Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands
bewirken ihn Schläge und körperliche Züchtigung. Doch das möge nicht geschehen, und es ist schon würdelos, es zu erwähnen.«
Demades klatschte laut und langsam. » Fürwahr, edler Demosthenes. Würdelos, es zu erwähnen. Dann doch lieber ohne große Worte Sklaven versichern, Knaben verstümmeln, persisches Gold annehmen.«
Er wurde niedergeschrien. Demosthenes achtete nicht auf ihn. Als es ruhiger wurde, sagte er: » Persisches Gold, jawohl. Gold von Verbündeten. Nichts braucht die Stadt für die bevorstehenden Ereignisse so sehr wie Geld. Es haben sich glückliche Umstände ergeben; wenn wir sie richtig nutzen, könnte der Erfolg eintreten. Denn die Leute, denen der Großkönig vertraut und die er für seine Wohltäter hält, sind voll Haß auf Philipp. Es bleibt unseren Gesandten nur noch, dem Großkönig möglichst gefällig zu Gehör zu bringen, daß derjenige, der beiden Unrecht tut, gemeinsam zu strafen ist, und daß für den Großkönig Philipp viel gefährlicher ist, wenn er vorher uns überfallen hat. Denn wenn uns ein Unheil trifft, so wird er sogleich ohne Hemmungen gegen den Großkönig ziehen.«
» Und dabei sollten wir helfen«, schrie Demades. » Bevor uns ein Unheil trifft.«
» Ich sehe, daß mancher zwar vor dem Herrscher in Susa und Ekbatana in Furcht ist und sagt, er sei der Stadt feindlich gesonnen, obwohl er ihr schon früher aus ihrer schwierigen Lage geholfen und auch jetzt seine Hilfe zugesagt hat; andererseits erlebe ich, daß derselbe Mann über den ganz nahe vor den Toren immer mächtiger werdenden Räuber der Hellenen sich anders äußert. Das muß mich doch in Erstaunen versetzen.
Ihr seid von dem Grundsatz abgewichen, den euch eure Vorfahren mitgegeben haben, und Leute, die diese Politik treiben, haben euch eingeredet, daß es überflüssig und nutzlos sei, an der Spitze der Hellenen zu stehen und mit einer festen Streitmacht allen, die Unrecht erleiden, zu helfen. Infolgedessen gelangte ein anderer in die Stellung, die ihr hättet einnehmen müssen, und dieser wurde reich, mächtig und Herr über vieles, und das mit Recht; denn ein ehrenvolles, großes und stolzes Vorrecht, um das während einer langen Zeit die bedeutendsten Städte untereinander stritten, riß er, da es aufgegeben war, an sich.
Wenn ihr nun die Fülle an Waren und das Angebot an Lebensmitteln auf unserem Markt seht und der Ansicht seid, daß die Stadt sich in keiner schlechten Lage befindet, so beurteilt ihr dies weder angemessen noch richtig. Denn nach solchen Maßstäben ist nur zu beurteilen, ob ein Markt oder ein Volksfest schlecht oder gut ausgestattet ist. Doch eine Stadt, die Philipp als alleinige Widersacherin und Führerin des Freiheitskampfes aller ansieht, darf man nicht danach messen, ob es mit ihrem Warenangebot gut steht, sondern ob sie auf die Treue ihrer Verbündeten bauen kann und ob sie stark ist, danach muß man sie beurteilen; aber das alles sieht bei euch unsicher und gar nicht gut aus.«
» Warum sollte die Stadt schöner sein als du, da du sie doch gestaltest?« sagte Demades. » Und die Treue der Verbündeten, die du als Knechte behandelst! Du redest Unsinn, Demosthenes!«
Demosthenes zeigte ihm die Zähne. » Sobald es zur Beratung unseres Verhältnisses zu Philipp kommt, steht stracks jemand auf und sagt, daß man keinen Unsinn reden und nicht den Krieg fordern darf, und › einige Leute wollen euch um euer Geld bringen‹ und andere Redensarten. Doch bin ich der Ansicht, daß wir nicht den Aufwand für unsere Rettung als Last ansehen dürfen, sondern die Folgen, wenn wir dazu nicht bereit sind. Warum sagen sie, daß diejenigen, die dazu raten, euren Besitz nicht preiszugeben, Kriegstreiber sind? Weil sie die Schuld für die Widrigkeiten, die der Krieg mit sich bringen wird– denn es ist unumgänglich, ja unumgänglich, daß der Krieg viele Beschwerden mit sich bringen wird–, auf diejenigen abwälzen wollen, die es vorziehen, euch das Beste zu raten. Sie glauben nämlich, daß, wenn ihr einmütig Philipp Widerstand leistet, ihr ihn bezwingen werdet und ihnen selbst dann die Möglichkeit genommen wird, sich von ihm kaufen zu lassen.«
Hier stand Eubulos auf, konnte sich aber im Gejohle kein Gehör verschaffen, hob die Hände und ließ sich wieder auf seinen Sitz fallen.
» Philipp will eure Stadt nicht in seine Gewalt bringen, nein, er will sie völlig vernichten. Er weiß, daß ihr weder in Knechtschaft leben noch euch einer Herrschaft unterwerfen könntet– denn ihr seid
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