Alex Rider 7: Snakehead
bekleidete einen ziemlich niedrigen Rang, musste Informationen sammeln und auswerten und dergleichen. Nun, schließlich hatte er wohl genug davon, denn eines Tages war er verschwunden. Wir wissen, dass er in Thailand und Australien aktiv war, aber worin genau seine Aktivitäten bestanden haben, wissen wir nicht; erst vor Kurzem haben wir ihn als den Chef einer der mächtigsten Snakehead-Banden in dieser Region identifizieren können.«
Mrs Jones schwieg. Als sie wieder aufblickte, war ihre Miene völlig ausdruckslos. »Vielleicht schreckt dich das ab, Alex. Vielleicht bringt es dich dazu, nach Hause zu fahren – und glaub mir, ich würde dir keinen Vorwurf machen. Unseren Quellen zufolge könnte Major Yu Verbindungen zu Scorpia haben. Es ist sogar möglich, dass er bei denen im Vorstand sitzt.«
Scorpia. Alex hatte gehofft, diesen Namen nie wieder zu hören. Und Mrs Jones hatte Recht. Wenn Ethan Brooke ihm diese Information gegeben hätte, hätte er sich die ganze Sache wohl anders überlegt. Er fragte sich, ob der Leiter der Abteilung verdeckte Operationen des ASIS das gewusst hatte. Sehr wahrscheinlich. Aber da er auf Alex angewiesen war, hatte er ihm nichts davon gesagt.
»Sie haben mir immer noch nicht erzählt, warum Sie hinter ihm her sind«, sagte Alex.
»Das ist streng geheim.« Mrs Jones hob abwehrend eine Hand. »Aber ich sage es dir. Abgesehen von allem anderen ist es gut möglich, dass du uns helfen kannst – vorausgesetzt, du möchtest das überhaupt. Jedenfalls werde ich es dir erklären, und dann kannst du dich entscheiden. Hast du schon mal von der Daisy Cutter gehört?«
Alex dachte kurz nach. »Das ist eine Bombe.« Er erinnerte sich, dass sie in der Schule davon gesprochen hatten, im Geschichtsunterricht. »Die wurde von den Amerikanern in Vietnam eingesetzt.«
»Und auch in Afghanistan«, sagte Mrs Jones. »Die Daisy Cutter, auch bekannt als BLU-82B oder Blue Boy, ist die größte konventionelle Bombe der Welt. Sie ist so groß wie ein Auto – und ich rede von einem Fünfsitzer. Eine solche Bombeenthält fast sechs Tonnen Sprengstoff – Ammoniumnitrat, Aluminiumpulver und Polystyrol – und ist stark genug, ein ganzes Gebäude mühelos zu zerstören, wahrscheinlich sogar eine ganze Straße.«
»Die Amerikaner haben sie benutzt, um Angst und Schrecken zu verbreiten«, brummte Daniels. Er meldete sich zum ersten Mal zu Wort. »Mit einer Atombombe kann sie vielleicht nicht mithalten, aber die Wirkung ist schon ungeheuerlich. Die von ihr aus gelöste Schockwelle hat eine unglaubliche Zerstörungskraft. Du kannst dir nicht vorstellen, was für Schäden sie anrichtet.«
»In Vietnam wurde sie eingesetzt, um Landeplätze für Hubschrauber zu schaffen«, erläuterte Mrs Jones. »Man wirft eine im Dschungel ab, und schon ist der Dschungel eine halbe Meile im Umkreis niedergemäht. Man nennt sie Daisy Cutter, also Gänseblümchenschneider, weil sich ihre Explosionskraft vor allem am Boden auswirkt, wo sie sämtliche Vegetation und alle Lebewesen plattmacht. In Afghanistan hat man sie eingesetzt, um den Taliban Angst zu machen, um ihnen zu zeigen, mit was für einem Gegner sie sich anlegen.«
»Was hat das mit das Major Yu zu tun?«, fragte Alex. Und mit wachsendem Unbehagen fragte er sich auch, was das mit ihm selbst zu tun haben mochte.
»In den vergangenen Jahren hat die britische Regierung eine zweite Generation von Daisy Cutters entwickelt«, erklärte Mrs Jones. »Wissenschaftlern ist es gelungen, eine ähnliche Bombe zu konstruieren, nur dass sie ein wenig kleiner und zum Ausgleich noch explosiver ist. Man hat ihr den Codenamen Royal Blue gegeben und in einem geheimen Labor in der Nähe von London einen Prototyp gebaut.« Sie nahm einPfefferminzbonbon und wickelte es mit einer einzigen Bewegung von Daumen und Mittel finger aus. »Vor vier Wochen wurde dieser Prototyp gestohlen. Dabei wurden acht unserer Leute getötet. Drei davon waren Sicherheitsleute, die anderen Techniker. Die Operation war professionell geplant: perfektes Timing, skrupellose Ausführung.« Sie schob sich das Bonbon zwischen die Lippen.
»Und Sie denken, Major Yu ...?«
»Diese Dinger sind nicht einfach zu transportieren, Alex. Das geht nur mit einem Hercules-MC- 1 30-Frachtflugzeug. Wir haben die Bombe aus den Augen verloren, aber zwei Tage später wurde der Start einer C- 130 gemeldet, deren Flugroute über Albanien und Tadschikistan nach Bangkok führte. Wir konnten auch den Piloten identifizieren; sein Name war
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