Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
immer noch warm. Alex trug einen Frotteemantel und seine Haare waren noch nass von der Dusche. Auf dem Tisch neben ihm stand ein Glas mit frischem Limonensaft und Eis. Seit der zweiten Begegnung mit Nile kam er sich vor wie in einem Traum. Einem Traum, der ihn in eine neue und ganz unerwartete Richtung zu führen schien.
Allein das Hotel. Es hieß Sirenuse und war, wie Nile ihm eifrig erklärt hatte, eines der besten Luxushotels in ganz Süditalien. Alex’ Zimmer war riesig und sah überhaupt nicht wie ein Hotelzimmer au s – eher wie eine Gästesuite in einem italienischen Palast. Das übergroße Bett war mit glänzenden Laken aus feinster ägyptischer Baumwolle bezogen. Alex hatte einen eigenen Schreibtisch, einen Fernseher mit Video- und DVD-Player, ein mächtiges Sofa und seine eigene Terrasse, auf die man durch breite Glastüren gelangte. Und das Bad! Außer der Dusche gab es da eine gigantische Wanne, in die eine ganze Fußballmannschaft gepasst hätte, und einen Whirlpool. Alles war aus Marmor und mit handgefertigten Fliesen ausgelegt. Die Millionärssuite. Alex schauderte bei dem Gedanken, was eine Übernachtung hier kosten mochte.
Nile hatte ihn hier abgesetzt. Während der kurzen Fahrt hatten sie beide kein Wort gesprochen. Alex hätte hundert Fragen an ihn gehabt, aber der Fahrtwind und das Dröhnen des 220-PS-starken Sechszylindermotors des Alfa Spider machten jedes Gespräch unmöglich. Egal, Alex hatte sowieso den Eindruck, dass Nile ihm keine Auskunft geben durfte. Die Fahrt an der Küste entlang hatte nur zwanzig Minuten gedauert und dann parkten sie auch schon vor dem Hotel, das von außen trügerisch klein und gewöhnlich aussah.
Während Alex sich anmeldete, telefonierte Nile kurz mit seinem Handy.
»Mr s Rothman freut sich sehr, dass du hier bist«, sagte er. »Sie möchte mit dir zu Abend essen, um halb zehn. Sie hat mich gebeten, dir ein paar Sachen zum Anziehen zu besorgen.« Er musterte Alex von oben bis unten. »Ich habe einen guten Blick für so etwas. Hast du irgendwelche Vorlieben oder Abneigungen, wenn es um Kleidung geht?«
Alex zuckte mit den Schultern. »Nein, eigentlich nicht.«
»Gut. Der Page bringt dich zu deinem Zimmer. Ich bin sehr froh, dass ich dich kennengelernt habe, Alex. Ich weiß, wir zwei werden noch richtig gute Freunde. Lass dir das Essen schmecken. Die Küche hier ist Weltklasse.«
Und damit ging er zum Auto zurück und fuhr davon.
Ich weiß, wir zwei werden noch richtig gute Freunde. Alex schüttelte ungläubig den Kopf. Es war erst zwei Tage her, dass dieser Mann ihn bewusstlos geschlagen und in ein Verlies gesperrt hatte, um ihn dort ertrinken zu lasse n …
Aus diesen Gedanken riss ihn ein älterer Mann in Uniform, der ihm zuwinkte und ihn durch mehrere Gänge mit antiken Möbeln und schönen Gemälden zu seinem Zimmer in der zweiten Etage führte. Und dann war er endlich allein. Er sah sich um. Die Tür war unverschlossen. Die zwei Telefone auf dem Schreibtisch funktionierten. Von hier aus konnte er jeden auf der Welt anrufe n … also auch die Polizei. Immerhin war er soeben Augenzeuge der Zerstörung des Hauptgebäudes von Consanto und des Mordes an Harold Liebermann gewesen. Aber Nile vertraute offenbar auf seine Verschwiegenheit, jedenfalls bis er mit Mr s Rothman gesprochen hatte. Wenn er wollte, hätte er auch gehen können. Einfach verschwinden. Aber diese Leute schienen anzunehmen, dass er bleiben würde. Das alles war merkwürdig.
Alex nahm einen Schluck von seinem Drink und schaute aufs Meer hinaus.
Es war eine wunderbare Nacht, der Himmel übersät mit funkelnden Sternen. Von tief unten kam das Rauschen der Wellen. Positano lag an einem steilen Hang; Geschäfte, Restaurants und Wohnhäuser drängten sich dicht an dicht übereinander, alles verbunden durch Treppen und enge Gassen, und nur eine einzige schmale Straße führte im Zickzack bis hinunter ans Ufer der Bucht. Überall brannten Lichter. Die Feriensaison ging dem Ende zu, aber noch wimmelte es in dem Ort von Leuten, die entschlossen waren, den Sommer bis zum letzten Tag zu genießen.
Jemand klopfte an die Tür. Alex ging ins Zimmer zurück und schritt über den glänzenden Marmorboden. Ein Kellner in weißer Jacke und schwarzer Fliege stand vor ihm. »Ihre Kleider, Sir.« Er übergab Alex eine große Box. »M r Nile schlägt für heute Abend den Anzug vor«, fügte er noch hinzu und wandte sich zum Gehen.
Alex öffnete die Schachtel. Sie war voller Kleider, alle sehr teuer und
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