Alexa, die Amazone – Die große Chance
sie so offensichtlich hängen lässt. War er es nicht schließlich, der den Hengst vor Kurzem sogar kaufen wollte? Deshalb, weil er so traumhafte Anlagen hat? Und nun soll Chicolo seine Fähigkeiten nicht einmal ausspielen dürfen? Soll sich hier in der Einöde verkriechen müssen? Niemals eine goldene Schleife tragen? Auf dem Sandplatz Häuser springen? Nein, das ist wirklich ungerecht! Wenigstens einen Rat hätte ihr Harald geben können. Aber sie so einfach abblitzen zu lassen. Schließlich ist es ja nichts Unrechtes, mit einem Pferd auf Turniere zu gehen!
Sie straft ihren Begleiter mit Nichtachtung.
Harald lässt sich in der Zwischenzeit einiges durch den Kopf gehen. Er denkt einige Jahre zurück. Sieht sich bei seinem ersten gewonnenen Turnier als stolzer Sieger die Ehrenrunde anführen. Unwillkürlich zieht sich ein Lächeln über seinen Mund. Was sich seitdem alles geändert hat ...
»Alexa, ich habe mir das überlegt. Im Grunde hast du ja recht. Dass Chicolo ein Talent ist, habe ich von Anfang an gesagt. Und dass du das Zeug zu einer guten Reiterin hast, steht auch außer Frage. Ich werde doch mit Kurt reden!«
Alexa, die während des zweiten Saunaganges ausgestreckt auf der obersten Bank liegt, fährt auf. Die schwere, feuchte Hitze peitscht ihr ins Gesicht.
»Das willst du tun?«, fragt sie atemlos.
»Sobald es sich ergibt, werde ich mit ihm darüber reden!«
»Mensch, dass ist ja himmlisch. Ich danke dir, Harald!«
Fast ist sie versucht, zu ihm hinüberzulaufen, um ihm einen Kuss aufzudrücken. Nach kurzer Überlegung lässt sie es jedoch. Dafür wirft sie eine Kusshand.
»Komm, komm!« Harald lacht. »Bis jetzt ist ja noch gar nichts entschieden – ich kann dir nicht versprechen, dass Kurt auf mich hören wird!«
»Auf dich eher als auf mich!«
»Das ist noch nicht einmal gesagt!«
»Doch! Ich bin da ganz sicher! Wann fragst du ihn?«
»Oh, Alexa! Ich will ihn damit nicht überfallen. Bei einem guten Glas Wein vielleicht, wenn wir alleine sind und gemütlich zusammensitzen.«
»Hoffentlich ist das bald. Du brauchst mir nur einen Wink zu geben. Ich räume sofort das Feld. Und jage alle anderen auch hinaus!«
»Das würde dir ähnlich sehen! Außerdem – ich muss mich schließlich auch mal wieder um meine Geschäfte kümmern!«
»Wieso? Du darfst doch gar nicht reiten? Dein Arzt hat es dir doch für zwei Monate verboten?«
»Es gibt schließlich noch anderes als nur reiten. Die Pferde habe ich ja trotzdem. Und die Reitschule auch – also ...«
»Eine Reitschule hast du? Warum weiß ich das denn nicht?«
»Das ist wohl kaum wichtig!«
»Aber sagen kannst du es doch. Ich finde es schon wichtig! Und da willst du jetzt hin?«
»Ich muss schließlich wieder mal nach dem Rechten sehen. Ich bin ohnehin schon eine Woche länger hier als ursprünglich geplant!«
»Was sind schon vierzehn Tage! Außerdem wolltest du doch Flavio noch sehen. Und bei dem verzögert sich die Heimreise ja auch laufend.«
»Ich kann meine eigenen Pläne aber schlecht von Flavio abhängig machen.«
»Na ja, gut. Und wann musst du dann weg?«
»In den nächsten Tagen.«
»Und wie?«
»So wie ich hergekommen bin. Ich werde fliegen.«
»Kommst du dann wieder?«
»Das wird sich herausstellen, wenn ich mit Kurt spreche.«
»Kann dir Kurt kein Auto geben?«
»Wozu denn das?«
»Nun ja, wenn du sowieso wiederkommst – und mit dem Auto fährst, dann ... und nur ein paar Tage wegbleibst, vielleicht könnte ich dann ...«
»Willst du etwa mitfahren?«
Alexa sagt nichts, verzieht das Gesicht und nickt nur.
Harald fängt an zu lachen.
»Ja, du großer Gott, warum denn das?«
»Es würde mich einfach interessieren, wie es in deiner Reitschule zugeht. Außerdem würde ich deine Pferde gern sehen. Deine Ariane ist schließlich weltberühmt!«
»Ich bin mal gespannt, was dir noch alles einfällt ...«
»Wieso, würde ich dich denn stören?«
»Nein, wahrscheinlich nicht. Ich muss mich mit dem Gedanken eben erst anfreunden.« Er überlegt kurz. »Kannst du denn so einfach von hier weg?«
»Für ein paar Tage sicher. Jeder Arbeitnehmer hat schließlich Recht auf Urlaub.«
»So, so!« Harald grinst über das ganze Gesicht. »Weißt du was, Alexa,wir warten ab, was Kurt sagt. Und jetzt wird es Zeit, dass wir rausgehen. Die Sanduhr ist längst abgelaufen. Du bist schon fast verdampft, ich sehe dich kaum noch. Bevor du dich ganz in Luft auflöst, würde ich mich an deiner Stelle schnell unter die Brause stellen. Von
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