Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
gehen.«
»Da war noch von einer Kühlkette die Rede«, sagte Alex, der sich jetzt an das Gespräch erinnerte, das er im Witwenpalast belauscht hatte. »Ich weiß nicht, was das bedeutet, aber es könnte irgendwie mit der Sache zu tun haben.«
Eine junge, elegant gekleidete Frau mit langen schwarzen Haaren, die hinten in einer Ecke saß, richtete sich auf ihrem Stuhl auf und sah Alex mit plötzlichem Interesse an.
Aber Kellner hatte schon wieder das Wort ergriffen. »Man will uns glauben machen, dass Scorpia Tausende von Schulkindern vergiften und das Ganze so einfädeln kann, dass sie alle um Punkt vier Uhr morgen Nachmittag tot umfalle n …«
»Da kommen sie alle gerade aus der Schule«, sagte ein Armeeoffizier.
»So etwas ist unmöglich! Die Sache mit der Fußballmannschaft war ein Trick. Die wollen uns in Panik versetzen, damit wir an die Öffentlichkeit gehen, und wenn wir das tun, wird die Glaubwürdigkeit dieser Regierung vollständig untergraben. Vielleicht ist es das, was sie wollen.«
»Was schlagen Sie also vor?«, fragte Sir Graham Adair. Der Leiter der Staatskanzlei gab sich alle Mühe, sich seine Verachtung nicht anmerken zu lassen. Er dachte an das, was er in Heathrow gesehen hatte. Die schrecklichen Bilder gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Sie mussten unbedingt verhindern, dass sich so etwas irgendwo in London wiederholte.
»Wir sollten Scorpia ignorieren. Ihnen sagen, sie sollen sich zum Teufel scheren.«
»Kommt nicht infrage!« Wie fast alle anderen hatte der Außenminister Angst vor Kellner. Aber er war entschlossen, seine Meinung offen zu äußern. »Dieses Risiko können wir nicht eingehen!«
»Es gibt kein Risiko. Denken Sie doch mal kurz nach. Die Fußballspieler wurden mit Zyankali vergiftet. Sie waren alle zur selben Zeit im selben Flugzeug. Das war doch leicht zu bewerkstelligen. Aber wie will man denn Tausende von Kindern vergiften? Wie soll das denn möglich sein?«
»Durch Injektionen«, sagte Alex.
Wieder starrten ihn alle an.
Der Gedanke war ihm ganz plötzlich gekommen, fast so, als hätte ihm jemand ins Ohr geflüstert. Er hatte an eine Reise nach Südamerika gedacht, die er vor langer Zeit einmal unternommen hatte. Und dann war ihm eingefallen, was er bei Consanto gesehen hatte. Die Reagenzgläser. Diese Maschine n … alles absolut steril. Wozu? Jetzt begriff er die Verbindung zu Dr . Liebermann. Und da war noch etwas. Als er mit Julia Rothman in dem Restaurant gewesen war, hatte sie eine seltsame Bemerkung über den Wissenschaftler fallen lassen.
Man könnte sagen, sein Tod hat auf uns alle wie eine Vitaminspritze gewirkt.
Eine Spritze. Eine Injektion.
»Jedes Schulkind in London wird irgendwann einmal geimpft«, sagte Alex. Er stand jetzt im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, und er war sich dessen bewusst. Der Premierminister, das halbe Kabinett, führende Vertreter von Polizei, Armee und Geheimdienste n – die mächtigsten Leute des Landes waren hier in diesem Raum versammelt. Alle sahen ihn an, und alle hörten ihm zu. »Als ich in dem Consanto-Gebäude war, habe ich Reagenzgläser mit irgendeiner Flüssigkeit darin gesehen«, fuhr er fort. »Und da waren große Tabletts mit Eiern.«
»Manche Impfstoffe werden in Eiern produziert«, erklärte der Militärarzt. »Und Consanto liefert in der Tat Impfstoffe in die ganze Welt.« Er nickte, als ihm noch etwas einfiel. »Das würde auch erklären, was du da gehört hast. Ja, natürlich! Die Kühlkette. Das bezieht sich auf den Transport der Impfstoffe. Die müssen immer auf einer bestimmten Temperatur gehalten werden. Wird die Kette unterbrochen, ist der Impfstoff nicht mehr brauchbar.«
»Sprich weiter, Alex«, drängte Sir Graham Adair.
»Ich habe gesehen, wie sie einen Mann getötet haben, der Dr . Liebermann hieß«, fuhr Alex fort. »Er hat für Consanto gearbeitet, und Julia Rothman hat mir gesagt, sie habe ihm viel Geld gezahlt, damit er ihnen bei einer bestimmten Sache hilft. Vielleicht hat er ja eine ganze Ladung Impfstoffe vergiftet. Zu Beginn eines Schuljahrs werden die Kinder doch immer geimpf t …«
Adair sah den Militärarzt fragend an, und der nickte. »Das stimmt. Vorige Woche wurden in London Tuberkuloseimpfungen durchgeführt.«
»Vorige Woche!«, unterbrach ihn Kellner. Sein Tonfall hatte sich nicht verändert. Für ihn war diese ganze Diskussion einfach nur lächerlich. »Wenn sie vor einer Woche mit Zyankali geimpft wurden, warum sind sie dann nicht alle längst tot? Wie sollte diese Julia
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