Alexa, die Amazone – Die große Chance
einem Astralkörper wird sich Chicolo voraussichtlich kaum reiten lassen.«
»Na, na!« Alexa lacht. »Ein bisschen was ist ja noch dran.«
»Ja, doch, kann man sagen!« Harald spitzt neckisch die Lippen.
Mit einem Satz ist Alexa draußen.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
Kurt und Harald einigen sich
Alexa läuft zu den Koppeln. Der Hengst, der in einem abgegrenzten Teil steht, sieht sie kommen. Chicolo hebt den Kopf und beobachtet die großen Sprünge des Zweibeiners. Alexa ist ausgelassen. Sie hüpft und springt und rudert schon von Weitem mit den Armen. Chicolo wird neugierig und macht ein paar Schritte zum Gatter hin. Unter seinen Hufen knirscht der gefrorene Boden. Vor seinen Nüstern erstarrt der warme Atem zu einer weißen Wolke. Er schnaubt kurz, schüttelt die Mähne. Nun werden auch die anderen auf der großen Koppel aufmerksam. Simone, die an einem fast schon kahlen, alten Apfelbaum mit großer Ausdauer nach dem letzten, kleinen, verschrumpelten, roten Apfel fischt und sich dabei fast den Hals ausrenkt, gibt ihre Bemühungen auf und trabt zu Alexa. Übermütig buckelnd und ausschlagend galoppiert jetzt auch Amparo herbei. Sie prallt fast auf Simone, die kurz ihre Ohren anlegt und nach hinten auskeilt. Aber Amparo weicht schnell aus und steht kurz darauf am Gatter. Lucifer sieht die anderen Pferde zusammenlaufen und setzt sich ebenfalls in Bewegung. Er hat in einer kleinen Mulde ein bisschen Gras gezupft. Aber so richtig schmecken will es ihm nicht mehr. Als Alexas Stimme nun klar und laut über die Koppel fegt, schauen sich auch Corina und Gerando nach ihr um. Die beiden stehen dicht nebeneinander. Die braune Stute reibt ihr zierliches Köpfchen an dem kräftigen Hals des Schimmels. Es sieht fast ein bisschen verliebt aus.
»Kommt nur her, ich muss euch was erzählen«, ruft Alexa und klettert auf das Gatter, das zweigeteilt ist. Die eine Hälfte öffnet sich zur Hengstkoppel, die andere zu den Stuten und Wallachen. Alexa setzt sichgenau in die Mitte. Nach und nach stehen alle Pferde bei ihr. Chicolo beschnuppert ihre Handfläche.
»Wisst ihr was«, sagt Alexa zu ihren Schützlingen, »Harald und Kurt sitzen gerade zusammen. Vielleicht darf ich mit euch auf Turniere gehen. Dann zeigen wir den anderen mal, was es heißt, gegen uns anzutreten! Was meint ihr? Na, Chicolo?« Zärtlich krault sie ihn am Kinn. Sie erzählt ihren sechs Lieblingen von ihren Plänen. Die Pferdeköpfe sind nun dicht vor ihr und sie fühlt, wie sie der warme Atemnebel der Tiere einhüllt. Amparos Fell dampft leicht. Sicherlich ist sie wieder wie verrückt herumgetollt, überlegt Alexa. Sie lässt ihren Blick über die Pferderücken hinweggleiten. Die Bäume auf der Koppel strecken ihre kahlen Äste von sich. Die gelben und roten Blätter, die sich unter ihren Zweigen gesammelt haben, sind steif gefroren. Der Boden sieht vernarbt aus. Und die Grashalme sind nicht mehr zart und biegsam, sondern nadelspitz und vertrocknet. Alles ist wie von einem hellen Schleier überzogen. Wenn der Reif den ganzen Tag nicht weggeht, wird es bald schneien.
Die untergehende Sonne taucht die Gegend in ein warmes rötliches Licht. Alexa erstarrt förmlich vor der Schönheit, die sich ihr jetzt bietet. Die letzten Lichtstrahlen fangen sich im Fell der Pferde, blinken durch die Schweifhaare. Selbst der Stamm des verknorpelten, alten Apfelbaumes bekommt etwas mystisch Schönes. Irgendwie scheint alles verzaubert zu sein. Alexa bleibt regungslos auf ihrer Stange sitzen. Die Pferde zerstreuen sich wieder, nur Chicolo und Amparo bleiben bei ihr. Sie stehen beide dicht an den trennenden Zaun gedrängt, die Köpfe nahe bei Alexa. Sie streichelt und liebkost den Hengst und die Stute hinter den Ohren und unter dem Schopf.
»Aufgeben möchte ich das hier eigentlich nicht«, flüstert sie. Chicolo schnaubt leise.
Es dauert fünfzehn Minuten, dann ist der Zauber vorbei. Die Sonne ist untergegangen. Nun wird es wirklich kalt. Alexa rutscht vom Gatterherunter und ruft die Pferde. Dann öffnet sie das Tor. Jetzt kommt Leben in die Tiere. Mit gestelltem Schweif und fliegenden Mähnen galoppieren sie aus allen Richtungen quer über die Koppel zum Ausgang. Dort bremst Alexa sie ab. Sie hat Chicolo am Halfter gefasst, den Strick befestigt und schwingt sich auf seinen bloßen Rücken. Und so, wie er es nun schon viele Wochen lang getan hat, trägt er sie gemächlich in Richtung Stall. Die anderen bleiben dahinter, suchen
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