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Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)

Titel: Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Horowitz
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brauchte etwa fünfzehn Sekunden, um die Alternativen abzuwägen und zur einzig möglichen Entscheidung zu gelangen. Er musste auf die Forderungen der Entführer eingehen. Er musste sich Scorpia ausliefern und darauf vertrauen, dass sich später noch ein Ausweg finden würde. Jacks Leben durfte er auf keinen Fall gefährden. Er dachte daran, wie sie darauf bestanden hatte, mit nach Ägypten zu kommen. Wenn er sie doch überredet hätte, zu Hause zu bleiben. Er wollte die Wohnung schon verlassen und die Treppe hinabsteigen, da fiel sein Blick durch das Fenster nach unten. Wenigstens einmal hatte er Glück im Unglück: Das Taxi, das ihn vom Opernplatz hierhergebracht hatte, stand noch draußen und der Fahrer sprach in sein Handy. Alex schnappte sich ein paar Geldscheine, raste nach unten, schlug mit der Faust gegen die Scheibe und zeigte dem Fahrer das Geld.
»Zur Totenstadt«, sagte er atemlos. »Geht das?«
Der Fahrer nickte.
»Kennen Sie das Grab des zerbrochenen Mondes?«
Der Mann starrte immer noch das Geld an. »Ja.«
»Sie bekommen das alles, wenn Sie mich in einer halben Stunde hinbringen.«
Offenbar konnte der Fahrer einigermaßen Englisch und hatte ihn verstanden. Kaum war Alex eingestiegen, fuhr er so rasant los, dass die Hinterreifen durchdrehten und die Erde aufspritzte. Alex blickte aus dem Fenster und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Warum bestellte man ihn auf einen Friedhof? Hatte die Wahl des Ortes irgendetwas zu bedeuten? Vielleicht sollte er jetzt doch noch jemanden mit Jacks Handy anrufen. Aber es war zu gefährlich. Womöglich folgten ihm Agenten von Scorpia in einem anderen Wagen oder Jacks Handy war verwanzt.
Die Totenstadt, auch Nordfriedhof genannt, erstreckte sich neben der Salah-Salem-Straße, von der das ständige Brausen des Verkehrs und der Gestank nach Abgasen und verbranntem Gummi herüberwehten. Es handelte sich tatsächlich um eine eigene Stadt mit zum Teil zerfallenen Häusern, auf die die Sonne unbarmherzig niederbrannte. Seit Jahrhunderten brachten die Ägypter ihre Toten hierher. Sie bauten hier nicht nur Gräber, sondern kleine Anlagen mit Moscheen, Mausoleen und zum Teil auch Aufenthaltsräumen für den Besuch von Verwandten. Je wohlhabender die Familien, desto luxuriöser die Anlagen. Sie waren von hohen Ziegelmauern umgeben und Torbögen führten zu Innenhöfen mit Gebäuden, in denen man sogar wohnen konnte. Nicht wenige arme Einwohner von Kairo hatten diese Gelegenheit genutzt und waren wirklich dort eingezogen. Hinter vielen Fenstern flimmerten Fernseher, Antennen standen auf den Dächern und über Gräbern hing Wäsche zum Trocknen. Es gab sogar ein paar Bars und Allzweckgeschäfte. Auf den hölzernen Regalbrettern, auf denen vielleicht einst Leichen gelegen hatten, standen jetzt Dosen und Flaschen.
Das Taxi bog in den Friedhof ein und wurde langsamer. Die Straßen waren schmal und gewunden. Der Fahrer schien etwas zu suchen, bremste plötzlich und hielt vor einer hölzernen Tür. Auf einem Schild stand in arabischer und lateinischer Schrift das Wort Torun . Waren sie am Ziel? Der Fahrer streckte den Arm aus, um Alex auf etwas aufmerksam zu machen: ein Minarett mit einer Mondsichel, von der jemand die obere Spitze abgeschossen hatte. Der Mond war ein türkisches Symbol. Vielleicht war Torun auch ein türkischer Name. War eine türkische Familie nach Kairo gezogen und dort gestorben und begraben worden? Offenbar war er hier richtig.
Er gab dem Fahrer das Geld, stieg mit flatternden Nerven aus und drückte die Tür auf. Das Taxi fuhr weg und ließ ihn allein. Er sah auf die Uhr. Fünf vor drei. Er hatte seinen Teil der Abmachung eingehalten. Was würde als Nächstes passieren?
Wände umgaben ihn auf drei Seiten. Die vierte Wand war eingestürzt und durch die Lücke sah er weitere, willkürlich verstreute Gräber und einige Büsche und Bäume. Dieser Teil des Friedhofs schien unbewohnt. Alex hatte das Gefühl, in der Falle zu sitzen.
Schon nach kurzer Zeit hörte er Schritte. Jemand näherte sich. Er lauschte, am ganzen Körper angespannt. Dann kam eine Gestalt in Sicht.
Alex erstarrte wie vom Donner gerührt. Der Junge, der sich einen Weg durch die Gräber bahnte, sah genauso aus wie er!
Er hatte sein Gesicht und seine Haare und denselben Haarschnitt. Er war sogar genauso gekleidet. Der einzige Unterschied waren seine kalten Augen und sein grausames Lächeln. So lächelte Alex nie. Plötzlich wusste er, wen er vor sich hatte, wer der Junge sein musste.
Julius Grief blieb

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