Alex Rider 7: Snakehead
runterbringen«, sagte er.
De Wynter schüttelte den Kopf. »Das ist nicht möglich.« Er hatte Angst vor der Pistole, aber noch mehr Angst hatte er vor Major Yu.
Alex warf einen Blick aufs Telefon. Damit konnte man vermutlich auch in Darwin anrufen. »Rufen Sie die Polizei«, sagte er. »Ich will, dass Sie die Polizei hierherholen.«
»Auch das kann ich nicht tun«, sagte de Wynter. Er machte ein trauriges Gesicht. »Ich werde dir auf keinen Fall helfen, Junge. Und fliehen kannst du von hier nicht. Am besten gibst du auf.«
Alex sah aus dem Fenster. Einer der für Australien bestimmten Container wurde bereits vom Schiff gehievt und schwang an einem Verladekran, der so riesig war, dass der Container im Vergleich so groß wie eine Streichholzschachtel aussah. Der Kran wurde von einem Mann bedient, der hoch oben in einer ringsum verglasten Kabine saß. Der Container schwebte in die Höhe. In wenigen Sekunden würde er hinüberschwenken und auf den am Kai aufgestapelten anderen Containern abgesetzt werden.
Alex schätzte die Entfernung und die Dauer dieses Vorgangs ab. Ja – das konnte er schaffen. Er war genau im richtigen Augenblick auf die Brücke gelangt. Er richtete die Pistole auf de Wynter. »Raus hier!«, befahl er.
Der Kapitän blieb, wo er war. Er glaubte nicht, dass Alex den Mut hatte, wirklich abzudrücken.
»Ich sagte – raus hier!« Alex bewegte die Hand zur Seite und feuerte auf einen Radarschirm neben dem Stuhl, auf dem de Wynter saß.
Der Schuss krachte unglaublich laut in dem kleinen Raum. Der Schirm zersprang in tausend Splitter. Alex musste lächeln. Noch ein teurer Ausrüstungsgegenstand der Liberian Star , der ersetzt werden musste.
De Wynter brauchte keine weitere Aufforderung. Er stand auf, verließ hastig die Brücke und lief dem Obermaat nach, der schon die Treppe hinunterpolterte. Alex wartete, bis sie weg waren. Sie würden um Hilfe rufen und mit einem halben Dutzend bewaffneter Männer zurückkommen, aber das störte ihn nicht. Denn er wusste jetzt, wie er von dem Schiff flüchten konnte. Mit etwas Glück wäre er längst weg, wenn sie kamen.
Eine Glastür führte auf das Brückendeck. Alex trat hindurchund sah den nächsten Container etwa zwanzig Meter unter sich, tief genug, um sich das Genick zu brechen. Und darunter wogte in dreißig Metern Tiefe das Meer. Von hier ins Wasser zu springen kam nicht infrage. Er sah Yus Leute auf dem Hauptdeck, sie warteten nur darauf, dass er es versuchte. Aber er stand zu hoch oben. Sie brauchten nicht auf ihn zu schießen. Der Aufprall auf dem Wasser würde ihn töten.
Der Container, den er gesehen hatte, wurde jetzt angehoben und schwebte langsam zu ihm hoch. Alex kletterte auf die Reling und konzentrierte sich. Jetzt hing der Container schon über ihm. Er sprang – nicht nach unten, sondern nach oben – und riss die Arme hoch. Einen Augenblick lang schwebte er in der Luft und fragte sich, ob er es schaffen würde. Er schnitt eine Grimasse, verdrängte den Gedanken an den Schmerz, der ihn erwartete, falls er abstürzen und aufs Deck krachen sollte. Dann aber schlossen sich seine Hände um die Spanngurte an der Unterseite des Containers, und schon schwebte er dem Kai entgegen; seine Beine baumelten in der Luft, die Muskeln in seinen Schultern und Armen brannten wie Feuer. Der Kranführer konnte ihn nicht sehen, da ihm der Container die Sicht versperrte. Und Yus Männer bemerkten ihn ebenfalls nicht. Ihre Blicke waren, wie man es ihnen befohlen hatte, auf das Deck und die See gerichtet.
Von der Brücke aus hatte es ausgesehen, als bewegten sich die Container ziemlich schnell. Jetzt, wo er selbst an einem hing und sich verzweifelt festklammerte, schien der Weg zum Kai eine Ewigkeit zu dauern, zumal jederzeit einer von Yus Männern einmal aufblicken und ihn entdecken konnte. Als er schließlich hinter der Schiffswand war, erkannte er auch prompt eine neue Gefahr. Wenn er zu früh losließ, würde ersich die Beine brechen. Zu spät, und er riskierte, von dem Container zerquetscht zu werden.
Und dann sah ihn jemand.
Und dieser jemand schrie los. Ein Hafenarbeiter. Er arbeitete wahrscheinlich nicht für Yu, aber das spielte keine Rolle – für Alex war er trotzdem eine Bedrohung. Er konnte nicht mehr warten. Er ließ los und fiel, endlos lange, wie ihm schien. Zum Glück stand unter ihm ein Container, der mit einer Plane abgedeckt war, und die gewährte ihm eine weiche Landung – auch wenn ihm die Luft wegblieb, als er mit dem Rücken
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