Alex Rider 7: Snakehead
Ende hat ihn sein Glück verlassen«, sagte Alex.
»Jeder wird am Ende von seinem Glück verlassen«, sagte Ash mit einem gehetzten Ausdruck in den Augen und wandte sich ab.
Danach redeten sie nicht mehr viel. Alex aß seine Suppeauf und schlief dann sofort ein. Als Letztes sah er noch, wie Ash eine Zigarette rauchte und die rote Spitze ihm im Dunkeln zublinzelte, als teilte sie ein Geheimnis mit ihm.
T rotz allem wachte Alex früh am nächsten Morgen auf. Zwei fette Kakerlaken huschten neben ihm über die Wand, aber mittlerweile hatte er sich an diese Viecher gewöhnt. Sie bissen nicht, sie stachen nicht; sie waren nur hässlich. Ohne sie weiter zu beachten, stieg er aus dem Bett. Ash war schon unterwegs gewesen und hatte Alex’ feuchte Sachen in einer Wäscherei trocknen lassen. Nachdem er sich angezogen hatte, gingen sie eine Schale Jok essen, Reisbrei, den viele Buden als Frühstück anboten.
Sie setzten sich auf zwei Holzkisten am Straßenrand und aßen schweigend. Nachts hatte es geregnet und überall waren riesige Pfützen, die dafür sorgten, dass der Verkehr noch zäher floss als sonst. Ash hatte wieder schlecht geschlafen, er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Seine Verletzung bereitete ihm Schmerzen. Er tat sein Bestes, sich das nicht anmerken zu lassen, doch entging es Alex nicht, wie er zusammenzuckte, als er sich setzte, und wie ausgelaugt und kaputt er aussah.
»Ich muss auf die andere Seite des Flusses«, sagte Ash. »Zur Chada Handelsgesellschaft?« Alex zuckte die Schultern. »Davon ist aber nicht mehr viel übrig.«
»Dasselbe dachte ich von unserem Auftrag auch.« Ash warf seinen Löffel beiseite. »Ich mache dir keine Vorwürfe wegen der Sache gestern Nacht«, sagte er. »Aber es kann gut sein, dass unsere Freunde von den Snakeheads jetzt kein Interesse mehr daran haben, uns nach Australien zu schmuggeln. Einerihrer Anführer ist tot. Und du hast ihrem Geschäft natürlich auch einen immensen Schaden zugefügt.«
»Ich habe das Haus nicht in Brand gesteckt!«, rief Alex. »Nein. Aber du hast es in den Fluss gezogen.«
»Na ja, das hat den Brand gelöscht.«
Ash grinste schief. »Stimmt eigentlich. Aber ich muss heraus finden, wie die Dinge stehen.«
»Kann ich mitkommen?«
»Auf gar keinen Fall, Alex. Das ist keine gute Idee. Du gehst in unser Zimmer – und hältst die Augen auf. Es kann sein, dass sie ein paar ihrer Leute vorbeischicken, um die Rechnung zu begleichen. Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
Er ging los. Alex dachte darüber nach, was er zu ihm gesagt hatte. War Ash wütend auf ihn? Es war nicht leicht, seine Stimmungen zu deuten, als habe sein Leben beim Geheimdienst ihn dazu gebracht, überhaupt keine Gefühle mehr zu zeigen. Natürlich war Alex klar, dass die Dinge nicht ganz so gelaufen waren wie erwartet. Sein Auftrag lautete, sich bei den Snakeheads einzuschleichen, und nicht, einen Krieg gegen sie zu führen. Und die falschen Papiere, die Ash so wichtig waren, schwammen jetzt wahrscheinlich mit dem Fluss davon – zusammen mit den Trümmern der Chada Handelsgesellschaft.
Alex stand auf und ging langsam die Straße hinunter, ohne auf die bunten Seidenstoffe zu achten, die es hier in der Gegend anscheinend in jedem Geschäft zu kaufen gab. Die thailändischen Einkaufsstraßen waren wirklich ganz anders als die in England. In England war alles gut verteilt. Hier gab es Straßen, in denen alle Läden mehr oder weniger dasselbe verkauften: Seide, Keramik und so weiter. Er fragte sich, wonach die Leute hier entschieden, in welches Geschäft sie gingen.
Er wünschte, Ash hätte ihn mitgenommen. Er hatte keine Lust mehr, allein zu sein, und von Bangkok hatte er ohnehin schon die Nase voll. Was seine Hoffnungen anbetraf, das Zusammensein mit Ash könnte ihm irgendwelche Erkenntnisse über sich selbst vermitteln, so hatte er bis jetzt nur sehr flüchtige Einblicke in die Vergangenheit bekommen. Allmählich fragte er sich, ob sein Pate überhaupt jemals bereit sein würde, ihm etwas wirklich Bedeut sames mitzuteilen.
Alex näherte sich dem Ende der Gasse, als er bemerkte, dass dort jemand Wache hielt.
Ash hatte ihn ermahnt, die Augen offen zu halten, und vielleicht war es diesem Hinweis zu verdanken, dass Alex den Mann auf der anderen Straßenseite bemerkte, halb versteckt hinter einem Gemüsestand. Er brauchte nicht zweimal hinzusehen. Der Mann hatte sich umgezogen. Keine Mohnblüte mehr, keine Lederjacke mehr. Aber Alex war sich absolut sicher. Das war
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