Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
will es dir sagen.«
Sie nahm einen Schluck Champagner und rückte ein wenig näher an ihn heran, bevor sie weitersprach.
»Wie du vermutet hast, Alex, ist Scorpia eine kriminelle Organisation. Das S steht für Sabotage. CORP steht für Korruption oder genauer für das englische Wort Corruption. Das I bedeutet Informationsbeschaffun g – mit anderen Worten: Spionage. Und das A steht für Attentate. Das sind unsere Spezialgebiete; wir haben aber auch noch andere. Wir sind erfolgreich, und das verleiht uns Macht. Wir sind auf der ganzen Welt zu Hause. Die Geheimdienste können nichts gegen uns ausrichten. Wir sind zu groß, und sie hinken uns immer nur hinterher. Immerhin, einige von ihnen nutzen gelegentlich unsere Dienste. Sie bezahlen uns dafür, für sie die Drecksarbeit zu erledigen. Wir haben gelernt, nebeneinander zu existieren!«
»Und Sie wollen, dass ich bei Ihnen mitmache?« Alex legte Messer und Gabel hin, obwohl er seinen Teller noch nicht leer gegessen hatte. »Ich bin nicht wie Sie. Ich bin überhaupt nicht so.«
»Sehr seltsam. Dein Vater war einer von uns.«
Das tat weh. Sie sprach von einem Mann, den er nie hatte kennenlernen können. Aber ihre Worte schnitten ihm mitten durchs Herz.
»Alex, versuch mal ein bisschen erwachsen zu sein und nicht alles nur in Schwarz und Weiß zu sehen. Du arbeitest für den MI6. Sind das für dich die Guten? Dann bin ich ja wohl eine von den Bösen. Vielleicht sollte ich besser mit kahlem Kopf und Narben im Gesicht im Rollstuhl sitzen und meine Katze streicheln.« Sie lachte bei der Vorstellung. »Leider ist die Welt nicht mehr so einfach. Wir sind im einundzwanzigsten Jahrhundert. Denk doch einmal kurz an Alan Blunt. Ganz abgesehen von der Zahl der Leute, die er in aller Welt umgebracht ha t – denk darüber nach, wie er dich benutzt hat, Herrgott noch mal! Hat er freundlich bei dir angefragt, bevor er dich aus der Schule geholt und zu einem Spion gemacht hat? Doch wohl kaum! Man hat dich ausgenutzt, Alex, und das weißt du.«
»Ich bin kein Killer«, protestierte Alex. »Niemals.«
»Seltsam, dass du das sagst. Ich meine, siehst du dort irgendwo Damian Cray am Nebentisch? Ich nicht. Was wohl aus ihm geworden sein mag? Und was ist mit dem netten Dr . Grief? Wie ich höre, hat er die letzte Begegnung mit dir auch nicht überlebt.«
»Das waren Unfälle.«
»Du scheinst in den letzten Monaten eine Menge Unfälle gehabt zu habe n …«
Sie unterbrach sich. Als sie dann weiterredete, klang ihre Stimme ruhiger; sie sprach wie eine Lehrerin zu ihrem Lieblingsschüler.
»Ich sehe, die Sache mit Dr . Liebermann regt dich immer noch sehr auf. Nun, ich kann dir versichern, er war kein guter Mann, und niemand wird ihn vermissen. Es würde mich nicht einmal wundern, wenn seine Frau sich schriftlich bei uns bedanken würde.« Sie lächelte wie über einen Scherz. »Man könnte sagen, sein Tod hat auf uns alle wie eine Vitaminspritze gewirkt. Und vergiss nicht, Alex. Es war seine Entscheidung. Hätte er seinen Arbeitgeber nicht belogen und betrogen, um sich dann uns anzuschließen, wäre er jetzt noch am Leben. Das war nicht allein unsere Schuld.«
»Natürlich war es Ihre Schuld. Sie haben ihn umgebracht!«
»Nun, richtig. Das stimmt wohl. Aber wir sind ein sehr großes internationales Unternehmen. Und manchmal passiert es eben, dass sich Leute uns in den Weg stellen und dann auf der Strecke bleiben. Tut mir leid, aber so läuft das nun mal.«
Ein Kellner kam und räumte die Teller ab. Alex trank seinen Orangensaft aus und hoffte, das Eis würde ihm helfen, einen klaren Kopf zu behalten.
»Ich kann aber trotzdem nicht bei Scorpia mitmachen.«
»Warum denn nicht?«
»Ich muss wieder zur Schule.«
»Das sehe ich auch so.« Mr s Rothman beugte sich zu ihm. »Wir haben eine Schule und dorthin will ich dich schicken. Nur wirst du auf unserer Schule Dinge lernen, die du ein wenig nützlicher finden wirst als Logarithmen und englische Grammatik.«
»Was denn?«
»Wie man tötet. Du sagst, du könntest das niemals tun. Aber wie kannst du das so genau wissen? Wenn du nach Malagosto gehst, wirst du es herausfinden. Nile war einer der besten Schüler dort; er ist ein perfekter Kille r – fast jedenfalls. Leider hat er eine sehr ärgerliche Schwäche.«
»Sie meinen seine Krankheit?«
»Nein. Etwas sehr viel Schlimmeres.« Sie zögerte. »Du könntest mit der Zeit besser werden als er, Alex. Ich weiß, du wirst das nicht hören wollen, aber dein Vater hat auf unserer
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