Alex Rider 5: Scorpia: Alex Riders fünfter Fall
über mein Privatleben.«
Alex zuckte mit den Schultern. Eigentlich überraschte ihn nur, dass Blunt überhaupt eines hatte.
Sie fuhren durch Whitehall und bogen nach rechts ab durch das Tor, das bereits für sie geöffnet war. Das Auto hielt an und Alex stieg aus. Ihm wurde ein bisschen schwindlig. Er stand vor der wahrscheinlich berühmtesten Tür der Welt. Und diese Tür stand offen. Ein Polizist trat vor, um ihn hineinzuführen. Alan Blunt war bereits im Hauseingang verschwunden und Alex folgte ihm.
Er war erstaunt darüber, wie groß das Haus der Downing Street Numme r 10 innen war. Zwei- oder dreimal größer, als er erwartet hatte, erstreckte es sich in alle Richtungen; die Räume waren sehr hoch, und vor ihm lag ein Korridor, der ins Unendliche zu führen schien. Kronleuchter hingen von der Decke. Kunstwerke, Leihgaben bedeutender Galerien, schmückten die Wände.
Blunt wurde von einem großen grauhaarigen Mann begrüßt. Er trug einen altmodischen Anzug und eine gestreifte Krawatte und hatte ein Gesicht, das aus einem alten viktorianischen Gemälde hätte stammen könne n – es gehörte in eine andere Welt, und wie ein altes Gemälde schien es verblasst zu sein. Nur seine kleinen dunklen Augen wirkten lebendig. Sie musterten Alex kurz und schienen ihn sofort zu erkennen.
»Das also ist Alex Rider«, sagte der Mann und hielt ihm eine Hand hin. »Mein Name ist Graham Adair.«
Er sah Alex an, als ob er ihn kennen würde, aber Alex war sich ganz sicher, dass sie sich noch nie begegnet waren.
»Sir Graham ist der Leiter der Staatskanzlei«, erklärte Blunt.
»Ich habe schon viel von dir gehört, Alex. Und ich muss sagen, ich freue mich, dich kennenzulernen. Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet. Mehr als du dir vorstellen kannst.«
»Danke.« Alex war verwirrt. Er wusste nicht, was Sir Graham meinte, und fragte sich, ob der Mann irgendwie mit seinen früheren Einsätzen zu tun gehabt haben mochte.
»Wie ich höre, nimmst du an der Cobra-Sitzung teil. Das freut mich sehr, aber ich sollte dich darauf hinweisen, dass da ein oder zwei Leute sein werden, die nicht so gut über dich informiert sind und deine Anwesenheit als störend empfinden könnten.«
»Das bin ich gewöhnt.«
»Gewiss. Nun, hier geht es lang. Ich hoffe, du kannst uns helfen. Wir haben es mit etwas sehr Ungewöhnlichem zu tun, und keiner von uns weiß so recht, was wir unternehmen sollen.«
Alex folgte Sir Graham den Korridor hinunter durch eine Bogentür in einen großen holzgetäfelten Raum, in dem mindestens vierzig Leute um einen riesigen Konferenztisch saßen. Erst allmählich wurde ihm bewusst, dass er viele von ihnen schon einmal gesehen hatte. Der Premierminister saß am Kopfende des Tischs, neben ihm sein Stellvertrete r – ein dicker Mann mit hängenden Wangen. Der Außenminister fummelte nervös an seiner Krawatte herum. Ein anderer Mann, vermutlich der Verteidigungsminister, saß ihm gegenüber. Die meisten von ihnen trugen Anzüge, aber es waren auch einige Uniformen zu sehe n – Armee und Polizei. Jeder hatte einen dicken Aktenordner vor sich liegen. Zwei ältere Frauen in schwarzen Kostümen und weißen Blusen saßen etwas abseits über Geräte gebeugt, die wie winzige Schreibmaschinen aussahen.
Blunt winkte Alex auf einen freien Stuhl und setzte sich neben ihn. Sir Graham nahm auf der anderen Seite Platz. Alex spürte die Blicke der anderen, aber niemand sagte etwas.
Der Premierminister erhob sich, und Alex spürte wieder dieselbe Erregung wie damals, als er zum ersten Mal Damian Cray gegenübergestanden hatt e – die Erkenntnis, dass er ein Gesicht aus der Nähe sah, das in der ganzen Welt bekannt war. Der Premierminister sah älter und nicht so elegant aus wie im Fernsehen. Kein Make-up, keine ausgetüftelte Beleuchtung. Er wirkte hilflos.
»Guten Morgen«, sagte er, und alle im Raum verstummten.
Die Cobra-Sitzung hatte begonnen.
Tod per Knopfdruck
D rei Stunden lang hatten sie debattiert.
Der Premierminister hatte Scorpias Brief laut vorgelesen, und jeder hatte eine Kopie davon in den Akten vor sich auf dem Tisch liegen. Alex wurde bei der Lektüre ganz schlecht. Achtzehn Unschuldige waren bereits gestorben, und niemand hier konnte sich vorstellen, wie das geschehen war. Würde Scorpia ihre Drohung wirklich wahr machen und den Tod unschuldiger Kinder in Kauf nehmen? Alex zweifelte nicht im Geringsten daran, aber ihn fragte ja niemand. Und so hatten sie die erste Stunde damit vergeudet, sich mit
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