Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall

befördert.«
    Alex hatte den Orden einmal gesehen: das Militärkreuz. Ian Rider hatte es in der obersten Schublade seines Schreibtischs aufbewahrt.
    »Irgendwann kehrte er nach England zurück und heiratete«, fuhr Mr s Rothman fort. »Er hatte deine Mutter schon in Oxford kennengelernt. Sie hatte Medizin studiert und arbeitete dann als Krankenschwester. Aber viel mehr kann ich dir von ihr nicht erzählen. Wir haben uns nie gesehen, und er hat nie von ihr gesprochen, jedenfalls nicht mit mir. Wie auch immer, schon bald nach der Hochzeit ging alles schie f … bitte, ich mach deiner Mutter keine Vorwürfe. Aber nur wenige Wochen nach der Hochzeit ist dein Vater beim Besuch eines Londoner Pubs in eine Schlägerei geraten. Da waren Leute, die ziemlich abfällige Bemerkungen über den Falkland-Krieg machten. Wahrscheinlich betrunken. Ich weiß es nicht. Jedenfalls kam es zu einer Prügelei, und dabei hat dein Vater leider einen der Männer getötet. Es war nur ein einziger Schlag an den Hal s … wie er es beim Militär gelernt hatte. Und damit war alles aus.«
    Mr s Rothman nahm einen Zeitungsausschnitt aus dem Aktenordner und gab ihn Alex. Der Ausschnitt war mindestens fünfzehn Jahre alt. Das konnte er an dem verblassten Druck und dem vergilbten Papier erkennen. Er las die Überschrift:
    HAFTSTRAFE FÜR »AUSGEZEICHNETEN SOLDATEN«
    Ein Foto zeigte John Rider, wie er aus einem Auto stieg, diesmal in Zivil und umringt von Fotografen. Es war unscharf, aber man konnte an der Miene des Mannes erkennen, wie sehr er darunter litt, dass sich die Welt gegen ihn gewandt hatte.
    Alex las den Artikel.
    John Rider, von seinem vorgesetzten Offizier als ausgezeichneter Soldat beschrieben, wurde wegen Totschlags zu vier Jahren Gefängnis verurteilt, nachdem er neun Monate zuvor in einer Bar in Soho den Taxifahrer Ed Savitt erschlagen hatte.
    Bei der Verhandlung ergab sich, dass Rider, 27, in stark angetrunkenem Zustand mit Savitt in eine Schlägerei geraten war. Rider, für Tapferkeit im Falkland-Krieg hoch dekoriert, tötete Savitt mit einem einzigen Schlag gegen den Kopf. Vor Gericht wurde erwähnt, dass Rider in mehreren Kampfsportarten ausgebildet war.
    In der Urteilsbegründung erklärte Richter Gillian Padgham: »Hauptmann Rider hat in einem einzigen unbeherrschten Augenblick eine aussichtsreiche Karriere bei der Armee zerstört. Ich habe seine großen Verdienste bei der Urteilsfindung berücksichtigt. Aber er hat einen Menschen getötet, und nun wird er dafür zur Rechenschaft gezoge n …«
    »Es tut mir leid«, sagte Mr s Rothman leise. Sie hatte Alex genau beobachtet. »Ich vermute, das hast du wohl noch nicht gewusst.«
    »Mein Onkel hat mir den Orden einmal gezeig t …« Alex musste sich kurz unterbrechen, weil ihm die Stimme versagte. » … aber davon wusste ich nichts.«
    »Dein Vater konnte nichts dafür. Er wurde provoziert.«
    »Und wie ging es weiter?«
    »Er kam ins Gefängnis. Die Öffentlichkeit war ziemlich empört, die meisten waren auf seiner Seite. Aber es blieb dabei. Er hatte einen Menschen getötet und wurde des Totschlags für schuldig befunden. Dem Richter blieb nichts anderes übrig.«
    »Und dann?«
    »Nach etwas mehr als einem Jahr wurde er entlassen. Ohne großes Aufsehen. Deine Mutter hat die ganze Zeit zu ihm gehalten; sie hat immer an ihn geglaubt und ihn wieder bei sich aufgenommen. Mit der Armee war es natürlich vorbei, man hatte ihn unehrenhaft entlassen. Jetzt war er ganz auf sich allein gestellt.«
    »Erzählen Sie weiter«, bat Alex heiser.
    »Es war nicht leicht für deinen Vater, eine neue Arbeit zu finden. Aber inzwischen war unsere Personalabteilung auf ihn aufmerksam geworden.« Mr s Rothman holte kurz Luft. »Scorpia ist immer auf der Suche nach talentiertem Nachwuchs«, erklärte sie. »Wir waren der Meinung, dass man deinen Vater sehr ungerecht behandelt hatte. Und wir fanden, er sei genau der richtige Mann für uns.«
    »Sie sind an ihn herangetreten?«
    »Ja. Deine Eltern hatten zu der Zeit sehr wenig Geld. Sie waren verzweifelt. Einer von uns hat sich mit deinem Vater getroffen, und zwei Wochen später haben wir ihn getestet.« Sie lächelte. »Wir testen jeden neuen Rekruten, Alex. Wenn du bei uns einsteigen willst, und das hoffe ich, dann werden wir dich an denselben Ort bringen wie deinen Vater.«
    »Von welchem Ort sprechen Sie?«
    »Ich habe den Namen bereits erwähnt. Malagosto. Das ist in der Nähe von Venedig.« Genaueres wollte Mr s Rothman nicht sagen. »Wir haben