Alex Rider 7: Snakehead
werden.«
»Ich möchte das Signal persönlich senden«, sagte der Weißhaarige. Er sprach perfektes Englisch, ganz so wie ein altmodischer Nachrichtensprecher.
»Natürlich, Sir. Ich habe Ihre E-Mail aus London erhalten. Und wie Sie sehen, habe ich eine recht einfache Konstruktion entwickelt. Hiermit können Sie Ihre Fingerabdrücke in das System einscannen. Von diesem Augenblick an haben Sie allein die Kontrolle darüber.«
»Das war wirklich eine erstklassige Arbeit. Ich danke Ihnen, Mr Varga.«
Der Weißhaarige zog einen Handschuh aus, und die kleine faltige Hand, die jetzt zum Vorschein kam, hätte einem Toten gehören können. Alex beobachtete, wie er sie auf den Scanner legte. Varga tippte etwas in den Laptop ein. Unter der Hand strahlte ein grüner Lichtbalken auf und bewegte sich über die Handfläche. Nach wenigen Sekunden war es vorbei.
Einer der Männer war übergewichtig und hatte dünnes rotblondes Haar. Er war etwa fünfzig Jahre alt und trug ein weißes Hemd mit blauen und goldenen Streifen auf der Schulter. Ihn sprach der Weißhaarige jetzt an.
»Sie können Royal Blue wieder im Container verstauen, Captain de Wynter«, sagte er. »Sobald wir in East Arm eingelaufen sind, wird die Bombe entladen.«
»Jawohl, Major.«
»Und noch etwas ...«
Aber der Weißhaarige – der Major – konnte seinen Satz nicht mehr beenden. Plötzlich kreischte eine Sirene auf, so laut, dass Alex beinahe von der Plattform geschleudert wurde und sich die Ohren zuhalten musste. Es war ein Alarmsignal. Der vierte Mann, der bis dahin noch gar nichts gesagt hatte, fuhr herum und riss eine Maschinenpistole hoch – eine leichte belgische M249 –, die er am Gürtel getragen hatte. Captain de Wynter zückte ein Handy und wählte hastig.
Das Lärmen der Sirene verstummte. Der Captain lauschte einige Sekunden und berichtete dann mit gedämpfter Stimme, was er erfahren hatte. Alex, noch halb betäubt von dem Krach, verstand kein einziges Wort.
Der Weißhaarige schüttelte wütend den Kopf. »Wer ist das? Wo kommt er her?«
»Er wird an Deck festgehalten«, antwortete de Wynter. »Ich will ihn sehen!«, rief der Major. »Begleiten Sie mich!«
Die vier gingen zu einer Tür in der Wand des Frachtraums. Sekunden später waren sie verschwunden und nun war Alex mit der Bombe allein. Für ihn war das ein Geschenk des Himmels, und, ohne zu zögern, lief er die Treppe hinunter zu dem Container.
Und da stand er also direkt vor ihr. Der MI6 suchte ganz Thailand nach der Bombe ab und Alex entdeckte sie hier, mitten im Indischen Ozean. Und gleichzeitig hatte er Major Yu gefunden, denn wer sonst sollte der Weißhaarige sein? Der Captain hatte ihn mit Major angeredet. Aber warum waren die beiden hier – Major Yu und Royal Blue? Was hatte der Major mit der Bombe vor? Alex wünschte, er hätte mehr hören können.
Er besah sich die Bombe genauer. Aus der Nähe erschien sie ihm als einer der hässlichsten Gegenstände, die er jemals gesehen hatte – stumpf und schwer, nur zum Töten und Zerstören gebaut. Kurz kam ihm der Gedanke, ob er sie gleich hier zur Detonation bringen könnte. Das würde Major Yu einen Strich durch die Rechnung machen, ganz gleich, was er damit vorhatte. Aber Alex wollte nicht sterben; und überhaupt waren mindestens zwanzig Flüchtlinge, darunter auch kleineKinder, auf dem Schiff versteckt. Auch sie würden dann ebenfalls sterben.
Vielleicht konnte er die Bombe entschärfen. Aber das hatte wenig Sinn. Yu oder dieser Varga würden mit Sicherheit bemerken, was er getan hatte, und es wieder rückgängig machen. Ob er eine seiner Sprengmünzen verwenden sollte? Nein – selbst wenn er ein Loch in die dicke Ummantelung von Royal Blue sprengen konnte, was dann? Falls er etwas beschädigte, konnte Yu es mühelos ersetzen.
Aber irgendetwas musste er tun. Die vier Männer konnten jederzeit zurückkommen. Er blickte sich um, und plötzlich sah er, dass auf dem Bildschirm des Laptops in Großbuchstaben die Anweisung stand:
› HAND AUF DEN SCANNER LEGEN
Der Laptop war noch an den Scanner angeschlossen. Auf der Glasfläche des Scanners sah Alex die Umrisse einer Hand. Ohne weiter nachzudenken, legte er seine Hand darauf. Es klickte und der grüne Lichtbalken tastete seine Handfläche ab. Auf dem Bildschirm erschien eine Meldung.
› FINGERABDRÜCKE AKZEPTIERT
› WEITERE AUTORISIERUNG HINZUFÜGEN? J/N
Alex tippte auf das J. Auf dem Bildschirm erschien wieder die erste Anweisung.
› HAND
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