Alex Rider 7: Snakehead
hat er uns um Erlaubnis zufragen.« Sie wurde ein wenig freundlicher. »Was hat dich überhaupt veranlasst, wieder in Aktion zu treten? Ich dachte, die bisherigen Abenteuer hätten dir gereicht.«
»Ich wollte Ash kennenlernen«, sagte Alex. »Warum haben Sie mir eigentlich nie von ihm erzählt?«
»Warum sollte ich?«, erwiderte Mrs Jones. »Ich habe ihn seit Jahren nicht mehr gesehen.«
»Aber er hat für Sie gearbeitet.«
»Er hat zur selben Zeit wie ich für die Spezialeinheit gearbeitet. Tatsächlich hatte ich sehr wenig mit ihm zu tun. Ich habe ihn ein- oder zweimal gesehen. Das ist alles.«
»Wissen Sie, was auf Malta passiert ist?«
Mrs Jones zögerte. »Das solltest du Alan Blunt fragen«, sagte sie. »Das war seine Operation. Du weißt, das Ganze war ein abgekartetes Spiel. John – dein Vater – hat vorgetäuscht, für Scorpia zu arbeiten, und wir mussten ihn da wieder rausholen. Dazu haben wir in der Stadt Mdina einen Überfall inszeniert, aber die Sache ging schief und Ash kam beinahe ums Leben. Danach wurde ihm nur noch Schreibtischarbeit zugeteilt, und bald nach dem Tod deiner Eltern ist er aus dem Dienst ausgeschieden. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Wo ist Mr Blunt jetzt?«
»In London.«
»Und warum sind Sie hier?«
Mrs Jones musterte Alex. »Du hast dich verändert«, sagte sie. »Du bist erwachsener geworden. Ich nehme an, das hast du uns zu verdanken. Weißt du, Alex, wir wollten dich nicht wieder einsetzen. Alan und ich waren uns einig: Nach der Sache mit Scorpia sollte Schluss sein. Aber dann hörten wir, du bist in Amerika und arbeitest für den CIA. Ich sollte dir übrigensgratulieren. Die Sache mit der Weltraumstation war schon recht bemerkenswert.«
»Danke sehr.«
»Und jetzt also ASIS! Du kommst wirklich ganz schön rum.« Mrs Jones schlug eine Akte auf, die vor ihr auf dem Tisch lag. »Schon eigenartig, dass wir dir hier wieder begegnen«, fuhr sie fort. »Aber das könnte kein so großer Zufall sein, wie du vielleicht denkst. Major Yu. Sagt dir der Name etwas?«
»Das ist der Boss einer Snakehead-Gruppe.« Das hatte ihm Ethan Brooke in Sydney gesagt.
»Nun, um deine Frage zu beantworten, wir ermitteln gegen ihn. Deswegen bin ich hier. Deswegen ist auch Daniels hier.« Mrs Jones klopfte mit dem Zeigefinger auf die Akte. »Was hat ASIS dir über Major Yu erzählt?«
Alex zuckte die Schultern. Er fühlte sich plötzlich unbehaglich – er saß zwischen den Stühlen von zwei rivalisierenden Geheimdiensten. »Nicht sehr viel«, räumte er ein. »Die scheinen nicht viel über ihn zu wissen. Ich sollte mehr über ihn he raus finden ...«
»Nun, vielleicht kann ich dir helfen.« Mrs Jones dachte kurz nach. »Wir interessieren uns schon seit einiger Zeit für Major Winston Yu, haben aber auch noch nicht viel über ihn in Erfahrung bringen können. Wir wissen, dass seine Mutter Chinesin ist. Sein Vater ist unbekannt. Er wuchs in armen Verhältnissen in Hongkong auf – seine Mutter arbeitete in einem Hotel –, aber nach einer Lücke von acht Jahren besucht er auf einmal eine Privatschule in England. Die Harrow School! Nicht zu fassen! Wie seine Mutter sich die Schulgebühren leisten konnte, steht auf einem anderen Blatt.
Er war ein durchschnittlicher Schüler. Wir haben Kopien seiner Zeugnisse. Andererseits scheint er sich ganz gut angepasst zu haben, was in Anbetracht seiner Herkunft schon erstaunlich ist. Ein Fragezeichen steht hinter einem ziemlich üblen Vorfall, der sich am Ende seines zweiten Schuljahres dort zugetragen hat – ein Junge kam bei einem Autounfall ums Leben –, aber es konnte nie etwas bewiesen werden. Und er soll sehr gut in Sport gewesen sein.
Sein Abitur war nicht schlecht, danach hat er an der Londoner Universität Politologie studiert. Mit einem eher mittelprächtigen Examen in der Tasche ist er dann zur Armee gegangen. Bei der Ausbildung in Sandhurst hat er sich sehr hervorgetan. Offenbar war das Leben als Soldat genau das Richtige für ihn. In praktischer und theoretischer Militärwissenschaft hat er den besten Abschluss seines Jahrgangs gemacht und dafür von der Queen eine Auszeichnung erhalten. Er diente bei einem der angesehensten Regimenter des Lands – bei der Hofreiterei – und kam dreimal in Nordirland zum Einsatz.
Leider bekam er eine Knochenkrankheit, die seiner Karriere in der Armee ein Ende machte. Dafür schnappte ihn sich der Nachrichtendienst, und eine Weile arbeitete er für den MI6 – aber nicht für die Spezialeinheit. Er
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