Alex Rider 6: Ark Angel
um eineneinzigen zusammenhängenden Raum zu schaffen. Hinten in einer Ecke stand eine Badewanne. In der Mitte ein Tisch mit zwei Stühlen. Brille stieß ihm seine Pistole in den Rücken. Alex trat vor und setzte sich.
Schaudernd betrachtete er den Mann, der ihm gegenübersaß. Er trug etwas, das einmal eine Uniform gewesen sein mochte, aber die Jacke war zerrissen und hatte keine Knöpfe mehr. Alex schätzte ihn auf dreißig Jahre, aber genau war das unmöglich zu sagen. Sein Gesicht, nein, sein ganzer Kopf war rundum tätowiert. Alex sah die USA auf einer Wange, Europa auf der anderen. Seine Nase und die Haut über seinen Lippen waren blau wie der Atlantik. Brasilien und Westafrika berührten seine Mundwinkel. Alex ahnte schon, dass auf dem Hinterkopf Russland und China zu sehen waren. So etwas Seltsames – so etwas Abscheuliches – hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht gesehen.
Alex riss sich mühsam von dem Anblick los und sah sich um. Boxer und Brille standen links und rechts neben der Tür. Silberzahn lauerte in einer Ecke. Alex hatte ihn im Schatten gar nicht bemerkt, aber jetzt trat er ins Licht, und Alex erkannte zwei feuerrote Flecken an seinem geschwollenen Hals. Von Pitbull war nichts zu sehen. Vielleicht hatten sie ihn nicht von dem Magneten des Kernspintomografen abkratzen können.
Der Tätowierte begann zu sprechen. »Du hast uns eine Menge Ärger gemacht«, sagte er. »Eigentlich müsstest du tot sein.«
Alex schwieg. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte. »Mein Name ist Kaspar«, fuhr der Mann fort.
Alex zuckte die Schultern. »Sie meinen ... wie Casper, das freundliche Gespenst?«
Der Mann lächelte nicht. »Warum warst du letzte Nacht nicht in deinem Zimmer?«
»Ich hab frische Luft gebraucht.«
»Da hättest du besser einfach das Fenster aufgemacht«, sagte Kaspar. Wenn er sprach, bewegten sich ganze Kontinente. Und falls er mal niesen muss, dachte Alex, gibt es ein globales Erdbeben. »Weißt du, wer ich bin?«, fragte er.
»Nein«, antwortete Alex. »Aber es wäre nützlich, Sie bei einer Erdkundeprüfung dabeizuhaben.«
»Ich glaube nicht, dass du in deiner Lage Witze reißen solltest.« Kaspars Stimme war völlig emotionslos. Er zeigte auf die anderen. »Du hast meinen Kollegen große Schmerzen und Unannehmlichkeiten bereitet. Die warten nur darauf, dass ich dich töte. Und vielleicht werde ich das auch tun.«
»Was wollen Sie von mir?«, fragte Alex.
»Das will ich dir sagen.« Kaspar fuhr sich mit einem Finger über die Wange, von Norwegen bis nach Algerien. »Ich bemerke, mein Aussehen überrascht dich. Vielleicht hältst du es für extrem. Aber diese Zeichnungen stehen für das, was ich bin und woran ich glaube. Wir alle sind ein Teil dieser Welt. Ich habe die Welt zu einem Teil von mir gemacht.«
Nach einer Pause fuhr er fort:
»Man könnte mich einen Freiheitskämpfer nennen. Ich glaube daran, dass dieser Planet frei sein kann von der Ausbeutung und der Umweltverschmutzung durch reiche Geschäftsleute und multinationale Konzerne, die alles Leben vernichten würden, wenn das sie noch reicher machen könnte. Wir erleben eine globale Erwärmung. Die Ozonschicht ist stark geschädigt. Unsere wertvollen Ressourcen sind bald erschöpft. Aber diese Fettsäcke stopfen sich immer noch dieTaschen voll, ohne einen Gedanken an morgen zu verschwenden. Dein Vater ist einer von ihnen.«
»Mein Vater? Das muss ein Irrtum sein ...«
Der Mann bewegte sich unglaublich schnell. Er stand auf, holte aus und schlug Alex mit dem Handrücken ins Gesicht. Alex fuhr zurück, eher vor Schreck als vor Schmerz. »Unterbrich mich nicht!«, verlangte Kaspar. »Dein Vater hat mit Öl ein Vermögen gemacht. Seine Pipelines verschandeln drei Kontinente. Und er gibt sich nicht damit zufrieden, die Erde zu zerstören, jetzt macht er sich auch noch über den Weltraum her. Allein durch die Starts seiner Raketen in der Karibik sind dort vier Vogelarten ausgestorben. Schimpansen und andere Affen waren die unfreiwilligen Opfer seiner Testflüge. Er ist eine Schande für die Menschheit, und daher hat Force Three das Recht, ihn anzugreifen.«
Kaspar setzte sich wieder.
»Es gibt Leute, die uns für Kriminelle halten«, fuhr er fort. »Aber wenn hier einer kriminell ist, dann ist es dein Vater, und er zwingt uns, so zu handeln, wie wir es jetzt tun werden. Wir haben beschlossen, dass er bezahlen muss. Wir verlangen von ihm eine Million Pfund für deine Freilassung. Mit dem Geld werden wir unseren Kampf
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