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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die anderen streben nach der Herrschaft und sind zu einer Abhängigkeit von einem anderen bereit, mit dessen Hilfe sie glauben, ihre Ziele durchsetzen zu können; Leute, die auf Philipps Seite stehen und die nach Tyrannis und Gewaltherrschaft streben, haben überall die Oberhand gewonnen, und ich weiß nicht, ob unter allen Städten außer Athen und Theben noch eine demokratisch geführt wird!«
    » Ich glaube, du verwechselst zweierlei«, sagte Demades. » Demokratie und Demosthenokratie.«
    Demosthenes lachte mit den anderen; dann fuhr er fort. » Diejenigen, die unter Philipps Einfluß Politik betreiben, haben bei allem politischen Handeln das Sagen, zuerst und am meisten von allem dadurch, daß sie, wenn sie bereit sind, sich mit Geld bestechen zu lassen, einen Geldgeber für ihre eigenen Interessen haben, und zweitens, was nicht von geringerer Bedeutung ist, weil ihnen jederzeit, wenn sie es fordern, eine Streitmacht zur Verfügung steht, um ihre Gegner zu bezwingen. Wir aber gleichen Menschen, die Rauschmittel getrunken haben. Dadurch stehen wir dann so sehr in schlechtem Ruf, daß von den Staaten, die in Gefahr schweben, die einen mit uns um die Vorherrschaft streiten, die anderen um den Ort der gemeinsamen Beratungen, und einige entschlossen sind, eher für sich allein Verteidigungsmaßnahmen zu ergreifen als mit uns zusammen.«
    » Du meinst wohl Chalkis.« Demades wedelte mit einem Zipfel seines Gewandes. » Aber du entstellst die Dinge. Sie wollten durchaus mit uns zusammen kämpfen, aber gleichberechtigt, nicht als unsere– deine– tributpflichtigen Diener.«
    » Es gibt aber einige Leute, die, noch bevor sie die Reden über die Probleme angehört haben, sogleich fragen: › Was ist also zu tun?‹, nicht, um danach zu handeln, sondern um den Redner loszuwerden. Trotzdem muß man euch sagen, was zu tun notwendig ist. Ihr müßt die feste Überzeugung gewinnen, daß Philipp gegen die Stadt Krieg führt und den Frieden gebrochen hat, und daß er der ganzen Stadt und ihrem Boden übelgesinnt und feindlich ist und auch den Göttern der Stadt, die ihn vernichten mögen; doch bekämpft er nichts mehr als den freiheitlichen Staat, und seine Absichten und Bestrebungen haben kein größeres Ziel, als diesen zu vernichten.«
    » Deshalb«, schrie Demades in den Beifall, » bietet er ja auch immer Frieden und Ausgleich an. Deshalb schont er athenische Gefangene und entläßt sie.«
    » Er will die Herrschaft haben, in euch allein sieht er dabei seine Rivalen. Wenn er aber euren guten Verstand voraussetzt, dann muß er zu dem Schluß kommen, daß ihr ihn haßt. Und er weiß genau, daß ihm, auch wenn er über alle Völker die Macht hätte, noch keine Sicherheit gegeben wäre, solange bei euch die Demokratie besteht, sondern daß, falls ihm etwas zustieße– wofür es für einen Menschen viele Möglichkeiten gibt–, alles, was jetzt unter Zwang zusammengehalten wird, sich euch zuwenden und bei euch seine Zuflucht suchen wird. Denn ihr seid in der Lage, den Herrschsüchtigen Widerstand zu leisten und allen Menschen zur Freiheit zu verhelfen. Daher will Philipp nicht, daß eure Freiheit seine Interessen beeinträchtigt.
    Als erstes müßt ihr ihn als unversöhnlichen Feind unseres freiheitlichen Staates und unserer Demokratie ansehen; zweitens muß euch klar sein, daß alles, was er jetzt unternimmt, sich gegen uns richtet. Also paßt euch der Art an, in der Philipp Krieg führt: Gebt denen, die sich zur Wehr setzen, Geld und alles, was sie brauchen, entrichtet selbst Kriegssteuern, Männer von Athen, und sorgt für ein Heer, schnelle Kriegsschiffe, Pferde und alles übrige für den Krieg. Denn wie wir jetzt die Dinge anpacken, das ist lächerlich; und ich glaube, daß Philipp selbst wohl wünscht, daß die Stadt nicht anders handle als so wie ihr jetzt.
    Wenn jemand meint, das erfordere viel Kosten, viel Mühen und Arbeit, so hat er völlig recht; zieht er jedoch die Folgen in Betracht, die der Stadt drohen, falls sie das nicht tun will, so wird er finden, daß es seinen Vorteil hat, wenn wir freiwillig unsere Pflichten erfüllen. Was ein freier Mann Zwang nennen würde, ist nicht nur eingetreten, sondern schon längst dagewesen, und wir müssen darum beten, nicht in den Zwang von Knechten zu geraten. Und welcher Unterschied besteht da? Daß für den freien Mann den größten Zwang das Gefühl der Schande wegen der Geschehnisse hervorruft, und ich wüßte keinen stärkeren zu nennen; bei dem Knecht hingegen

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