Alex Rider 7: Snakehead
mir nichts! Jede Wette, dass du Cloudy Webber in die Hände gefallen bist.«
»Die kennen Sie?«, fragte Alex.
»Wir sind alte Freunde. Das letzte Mal haben wir uns auf einer Party in Athen gesehen. Wir waren beide kostümiert und haben uns eine halbe Stunde lang unterhalten, ehe wir uns erkannt haben.« Er lächelte. »Aber ich glaub’s ja nicht, dass du wieder dabei bist. Es ist so viel passiert, seit ich dich zuletzt gesehen habe. Das war in Amerika. Hat meine Stingo-Moskito-Lotion dir geholfen?«
Jetzt musste Alex lächeln. Die von Smithers erfundene Flüs sigkeit vertrieb Insekten nicht, sondern zog sie an, und als er auf Flamingo Bay einen Kontrollpunkt überwinden musste, hatte sie ihm tatsächlich gute Dienste geleistet. »Ja, das Zeug war spitze, danke«, sagte er. »Was machen Sie hier?«
»Mrs Jones hat mich gebeten, ein paar Sachen für unsere Agenten hier im Osten zu bauen«, antwortete Smithers. Er hob den Fächer. »Das hier ist so etwas. Recht simpel, aber mir gefällt’s. Sieht aus wie ein gewöhnlicher Fächer, nur dass unter der Seide hauchdünne Platten aus feuerverzinktem Stahl verborgensind. Zusammengeklappt« – er schob den Fächer zusammen und schlug damit auf den Tisch, dass es schepperte – »ist das eine recht brauchbare Waffe. Ich nenne es ...«
»Drachentöter?«, schlug Alex vor.
Smithers lachte. »Wie gut du mich schon kennst«, sagte er. »Jedenfalls ist mir schon einiges eingefallen, seit ich hier in Bangkok bin.« Er wühlte in den Gegenständen auf dem Tisch herum und zog eine Schachtel mit einem Dutzend Räucherstäbchen daraus hervor. »Normalerweise verbrennt man hierzulande Jasmin und Moschus, und das duftet sehr schön – aber meine hier riechen absolut nach gar nichts.«
»Und wozu sollen die gut sein?«
»Nach dreißig Sekunden muss sich ein ganzer Raum voller Leute übergeben. Das ist so ziemlich das ekelhafteste Spielzeug, das ich jemals erfunden habe, und unsere Testreihen damit waren überhaupt nicht lustig. Aber trotzdem recht nützlich, möchte ich meinen.«
Er faltete einen Stapel Zeichnungen auseinander.
»Ich arbeite auch an einem dieser dreirädrigen Taxis, die man hier überall sieht. Sie werden Tuk-tuks genannt, aber bei meinem hier ist in den Scheinwerfer eine Abschussvorrichtung für Raketen und ein Maschinengewehr eingebaut, die Bedienungselemente befinden sich an der Lenkstange, also könnte man es eher ein Attack-tuk nennen.«
»Und was ist das?«, fragte Alex. Er nahm einen kleinen Buddha aus Bronze. Die Figur saß im Lotussitz und erinnerte ihn mit ihrem Kugelbauch und dem kahlen Kopf ein wenig an Smithers.
»Oh, Vorsicht!«, rief Smithers. »Das ist meine Buddha- Handgranate. Zweimal den Kopf umdrehen und wegwerfen,und jeder im Umkreis von zehn Metern kann sein letztes Gebet sprechen.«
Er nahm ihm den Buddha aus der Hand und legte ihn vorsichtig in eine Schublade.
»Mrs Jones sagt, du ermittelst gegen die Snakeheads«, fuhr er fort, plötzlich sehr ernst. »Pass nur gut auf, Alex. Ich weiß, du hast dich bisher ungeheuer gut geschlagen, aber das ist wirklich eine extrem miese Bande.«
»Ich weiß.« Alex dachte an seine erste Begegnung mit Anan Sukit und den Kampf in der Arena am Fluss. Ihn brauchte man nicht mehr zu warnen.
»Ich hätte dir gern eine komplette Ausrüstung mitgegeben«, sagte Smithers. »Aber da du als afghanischer Flüchtling auftrittst, kannst du nicht allzu viel bei dir tragen. Sehe ich das richtig?«
Alex nickte. Er war enttäuscht. Smithers hatte ihm einmal einen mit technischen Raffinessen vollgestopften Gameboy ge geben, und wenn er so etwas jetzt wieder haben könnte, hätte er sich sehr viel besser gefühlt.
Smithers klappte eine alte Zigarrenschachtel auf. Als Erstes nahm er eine Uhr heraus, ein billiges Plastikding wie vom Jahrmarkt, und gab sie ihm.
Alex sah, wieviel Uhr es war. Die Zeiger standen auf halb sieben. Er schüttelte die Uhr. »Die geht nicht«, sagte er.
»Wir dürfen die Psychologie nicht außer Acht lassen«, erklärte Smithers. »Ein armer afghanischer Flüchtling besitzt schließlich nicht viel, umso stolzer ist er auf das, was er sein Eigen nennt – sogar eine kaputte Uhr. Aber glaub mir, wenn es drauf ankommt, wird diese Uhr funktionieren. Ich habe eine Batterie und einen starken Sender eingebaut. Wenn du inSchwierigkeiten kommst, stellst du die Zeiger auf elf; dann wird alle zehn Minuten ein Signal ausgesandt, so lange, bis die Batterie leer ist. Damit können wir dich überall
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