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Alex Rider 7: Snakehead

Titel: Alex Rider 7: Snakehead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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weg gewesen wäre. Alex schlüpfte hinein.
    Er sah einen Schreibtisch, auf dem einige Aktenordner und Papiere ausgebreitet waren, und wünschte, er hätte Zeit, sich das genauer anzusehen. Aber er durfte hier nichts anfassen. Jede kleinste Veränderung in diesem Raum konnte ihn verraten.
    Er sah sich um. Bilder an den Wänden: englische Landschaften, eine Fuchsjagd. Eine edle Stereoanlage und ein Plasmafernseher. Ein Ledersofa. Hier arbeitete Yu und entspannte sich, wenn er an Bord war.
    Nebenan war das Schlafzimmer. Wie seltsam: Yu schlief in einem altmodischen Himmelbett. Alex erkannte sofort, dass er das optimale Versteck gefunden hatte. Ein Seidenvorhang hing von den mannshohen Bettpfosten bis auf den Fußboden; er hob ihn an und sah, dass unter dem Bett genug Platz für ihn war. Er dachte daran, wie er Weihnachten als Siebenjähriger mit Jack Verstecken gespielt hatte. Aber das hier war etwas ganz anderes. Diesmal befand er sich auf einem Containerschiffmitten im Indischen Ozean, und die Leute, die ihn suchten, würden ihn, ohne zu zögern, töten.
    Dasselbe Spiel. Andere Regeln.
    Alex nahm einen Schluck von dem Wasser, dass er mitgenommen hatte, kroch unter das Bett und zog den Seidenvorhang wieder zu. Nur sehr wenig Licht drang zu ihm herein. Er versuchte eine möglichst bequeme Lage einzunehmen. Denn sobald Yu das Zimmer betrat, durfte er keinen Muskel mehr bewegen.
    Plötzlich kam ihm der Gedanke, wie verrückt sein Plan war. Konnte er hier wirklich die ganze Nacht verbringen? Wie dumm würde er dastehen, wenn Yu ihn entdeckte! Fast wäre er wieder herausgekrochen und hätte sich nach einem anderen Versteck umgesehen. Aber dafür war es jetzt zu spät. Die Suche hatte bestimmt schon begonnen, das Risiko war einfach zu groß.
    Yu kam erst nach einigen Stunden. Alex hörte die Kabinentür auf- und wieder zugehen. Schritte. Musik. Yu hatte die Stereo anlage angestellt. Offenbar mochte er klassische Musik: Elgars Pomp and Circumstance , ein Stück, das jeden Sommer in der Londoner Albert Hall gespielt wurde. Zu den getragenen Klängen dieses Orchesterwerks nahm Yu sein Abendessen ein. Alex hörte, wie einer der Stewards es ihm brachte, und leichter Bratenduft stieg ihm in die Nase. Davon bekam er Hunger. Er trank noch ein wenig Wasser und dachte wenig begeistert daran, dass er mit dem Rest noch die ganze Nacht auskommen musste.
    Später machte Yu den Fernseher an. Irgendwie gelang es ihm, sogar hier BBC zu empfangen, und Alex konnte die Spätnachrichten mithören.
    »Der Popsänger Rob Goldman war diese Woche in Sydney, bevor er zu der Konferenz auf Reef Island reist, die zur selben Zeit wie der G-8-Gipfel in Rom stattfinden soll. Goldman trat im ausverkauften Opernhaus von Sydney auf und erklärte der begeisterten Menge, Friede und ein Ende der Armut auf der Welt seien möglich – zu erreichen sei dies aber nur von Menschen, nicht von Politikern. Der britische Premierminister wünschte Sir Rob viel Erfolg, stellte jedoch fest, dass die eigentliche Arbeit in Rom getan werde. Nicht viele Leute scheinen diese Ansicht zu teilen ...«
    Viel später ging Major Yu zu Bett. Alex hielt die Luft an, als er ins Schlafzimmer kam. Nachdem er so lange dort gelegen hatte, taten ihm alle Knochen weh. Er hörte, wie Yu sich entkleidete und nach nebenan ins Bad ging. Und dann kam das Unvermeidliche: das Knarren und Quietschen von Holz und Sprungfedern, als Yu sich nur wenige Zentimeter über dem Jungen, nach dem er so fanatisch suchte, ins Bett legte. Zum Glück las er nicht auch noch vorm Einschlafen. Alex hörte das Klicken eines Lichtschalters, und es wurde stockfinster. Und sehr still.
    Für Alex war die Nacht eine weitere langwierige Geduldsprobe. Er war sich ziemlich sicher, dass Major Yu schlief, aber genau konnte er das nicht wissen, und daher wagte er nicht, selbst zu schlafen, aus Furcht, seine Atemgeräusche oder eine unwillkürliche Bewegung könnten ihn verraten. Er konnte nur warten, dem Brummen der Maschinen lauschen und das Stampfen des Schiffes spüren, das Australien immer näher kam. Einen Trost hatte er. Jede Sekunde, die er unentdeckt blieb, brachte ihn der Rettung ein wenig näher.
    Aber wie sollte er die Liberian Star verlassen? Es gab nureinen Ausgang – und der wurde bewacht. Die Decks ebenfalls. Über Bord springen und schwimmen war auch keine gute Idee, denn falls man das bemerken sollte, würden ihn ein Dutzend Männer oder mehr unter Beschuss nehmen. Aber darüber konnte er sich noch Gedanken

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