Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
Sicherheitspersonal, man hatte alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, eine wichtige Rede wurde gehalten, und trotzdem ließ man eine Tür offen stehen, durch die jeder beliebige Mensch in die Aula spazieren konnte.
Julius verschwand durch die Öffnung. Alex ließ einen Augenblick verstreichen, doch als er gerade selbst die letzten Meter zur Tür rennen wollte, bogen zwei bewaffnete Soldaten um die Ecke. Alex duckte sich hinter ein parkendes Auto und wartete darauf, dass sie weitergingen. Sie unterhielten sich angeregt und hatten es anscheinend nicht eilig. Direkt vor der Tür hielten sie an – dass die Tür offen stand, schien sie nicht zu stören – und beschlossen, eine Zigarette zu rauchen. Alex sah, wie der eine eine Schachtel herausholte und sie dem anderen hinhielt. Sie zündeten die Zigaretten an. Alex roch den Rauch, der beißend durch die Luft zog.
Was tun? Julius würde seine Schussposition gleich erreicht haben. Von den sieben Minuten, von denen Gunter gesprochen hatte, waren bestimmt schon sechs verstrichen. Alex war versucht, laut zu schreien und Alarm zu schlagen. Doch was würde ihm das nützen? Die Soldaten sprachen wahrscheinlich kaum oder gar nicht Englisch. Und einem fünfzehnjährigen Jungen glaubten sie sowieso nicht. Sie würden ihn verhaften und wegbringen. Und bis er mit einer der zuständigen Personen sprechen könnte, war die amerikanische Außenministerin längst tot.
Natürlich wäre Scorpia trotzdem gescheitert. Alex konnte beweisen, dass er mit dem Attentat nichts zu tun hatte, und die Horseman-Akte war damit wertlos. Aber das reichte ihm nicht. Im allgemeinen Durcheinander nach dem Anschlag gelang Julius Grief womöglich die Flucht. Und Razim hatte angekündigt, dass er sich in ein anderes Land absetzen wollte. Alex’ Entschluss stand fest: Er musste das verhindern.
Suchend blickte er sich nach einem Stein, Ziegel oder anderen schweren Gegenstand um. Er hatte Schwierigkeiten, im Dunkeln etwas zu erkennen, doch dann blitzte direkt vor ihm eine stählerne Schraubenmutter auf. Sie hatte sich offenbar von einem Ausrüstungsgegenstand der Fernsehleute gelöst. Alex nahm sie und wog sie in der Hand. Doch, damit müsste es gehen.
Er drehte sich um und warf sie, so weit er konnte. Sie flog in einem hohen Bogen durch die Nacht, prallte gegen ein Auto und hinterließ eine Beule. Es schepperte so laut, dass die beiden Soldaten zusammenfuhren. Augenblicklich ließen sie ihre Zigaretten fallen und liefen in Richtung des Lärms.
Sobald sie an Alex vorbei waren, rannte er zur Tür. Vorsichtig brauchte er nicht mehr zu sein. Julius hatte inzwischen einen großen Vorsprung. Alex’ Hauptsorge war, dass er vielleicht zu spät kam.
Er verstand jetzt auch, warum sich niemand für die offene Tür interessierte. Sie führte zu einem schmalen Betriebsraum, einer Art Gang, der von zwei nackten, an Drähten hängenden Glühbirnen erleuchtet wurde. Neben zwei Metalleimern und einem Mopp standen einige leere Kisten. An der Querwand in etwa fünf Metern Entfernung waren eine Reihe von Haken befestigt. An einem hing ein schmutziger Overall. An der einen Längswand standen alte Klappstühle und Aktenschränke, an der anderen waren staubige Sicherungskästen angebracht. Eine zweite Tür gab es nicht. Der Raum war eine Sackgasse. Er führte nirgendwohin.
Alex wollte schon wieder umkehren. Offenbar hatte er sich geirrt. Doch etwas hielt ihn zurück. Mit einem Mal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: In Gunters Schreibtisch hatte ein Foto von diesem Raum gelegen. Alex sah sich fragend um. Julius war ganz bestimmt hier gewesen. Aber wohin konnte er verschwunden sein? Alex hatte ihn durch die Tür gehen sehen und den Eingang seitdem nicht aus den Augen gelassen. Es gab keine andere Tür, keinen anderen Ausgang. Wenn Julius den Raum verlassen hätte, hätte Alex das mitbekommen.
Die Haken.
Sein Einbruch in Gunters Büro schien schon Jahre zurückzuliegen. Razim hatte damit geprahlt, Alex von Anfang an überwacht und gesteuert zu haben, doch den Einbruch hatte er bestimmt nicht vorhergesehen. Razim hatte dafür gesorgt, dass Alex an die Schule in Kairo kam und ihn mit dem gefälschten Telefonanruf ins Goldene Haus gelockt. Aber dass er mit Smithers’ Hilfe in das Büro eingedrungen war, konnte niemand ahnen. Daraus folgte, dass der Inhalt der geheimen Schublade tatsächlich etwas bedeutete und nicht für ihn arrangiert worden war.
Die Zeitung – die Washington Post – hatte wahrscheinlich den
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