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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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jemand etwas übelnimmt. Und früher oder später, je nachdem, ob ein Bund zustande kommt, werden die Perser über uns herfallen; Artaxerxes schätzt an Verträgen besonders ihre kurzfristige Kündbarkeit.«
    » Bißchen viel auf einmal. Was hast du vor?« Parmenions Augen waren Schlitze, sein Mund ein Strich.
    » Olympias wird sich von ihrem Brüderchen verabschieden; er ist zwanzig und nicht dumm. Arybbas kann seine alten Tage in einem Häuschen am Meer verbringen und Briefe schreiben, soviel er will. Ich möchte, daß Antipatros ihn besucht, mit ein paar freundlich geschmückten Kämpfern. Und dem neuen König. Du weißt, welche Sorten Regelung ich vorziehe, nicht wahr?«
    Antipatros nickte stumm; seine Brauen stiegen immer höher.
    » Leonidas und Lysimachos werden weiterhin die Kleinen unterrichten; für die Großen werden wir uns etwas anderes einfallen lassen. Unterricht für Fortgeschrittene– Philosophie, Geschichte, Waffenkunde, Nachschubwesen, derlei.«
    » Mieza«, sagte Parmenion leise.
    Philipp starrte ihn einen Moment an, dann lachte er. » Sehr gut, alter Freund. Ein guter Lehrer, das Nymphaion am Berghang, weit genug weg von Pella, aber in der Nähe eines Übungslagers unserer Krieger. Ich danke dir. Die jungen Herren wären dort gut aufgehoben– und außer Reichweite von, beispielsweise, Olympias.«
    » Und von gewissen Vätern.« Drakon nickte und zeigte die Zähne. » Deine Frau wird es nicht mögen, Philipp, und die Fürsten werden es hassen. Aber wenn der Lehrer gut ist, können sie nichts dagegen sagen.«
    » Du wirst den Lehrer besorgen, Drakon.« Philipp zwinkerte ihm zu. » Eine Aufgabe, die dir liegen sollte. Und eine, die deine Bedeutung unter den Problemen des Demosthenes erheblich mehren wird.«
    » Wer soll der Lehrer sein? Oder soll ich blindlings suchen?«
    » Ich denke an einen namhaften Philosophen, den ich kenne. Dem ich vertrauen kann. Dem wir alle vertrauen können.«
    » Aristoteles?« Parmenions Stimme klang belegt.
    » Genau der. Keiner der Fürsten kann etwas gegen ihn sagen; die Athener werden sich freuen; Hermias wird begeistert sein.«
    » Wie kommt Hermias ins Spiel? Er ist ein Satrap des Persers. Was hat er damit zu tun? Und– was ist mit Athen und dem Versuch, Demosthenes den ersten Schritt tun zu lassen?«
    Philipp sagte drei Sätze; langsam; ohne jede Betonung.
    Das Schweigen, das folgte, dauerte viele Atemzüge lang. Schließlich begann Drakon zu kichern. Parmenion starrte Philipp an, als sähe er ihn zum erstenmal wirklich. Antipatros nahm den Helm ab, spuckte hinein, strich sich den kahlen Schädel und stieß den Becher um, als er danach greifen wollte. Der schale, kalte Glühwein bildete eine sternförmige Pfütze auf dem Tisch.
    » Gut?« sagte Philipp; er zog die Oberlippe zwischen die Zähne, damit das Grinsen sich nicht zu schnell ausbreitete.
    » Schwarzer daimon«, murmelte Antipatros.
    » Es ist vollkommen.« Parmenion rieb sich die Wange. » Jeder einzelne Schritt führt in mehrere Richtungen zugleich. Wunderbar.«
    » Wann soll ich reisen?« Drakon stand auf und ging zum Weinwärmer. » Noch geht es; die Herbststürme haben noch nicht begonnen.«
    » Sofort. Sprich mit Aristoteles. Wirf ihm alle Köder hin, die er brauchen könnte. Ich glaube aber, es wird nicht viel Überredung kosten. Ich schätze, er langweilt sich da auf Lesbos.«
    Philipp ging nicht sofort zu seinen Gemächern. Es war noch lange nicht Mitternacht; er machte einen Rundgang durch den Innenhof, sprach mit den Wachen, stieg dann die Treppen hinauf, die zu dem Korridor führten, an dem Olympias’ Gemächer lagen, und, nicht weit davon entfernt, die Alexanders. Vor Olympias’ Tür schlief, auf einer Matte zusammengerollt, die stumme Thrakerin. Philipp ging weiter, blieb plötzlich stehen, machte kehrt. Neben der Thrakerin stand ein Körbchen; darin lag ein halber getrockneter Fliegenpilz.
    Geräuschlos öffnete Philipp die Tür. Die stumme Thrakerin erwachte, klammerte sich an sein rechtes Bein, zupfte an seinem Chiton. Philipp riß sich los. Er hörte Alexanders Stimme, wie benommen, fast lallend: » Aber… aber ich will das nicht!« Dann die scharfe, zischelnde Stimme von Olympias: » Du mußt! Für die Götter!«
    Olympias und Alexander saßen auf dem Bett, beide nackt. Alexanders Hände ruhten auf Olympias’ Brüsten, die Hände der Königin auf Alexanders Schultern. Die Schlange schien die vier Arme zu umwinden, wie ein Knoten. Aus einem Becken stieg eine Weihrauchsäule; die

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