Alex Rider 7: Snakehead
Seeweg weiter. Von Jakarta nach Darwin sind es nur achtundvierzig Stunden. Vielleicht fahren wir auf einem Fischerboot, vielleicht auch auf einem größeren Schiff. Wir werden es früh genug erfahren.«
»Und wie kommen wir nach Jakarta?«
»Wir fliegen, wie alle anderen auch.« Ash zeigte ihm einen Umschlag mit zwei Flugtickets, Pässen, Visa und einem Empfehlungsschreiben auf elegantem Papier, ausgestellt von einer Firma namens UNWIN TOYS. »In Jakarta werden wir am Soekarno-Hatta International Airport abgeholt«, fuhr er fort. »Ich bin jetzt Verkaufsleiter bei Unwin Toys. Ich will mir die neue Kollektion an sehen und nehme meinen Sohn mit auf die Reise.«
»Unwin Toys ... von denen habe ich schon gehört.«
Der Name war ihm sofort vertraut vorgekommen. Und jetzt fiel es Alex wieder ein. Das war der Name eines Spielwarenherstellers. Er hatte die Produkte überall in London gesehen, oft an Marktständen oder in den Billigläden an der Oxford Street. Ferngesteuerte Autos, Baukästen und Wasserpistolen – alles aus grellbuntem Plastik, hergestellt im Fernen Osten und garantiert nach wenigen Tagen kaputt. Trotzdem war Unwin Toys eine recht bekannte Firma, und Alex fand es kaum vorstellbar, dass dahinter die Snakeheads stecken sollten.
Ash schien seine Gedanken lesen zu können. »Überleg mal, Alex«, sagte er. »Eine große Firma wie Unwin Toys wäre die perfekte Tarnung für jede Art von Schmuggel. Die befördern ihre Waren in die ganze Welt, Spielzeug für kleine Kinder – da kommt kein Mensch auf die Idee, Verdacht zu schöpfen.«
Alex konnte sich das gut vorstellen. Eine Kiste voll Plastikautos, vollgestopft mit Heroin oder Kokain. Wasserpistolen, die in Wahrheit echte Handfeuerwaffen waren. Teddybären, gefüllt mit Gott weiß was. Hinter einer so harmlosen Fassade konnten sich alle möglichen unangenehmen Geheimnisse verbergen.
»Wir kommen gut voran«, sagte Ash. »Aber wir müssen weiterhin vorsichtig sein. Je mehr wir wissen, desto gefährlicher werden wir für die Snakeheads.« Er dachte kurz nach. »Noch mal zu dem, was du eben gesagt hast. Dass du meine Nummer nicht hast. Du hast Recht. Ich geb dir eine, die solltest du auswendig lernen. Schreib sie dir auf die Hand.«
»Was für eine Nummer?«
»Falls etwas passiert oder wir getrennt werden, ruf diese Nummer an, bevor du mit irgendjemand anderes Kontakt aufnimmst. Das ist mein Handy. Aber es ist eine Spezialnummer, Alex. Ich habe sie vom ASIS bekommen. Die kannst du von überall anrufen und wirst sofort zu mir durchgestellt. Kostenlos. Die Nummer überwindet jedes Sicherheitssystem aller Telefonnetze der Welt, sodass du mich jederzeit und überall erreichen kannst. Was sagst du dazu?«
Alex nickte. »Gut.«
Ash gab ihm die Nummer. Sie bestand aus elf Ziffern, sah aber ganz anders aus als die üblichen Handynummern, die Alex kannte. Er schrieb sie sich auf den Handrücken. Die Ziffern würden bald verblassen, aber bis dahin würde er sie auswendig können.
»Und jetzt?«, fragte er.
»Ruhen wir uns aus. Dann nehmen wir ein Taxi zum Flughafen. Wir haben eine lange Nacht vor uns.«
Alex spürte, jetzt war es so weit. In Jakarta oder auf dem Weg nach Australien würden sie kaum miteinander sprechen können – jedenfalls nicht in Englisch –, und danach wäre die ganze Sache ziemlich schnell vorbei. Wenn sie erst einmal in Darwin waren, würde Alex nicht mehr gebraucht.
»Also gut, Ash«, sagte er. »Du hast versprochen, mir von meinen Eltern zu erzählen. Du warst Trauzeuge bei ihrer Hochzeit und sie haben dich zu meinem Paten bestimmt. Und du warst dabei, als sie gestorben sind. Ich möchte alles über sie erfahren, denn noch ist es für mich so, als ob es sie eigentlich nie gegeben hätte. Ich will wissen, wo ich herkomme ... und was sie von mir gedacht haben. Und ich will wissen, was auf Malta passiert ist. Du hast gesagt, Yassen Gregorovich war da. Stammt deine Narbe von ihm? Wie ist das passiert? Hat mein Vater irgendwas damit zu tun?«
Ash schwieg lange. Dann nickte er zögernd. Und drückte seine Zigarette aus.
»In Ordnung«, sagte er. »Im Flugzeug.«
S ie flogen in dreißigtausend Fuß Höhe über dem Golf von Thailand in südlicher Richtung nach Jakarta. Das Flugzeug war nur halb besetzt. Alex und Ash hatten die letzte Sitzreihe ganz für sich allein. Ash hatte sich mit einem weißen Hemd und einer billigen Krawatte ein wenig schick gemacht. Schließlich sollte er als Verkaufsleiter auftreten. Alex war immer noch in die
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