Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
Meter vor ihm zischend eine Tür. Ein Mann trat heraus und starrte Alex ungläubig an.
»Wer zum Teufel bist du und was hast du hier zu suchen?«
Als Erstes fiel Alex auf, dass der Mann englisch sprach. Und dann erkannte er ihn: die Glatze, die Hakennase, die dicke schwarze Brille. Er trug einen weißen Laborkittel, darunter Jackett und Krawatte. Als Alex ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er einen eleganten Anzug angehabt. Vor ihm stand Dr . Liebermann. Der Gast auf der Party in Venedig, den er im Gespräch mit Mr s Rothman beobachtet hatte.
»Ic h …« Alex wusste nicht, was er sagen sollte. »Ich habe mich verlaufen«, murmelte er hilflos.
»Du darfst hier gar nicht sein! Das ist hier ein Sicherungsbereich. Wer bist du?«
»Ich heiße Tom. Mein Vater arbeitet hier.«
»Und wie heißt der? In welcher Abteilung arbeitet er?« Die Nummer mit dem kleinen Jungen, der sich verlaufen hatte, kaufte Dr . Liebermann ihm nicht ab. »Wie bist du hier reingekommen?«, fragte er.
»Mein Vater hat mich mitgenommen. Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir den Ausgang zeigen könnten.«
»Von wegen! Ich rufe die Wachleute. Solange bleibst du bei mir!«
Alex war unschlüssig, was er tun sollte. Sollte er versuchen, wegzulaufen? Wenn erst einmal der Alarm losgegangen wäre, würden sie ihn spätestens nach ein paar Minuten erwischen. Und was dann? Er hatte angenommen, Consanto würde ihn einfach der Polizei übergeben. Aber wenn sie hier etwas versteckten, wenn er irgendetwas Geheimes beobachtet hatte, käme er vielleicht nicht so leicht davon.
Dr . Liebermann griff nach einem Alarmknopf neben der Tür, den Alex erst jetzt bemerkte.
»Schon gut, Harold. Ich erledige das.«
Die Stimme kam von hinten.
Alex fuhr herum und bekam weiche Knie. Ein Albtraum! Hinter ihm stand Nile, der Mann, der ihn niedergeschlagen und ihn anschließend dem Tod durch Ertrinken überlassen hatte. Er lächelte und schien total entspannt. Auch er trug einen weißen Kittel, darunter Jeans und ein enges T-Shirt. Er hatte einen grauen Aktenkoffer in der Hand, stellte ihn jetzt aber neben sich auf den Boden.
»Hätte nicht gedacht, dass ich Sie noch mal wiedersehe«, sagte Harold Liebermann verwirrt.
»Mr s Rothman hat mich geschickt.«
»Warum?«
»Nun, wie Sie sehen, Dr . Liebermann, haben unsere Sicherheitsmaßnahmen ernstlich versagt. Bevor sie ging, hat sie mich gebeten, das zu regeln.«
»Kennen Sie diesen Jungen? Wer ist das?«
»Sein Name ist Alex Rider.«
»Mir hat er gesagt, er heiße Tom.«
»Er lügt. Er ist ein Spion.«
Alex saß in der Falle. Er fühlte sich wie gelähmt, unfähig zu reagieren. Nile war zu schnell für ihn, zu stark. Das hatte er schon einmal bewiesen.
»Was haben Sie vor?«, fragte Dr . Liebermann. Er klang verärgert, als hätte weder Alex noch Nile das Recht, sich in diesem Gebäude aufzuhalten.
»Das sagte ich doch schon, Harold. Wir können uns keine Sicherheitslücken leisten. Ich erledige das.«
Nile griff unter seinen Kittel und zog eine der übelsten Waffen hervor, die Alex jemals gesehen hatte. Es war ein leicht gebogenes Samurai-Schwert mit Elfenbeingriff und flacher, rasiermesserscharfer Klinge. Es war nur halb so lang wie ein normales Schwert, aber doppelt so lang wie ein Dolch. Nile schien das schöne Gefühl zu genießen, einen so vollkommenen Gegenstand in der Hand zu halten. Dann hob er das Schwert langsam auf Schulterhöhe. Jetzt konnte er es werfen oder damit zustechen. Wie auch immer. Alex wusste: Er hatte nur noch Sekunden zu leben.
»Sie können ihn hier nicht töten!«, rief Dr . Liebermann wütend. »Dann ist ja alles voller Blut!«
»Keine Sorge, Harold«, sagte Nile. »Ich stoße direkt ins Hirn. Das blutet so gut wie gar nicht.«
Alex duckte sich, machte sich zum Sprung bereit und wusste gleichzeitig, dass er keine Chance hatte. Nile lächelte immer noch, er genoss die Situation ganz offensichtlich.
Dann warf er das Schwert.
Aus dem Stand. Ohne auszuholen. Alex sah nur noch einen verschwommenen Blitz durch den Korridor auf sich zufliegen. Er schoss knapp über seine Schulter hinweg. Hatte Nile ihn etwa verfehlt? Nein. Ausgeschlossen.
Plötzlich wurde ihm klar, dass gar nicht er das Ziel von Niles tödlichem Angriff gewesen war.
Als Alex sich umdrehte, war Dr . Liebermann bereits tot: Er wankte, einen erstaunten Ausdruck im Gesicht. Es war ihm gerade noch gelungen, mit einer Hand nach der Klinge zu greifen, die jetzt aus seinem Hinterkopf ragte. Sekunden später sank
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