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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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werden, vom Niemand zu einem der mächtigsten Männer in ganz Hellas. Er weiß, was er will; und er hat keinerlei Bedenken, was seine Mittel angeht. Wie wir wissen, verhandelt er zur Zeit mit dem Großkönig. Wenn es zum Streit zwischen uns und Athen kommt, wird Artaxerxes ihm Gold geben. Persisches Gold, damit Hellenen gegen Hellenen kämpfen.«
    » Er wird sagen, Philipp schließt Bündnisse mit Barbaren. Das darf ich dann auch.« Antipatros legte die Hände auf den Tisch; nacheinander bewegte er alle Finger, mit einem Ausdruck des Erstaunens im Gesicht.
    Philipp schnaubte und hob die Hände. » Wir haben einen Vertrag mit Artaxerxes geschlossen; ja, und? Er hat sich mit seinen Satrapen ausgesöhnt, Artabazos ist wieder in Gnaden aufgenommen, Persien weiß, daß unsere Pläne in Thrakien und, ah, Richtung Byzantion nicht gegen Persien gerichtet sind. Wir wissen, daß Persien nichts gegen uns unternehmen wird. Das ist etwas anderes, Freunde– etwas ganz anderes als: persisches Gold nehmen, damit Hellenen gegen Hellenen kämpfen.«
    Drakon schielte an seiner Nase entlang; er kaute auf einem Gewürzstückchen. » Was würdest du tun, wenn morgen eine athenische Gesandtschaft käme und sagte: Wir sind bereit, einen Heiligen Bund aller Hellenen einzugehen, Friede, Zusammenarbeit, Wohlstand für alle, keine sinnlosen Kriege. Aber im Heiligen Rat behält Athen den Vorsitz. Was dann?«
    Philipp runzelte die Stirn. » Wenn die inneren Dinge der beteiligten Staaten nicht angetastet werden, wenn der allgemeine Friede tatsächlich sicher ist? Dann, Herr der Kräuter und Zähne, würde ich sinnvolle Vorschläge von Demosthenes anhören. Ich würde ihn sogar zum Hegemon wählen. Aber das ist eine Spielerei; wie du weißt. Demosthenes ist, was er ist und wie er ist, und deshalb ist so etwas ausgeschlossen. Er würde es nicht wollen.«
    Sie schwiegen, bis Antipatros aufblickte und sich räusperte. » Spuck es aus, Junge.«
    Philipp nickte. » Du kennst mich zu gut, nicht wahr?«
    » Wir alle. Wenn wir nicht nach all den Jahren wüßten, wann wir einen neuen schwarzen Plan von dir zu erwarten haben, wären wir nicht wert, all deine schwarzen Pläne ausführen zu dürfen.«
    Philipp lachte schallend. Er klatschte in die Hände. » Mehr Wein«, brüllte er. » Braten. Brot. Obst.«
    Als die Sklaven alles gebracht hatten und auch der Hausmeister Archelaos wieder gegangen war, riß Philipp ein Stück von einem Brotfladen, nahm eine Scheibe kalten Braten in die andere Hand und ging zum Fenster. Er lehnte sich an den Sims, biß ins Fleisch, biß ins Brot und sagte mit vollem Mund:
    » All die Jahre der Schonung– nichts. Wir haben athenischen Besitz geachtet, wir haben athenische Bürger geschützt, wir haben gefangene Athener sofort freigelassen, meistens mit Geschenken. Athen ist der Nabel, und Demosthenes ist der Schmutz in diesem Nabel. Wir wollen ihn ein wenig waschen.«
    » Wie?« Antipatros spielte mit einer Feige.
    Philipp schluckte; dann sagte er lauernd: » Wir haben ja noch ein paar andere Probleme. Wäre es nicht fein, wenn wir alle auf einmal lösen könnten?«
    Drakon begann zu lachen; Antipatros verzog das Gesicht, als litte er unter Zahnschmerzen; Parmenion verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Decke.
    » Ein neues Spiel, wie?« sagte er halblaut. » Wie viele Jahre wird es diesmal dauern? Und– ist es ein doppeltes, ein dreifaches Spiel?«
    Philipp leckte Bratensaft von seinen Fingern. » Ah, kommt drauf an. Ob wir alle Probleme lösen können oder nur ein paar.«
    Parmenion und Antipatros blickten einander an, dann Drakon, dann wieder den König. Sie schwiegen.
    » Das Heer rostet ein.« Philipp hob den Daumen, dann die weiteren Finger, nach und nach. » Unsere edlen Gebietsfürsten haben nicht genug zu tun und finden, die Ausbildung ihrer Söhne am Hof sollte beendet werden. Olympias träufelt meinem Sohn immer noch Jauche in die Ohren. Olympias kümmert sich zu ausgiebig um ihren jüngeren Bruder, der einmal Herr von Epeiros werden soll. Arybbas, der dort schon viel zu lange sitzt, hat angefangen, in großem Umfang Briefe zu schreiben, unter anderem an Demosthenes. Wir haben es nicht geschafft, Athen durch Schonung und freundliche Angebote zu einem Bund zu bewegen; ich fürchte, wir müssen sie zwingen– aber sie müssen den Krieg erklären, nicht wir. Die übrigen Hellenen könnten es uns übelnehmen, und ihr wißt, ich bin mit einer sehr empfindsamen Seele geschlagen und leide, wenn mir

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