Alex Rider 6: Ark Angel
der Start. Ark Angel. Das bedeutet ihm mehr als alles andere. Er arbeitet seit Monaten daran. Warum sollte er sich ausgerechnet jetzt aus dem Staub machen?«
»Das frage ich mich auch. Aber er hat mit Sicherheit von einem Boot gesprochen. Es kommt um elf.«
»Dann müssen wir dabei sein. Auf Barbados wartet ein Einsatzteam. Falls Drevin verschwinden will, können wir Kontakt mit ihnen aufnehmen, und dann sind sie in wenigen Minuten hier.«
»Was machen wir bis dahin?«
»Du wartest am besten hier. Ich gehe ins Haus zurück und hole dir was zum Anziehen. Und was zum Essen und Trinken.« Sie sah ihn besorgt an. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, mir geht’s prima. Danke, Tamara. Sie haben mir das Leben gerettet.«
Tamara schlich davon und ließ Alex allein zurück. Er schaute den Wellen zu, die sich sanft auf dem weißen Sand brachen. Die Sonne stand schon ziemlich tief und die Schatten wurden länger. Sie wanderten auf Alex zu und warnten ihn lautlos vor den Gefahren der kommenden Nacht.
Tropengewitter
U m zehn Uhr an diesem Abend standen Alex und Tamara am Rand des Regenwaldes und beobachteten die Straße zu den Holzhütten, wo die Wachleute sich waschen und umziehen konnten. Alex war es viel zu warm. Tamara hatte ihm eine lange Hose und ein langärmeliges schwarzes T-Shirt besorgt. Der Abend war so schwül, dass ihm die Kleider am Leib klebten und der Schweiß über den Rücken lief. Aber immerhin konnten sie so nicht so leicht entdeckt werden, und außerdem schützten sie ihn vor den schlimmsten Attacken der Moskitos.
Tamara trug ebenfalls Schwarz. Irgendwo hatte sie eine Pistole aufgetrieben, eine schlanke Beretta, die sie in einem Halfter unter dem Arm trug. Und sie hatte ein Funkgerät mitgebracht, um Kontakt mit der CIA-Einsatzgruppe aufnehmen zu können – rechnete allerdings schon jetzt damit, dass der Empfang schlecht sein würde. Dichte Wolken verhüllten den Mond, und es sah nach Regen aus.
Alex war froh, dass sie bei ihm war. Er war zu lange allein gewesen, und ihm schien, sie beide bildeten ein gutes Team. Tamara hatte ihm erzählt, sie sei eine der jüngsten Agentinnen, die für Joe Byrne arbeiteten; mit neunzehn habe man sie rekrutiert. Das konnte noch nicht so lange her sein. Sie kauerte neben einem jener riesigen Flammenbäume, die man inder östlichen Karibik häufig sieht. Er spürte, dass das für sie ein großes Abenteuer war. Vielleicht war das der Unterschied zwischen ihnen. Ihr machte diese Arbeit Spaß.
An der Straße standen drei Hütten, die durch überdachte Wege miteinander verbunden waren. Sie waren ziemlich primitiv: Die Wände bestanden aus dunklen Brettern, die Dächer aus Palmwedeln. Etwa zwanzig Meter dahinter war das elektrische Tor mit dem Kontrollpunkt, der den Zugang zum Raketenstartgelände überwachte. Der Posten war ständig mit drei Männern besetzt; einer saß im Wachhaus am Tor, die beiden anderen schlurften vor dem zehn Meter hohen Metallzaun auf und ab. Das ganze Gebiet wurde von Bogenlampen angestrahlt, die oben an den Wachtürmen angebracht waren. In ihren Lichtkegeln schwirrten Hunderte von Motten und Moskitos herum.
Die Wachen wurden um Viertel nach zehn abgelöst. Als Drevins Privatsekretärin hatte Tamara den Dienstplan einsehen können und wusste daher, dass die zweite Nachtwache nun jeden Augenblick eintreffen würde. Alex spähte die Straße in Richtung von Drevins Haus hinunter. Er dachte kurz an Paul. Wahrscheinlich hatte man ihm erzählt, ein schrecklicher Unfall sei geschehen: Alex sei ertrunken ... Er fragte sich, wie Paul sich jetzt fühlen mochte, und fand es bedauerlich, dass Tamara ihn nicht gesehen hatte, als sie ins Haus gegangen war, um ihm was zum Anziehen zu holen.
Aber darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen. Es war so weit. Die Straße war immer noch leer; nirgendwo ließen sich irgendwelche Elektrobuggys blicken. Tamara stupste ihn an, und er kroch geduckt durchs Unterholz auf die erste der drei Hütten zu. Sehr vorsichtig öffnete er die Tür.Seit zwanzig Minuten war von dort kein Geräusch mehr gekommen, keine Bewegung, aber womöglich schlief ja jemand da drin.
Die Hütte war leer. Alex glitt hinein und fand sich in einem kleinen rechteckigen Raum wieder. Zwei alte Sofas, ein Kühlschrank, ein Tisch, darauf leere Bierflaschen, ein paar Pornomagazine und Spielkarten. In einer Ecke stand ein Ventilator, aber der war ausgeschaltet. Es stank nach abgestandenem Zigarettenrauch, eine Luft zum Schneiden.
Er verließ die
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