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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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dir Glück zu deinem sechsundvierzigsten Geburtstag zu wünschen, edler Demosthenes. Und zufällig weiß ich, daß der Perser nicht nur der Stadt Athen, sondern auch einem ihrer edelsten Bürger Gold geschenkt hat.«

14 .
    Chaironeia
    Mit sechsundzwanzig zählte Emes schon zu den Alten, aber es gab deren viele. Ein paar saßen an einem der wenigen Feuer, wachten, sprachen leise mit den Posten, die aus dem Dunkel kamen, einen Schluck Wasser mit sehr wenig Wein tranken und weitergingen. Offiziere waren in der Nähe, beredeten noch einmal die Anweisungen der Strategen oder stritten um genaue Schrittlängen von bestimmten Teilen des Lagers zu bestimmten Teilen des Schlachtfelds.
    Emes hockte ein paar Armlängen vom Feuer entfernt. Trotz aller Unruhe hatte er sich bei Sonnenuntergang hingelegt und geschlafen, zur Verwunderung jüngerer Kämpfer. Er erinnerte sich an seine ersten Einsätze, vor denen er auch nicht hatte schlafen können, obwohl er damals nur als Parmenions Pferdebursche und Lanzenschleifer mitgezogen war, nicht als Krieger. Zwei Obolen hatte er bekommen, am Tag, dazu das Lageressen, viele Erlebnisse, Gefahren, Mühsal und das Gefühl, einer großen Gemeinschaft anzugehören. Er hatte gesehen und gespürt, wie Parmenion und Philipp aus dem Chaos, der Niederlage, dem Regen und Aufruhr von Aloros ein neues Heer aufbauten, das im folgenden Jahr die Phoker vernichtete. Noch ein Jahr später ging sein Dienst bei Parmenion zu Ende; mit vierzehn, voll ausgewachsen und begierig, begann er die Ausbildung zum Hopliten, erhielt drei Obolen am Tag, eine halbe Drachme, und die schweren Waffen des Fußkämpfers, aber auch dessen schweres Gepäck. Der König hatte mit Parmenion und Antipatros, gegen den Widerstand vieler Fürsten, gewisse Neuerungen durchgeführt. Die Einheiten wurden nicht mehr nur nach Herkunftsgegenden zusammengestellt, die Offiziere nicht von den Fürsten der jeweiligen Gegend, sondern vom Stab des Heeres ernannt, die Bewaffnung einheitlich gemacht. Früher hatten die Kämpfer ihre eigenen Speere, Schwerter und Panzer mitgebracht oder von Handwerkern und Herstellern gekauft, vom Sold. Philipp hielt es für wirksamer und billiger, Waffenschmiede, Speerschäfter, Lederwerker und andere Fachleute als Heeresteil zu führen, zu besolden und nach einheitlichen Vorschriften Waffen anfertigen zu lassen; dafür senkte er den Sold ein wenig, weil die Krieger ihn weder für Grundnahrung noch für Waffen ausgeben mußten.
    Sie besserten ihn allerdings gelegentlich auf, wie ihre Kampfkraft. Der wichtigste Teil der Ausbildung waren die ewigen Grenzgefechte– gegen Illyrer, Paionen und Thraker; dabei wurden besonders die Neuen eingesetzt, unter erfahrenen Offizieren, oft zusammen mit Söldnern aus dem Süden, und dabei gab es oft genug Gelegenheit zu gründlichen Plünderungen.
    Nach einem Jahr als Hoplit erhielt Emes vier Obolen. Es folgte der Olynthische Krieg, der Zug durch die Chalkidike, dann der Marsch nach Hellas, die Nicht-Erstürmung der Thermopylen. Die anstrengenden Märsche, Philipps verblüffende Winkelzüge: In dieser Nacht machte Emes sich mit einem gewissen Erstaunen klar, daß der kommende Tag auf dem Feld von Chaironeia die erste wirkliche Schlacht sein würde, Grenzgefechte und Scharmützel nicht gerechnet, die das Heer als Ganzes zu bestehen hatte, seit jenem Tag vor dreizehn Jahren, als die Phoker auf dem Krokusfeld vernichtet wurden. Die großen Erfolge, die die hellenische Welt verändert hatten, waren fast immer durch List, durch Gold, durch schnelle Märsche und überraschende Rückzüge errungen worden. Oder durch Überfälle, wie bei dem vier Jahre zurückliegenden Zug unter Antipatros nach Epeiros, wo sie den Molosserkönig Arybbas abgesetzt und seinen Neffen Alexandras zum Herrscher gemacht hatten– zu schnell, zu wuchtig, als daß Arybbas auch nur die Grenzfestungen hätte verstärken können, ehe es zu spät war.
    Er dachte an ruhigere Tage, Festungsdienst in Beroia, Ausbildungsdienst in Pella, an zwei oder drei Frauen, an die ganze Drachme, die er nun jeden Tag erhielt, die aber nicht ausreichen konnte, eine Familie zu ernähren. Eine Familie, die er nicht haben wollte; seine eigene in den Bergen loszuwerden war schwer genug gewesen. Er wollte dieses Leben und sonst keines: die Feuer und die anderen Kämpfer, die wachen Nächte, die Märsche, das Gelächter, die Lieder und notfalls, irgendwann, möglichst fern in der Zukunft, ruhmreichen Tod in einer strahlenden Schlacht, wie es

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