ein großer, luftiger Raum, mit wunderbaren Möbeln ausgestattet. Der Boden war mit Terrakottafliesen ausgelegt. Ein Flügel aus Rosenholz stand in der Mitte, und an den
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