Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands
Jahr aus eigenem Vermögen und ohne darum viel Aufhebens zu machen der Stadt zwei Trieren gestiftet und ausgerüstet hat!«
Eubulos hob die Schultern. » Verdienstvoll. Hypereides hat auch genug an euch verdient, daß er sich um euch verdient machen kann.«
Gelächter; Demades grinste leicht. » Schafft er es doch?« murmelte er; sein Mitarbeiter rümpfte die Nase.
» Aber reden wir nicht von den Verdiensten des teuren, ach wie so teuren Hypereides. Reden wir von den Dingen, um die es wirklich geht. Vor fast zwanzig Jahren hatten wir den Bundesgenossenkrieg; fast gleichzeitig begann der Dritte Heilige Krieg. Nun haben wir den Vierten. Wir hatten Kriege zwischen Athen und Sparta und Theben und überhaupt fast allem, was Hellenen je an Staaten gegründet haben. Man könnte sagen, sobald irgendwo zwei Hütten stehen, handelt es sich um einen Staat, und ab der dritten schiefen Holzhütte beginnt die Bereitschaft, Krieg gegen andere Schuppen zu führen. Erinnert euch weiterhin daran, daß es nicht die Athener waren, die Spartas Seeherrschaft beendet und durch die eigene ersetzt haben– es waren die Perser, mit ihren phönikischen Flotten. Erinnert euch an den Beginn der großen Kriege– Menschenalter ist es her, zu Zeiten des Dareios. Hellenische Städte in Asien, frei und wohlhabend, die so lange die Lande ringsum beherrscht hatten, gerieten unter die Herrschaft der Perser und erhoben sich. Wer hat ihnen geholfen? Nicht wir, Freunde; sie waren unsere Kinder, und wir haben sie den Barbaren überlassen. Dann…«
Demosthenes holte tief Luft, stand auf und unterbrach Eubulos. Seine hohe Stimme schnitt, wie ein Messer oder eine Peitsche; diesmal brach sie nicht.
» Ja, edler Eubulos; du hast recht, edler Eubulos, und keine Einwände sind möglich gegen deine trefflichen Kenntnisse der entlegenen Geschichte, edler Eubulos.« Seine Stimme wurde ein wenig weicher, honigweich. » Wir haben sie nicht gerettet, wir haben zugelassen, daß Dareios sie niedertrampelt. Aber unsere Vorfahren waren stolz, Eubulos; als Dareios verlangte, daß sie ihm symbolisch hellenische Erde schicken sollten, zum Zeichen der Unterwerfung, da haben sie sich geweigert.«
» Und wie!« sagte Eubulos. » Sie haben die Heiligkeit der Gesandten verletzt– die Gesandten des Dareios getötet!«
» Ein Fehler, ein Frevel, zweifellos. Wir sind heute klüger, zum Glück; auch der Großkönig ist klüger als sein ferner Vorfahr. Damals, Männer von Athen, kam Dareios mit einem gewaltigen Heer, und es wurde bei Marathon vernichtet. Sein Sohn, Xerxes, folgte einige Jahre später, verwüstete Hellas, schändete die Tempel Athens, zerstörte die Akropolis– und wurde geschlagen. Erinnert euch, daß damals der König der Makedonen auf persischer Seite in den Kampf zog! Und heute…«
Demades sprang auf. » Fesselnd, Demosthenes, höchst aufregend und lehrreich. Aber findest du nicht, daß deine Zwischenrufe in eine eigene Rede zu münden beginnen? Laß Eubulos sprechen; was du sagen willst, kannst du danach sagen. Ich verspreche, daß ich dich immer nur kurz unterbreche.«
» Und heute«, kreischte Demosthenes, » zieht wieder ein Barbar durch Hellas, mit einem Heer, und auch er wird vernichtet werden!«
Eubulos stand ohne zu schwanken: ein ohnmächtiger Fels in der Flut. Demades schloß die Augen; in dem Getöse konnte er sein eigenes Seufzen nicht mehr hören. Demosthenes fuchtelte mit den Armen. Es war nicht festzustellen, ob er die Versammlung beruhigen oder noch weiter aufpeitschen wollte.
Es dauerte sehr lange, bis Eubulos weitersprechen konnte. Sein Gesicht war eine Maske, die Stimme brüchig. » Da ihr offenbar entschlossen seid, den Weg zu gehen, der ins Unheil führen muß…«
Er wurde von mehreren Schreiern unterbrochen, die wiederum von anderen niedergeschrien wurden.
» …will ich nur die wichtigsten Dinge zusammenfassen, erwähnen, berühren. Vor zehn Jahren, vor zwölf Jahren, vor vielen Jahren…«
Hypereides brüllte: » Dreizehn, vierzehn, fünfzehn!«
» …wurde Philipp in den Dritten Heiligen Krieg gezogen. Er machte Friedensvorschläge; wir haben sie nicht angenommen. Wir haben die Thermopylen besetzt– Philipp ist ausgewichen, weil er nicht die Schlacht, sondern den Frieden und die Einigung wollte. Wir haben ihn zum Kampf gezwungen; er hat erneut Frieden angeboten; wir haben wieder abgelehnt. Wir haben ihn gezwungen, uns zu besiegen; wir haben ihn gezwungen, in eine Lage zu kommen, in der er die Bedingungen des Friedens
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