Alex Rider 7: Snakehead
darauf aufschlug. Er wartete nicht, bis er wieder zu Atem gekommen war, sondern wälzte sich herum und kletterte an der Seitenwand hinunter.
Während er hinter den Containern am Kai entlangrannte, versuchte er sich eine Strategie zurechtzulegen. Die nächsten Minuten waren entscheidend. Wenn die Hafenpolizei ihn festnahm, war nicht ausgeschlossen, dass man ihn Major Yu übergeben würde. Und falls man ihn einsperrte, würde Yu wissen, wo er ihn finden konnte. So oder so stand fest, was Yu mit ihm machen würde. Er würde ihn töten. Also musste er so lange in Deckung bleiben, bis er das eigentliche Festland erreicht hatte. Solange er auf dem East Arm Wharf war, war er nicht in Sicherheit.
Aber das Glück war auf seiner Seite. Als er den letzten Containerturm erreichte, hielt vor ihm ein Pick-up an, der alte Kartons und leere Benzinkanister auf der Ladefläche hatte. Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter und rief einem anderen Hafenarbeiter etwas zu. Der Mann antwortete und die beiden lachten. Als der Wagen wieder losfuhr, lag Alex schon zwischen den Kartons.
Der Wagen fuhr an Gleisen entlang, die auf dem Damm verlegt waren, und hielt wie von Alex erwartet an einer Sperre. Aber die Wachmänner kannten den Fahrer und winkten ihn durch. Jetzt fuhren sie schneller. Alex blieb auf dem Bauch liegen und genoss die warme australische Brise auf seinen Schultern.
Er hatte es geschafft! Er hatte alles erreicht, was Ethan Brooke und ASIS sich von ihm erhofft hatten. Er war illegal nach Australien geschmuggelt worden und hatte Major Yus Netzwerk aufgedeckt: die Chada Handelsgesellschaft in Bangkok, Unwin Toys, die Liberian Star . Und obendrein hatte er für Mrs Jones die Bombe Royal Blue aufgespürt. Wenn er jetzt auch noch unversehrt nach Darwin kam und mit Ash Kontakt aufnehmen konnte, hatte er seinen Auftrag vollständig erfüllt und konnte endlich wieder nach Hause fliegen. Er brauchte eigentlich nur noch ein Telefon zu finden.
Zwanzig Minuten später hielt der Pick-up an. Der Motor wurde ausgeschaltet, die Fahrertür geöffnet und wieder zugeschlagen. Vorsichtig spähte Alex nach draußen. Der Hafen lag weit hinter ihm. Sie parkten vor einem Café, einem bunten Holzhaus am Rand einer leeren Straße. Das Café hieß Jake’s. Ein handgemaltes Schild verkündete: DIE BESTEN TORTEN DARWINS. Alex hatte einen Bärenhunger. Seit zwei Tagen hatte er so gut wie nichts gegessen. Aber neben dem Café erblickte er etwas, was jetzt noch wichtiger war. Ein Telefon.
Er wartete, bis der Fahrer im Café verschwunden war, dann kletterte er von der Ladefläche und lief zu dem Telefon. Abgesehen von der letzten der Münzen, die Smithers ihm gegeben hatte, hatte er kein Geld dabei, aber Ash hatte ja gesagt, um seine Spezialnummer anzurufen, brauche er kein Geld. Also,wie war die Nummer? Eine Schrecksekunde lang tanzten die einzelnen Ziffern in seinem Kopf herum, als wollten sie sich nicht in einer Reihe aufstellen. Er riss sich zusammen: 795 ... nein ... 759 ... Nach und nach nahm die vollständige Nummer Gestalt an. Er tippte sie ein und wartete.
Er hatte alles richtig gemacht. Die Nummer funktionierte tatsächlich, im Hörer klickte und ratterte es leise, und nachdem es dreimal geläutet hatte, nahm jemand ab.
»Ja?«
Es war Ashs Stimme. Alex fühlte sich unendlich erleichtert. »Ash, ich bin’s. Alex.«
»Alex ... Gott sei Dank! Wo bist du?«
»In Darwin, glaube ich. Oder irgendwo in der Nähe. Vor einem Café, das heißt Jake’s. Etwa zwanzig Minuten vom Hafen.«
»Bleib, wo du bist. Ich komme dich abholen.«
»Du bist auch hier? Wie hast du das geschafft?«
Nach kurzem Schweigen antwortete Ash: »Das erzähle ich dir, wenn wir uns sehen. Pass gut auf dich auf. Ich komme, so schnell ich kann.«
Er legte auf, und erst in der Stille, die jetzt eintrat, erkannte Alex, dass da etwas nicht stimmte. Er hatte ganz sicher mit Ash gesprochen, aber irgendetwas war anders gewesen. Seine Stimme hatte gebebt, und sein Zögern musste auch etwas zu bedeuten haben. Es war fast so, als habe er darauf gewartet, dass ihm jemand zuflüsterte, was er sagen sollte.
Alex traf eine Entscheidung. Er hatte, wie versprochen, als Erstes mit Ash Kontakt aufgenommen. Aber das reichte vielleicht nicht. Er sah auf die Uhr an seinem Handgelenk, die Smithers ihm gegeben hatte, und stellte die Zeiger vorsichtigauf elf. Von jetzt an, hatte Smithers ihm erklärt, sandte die Uhr alle zehn Minuten ein Funksignal aus. Ob Ash das gutheißen würde oder nicht,
Weitere Kostenlose Bücher