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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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festsetzen konnte.«
    » Armer Philipp«, sagte Lykurgos. » So furchtbar gezwungen zu werden.«
    » Seit Jahren bietet er einen Heiligen Bund aller Hellenen an– mit gleichen Rechten und innerer Autonomie für alle. Wir haben immer alles abgelehnt. Wir haben ja sogar Krieg gegen unsere eigenen Bundesgenossen geführt, als sie gleichberechtigt sein wollten statt Knechte. Seit vielen Jahren…«
    » Siebzehn«, sagte Hypereides. » Achtzehn. Neunzehn. Ruhe.«
    » …warnt Philipp uns davor, den Großkönig zu unterschätzen. Persien hat uns vor fünfzig Jahren einen allgemeinen Frieden aufgezwungen; dann begann der Verfall. Artaxerxes hat ihn aufgehalten, umgekehrt; er hat Ägypten wieder unterworfen, er hat seine Satrapen botmäßig gemacht, er hat das Reich gestärkt. Nun schickt er uns Gold, damit wir gegen Philipp kämpfen. Sobald wir Hellenen einander zerfleischt haben, wie wir es immer tun, wird Artaxerxes zuschlagen. Philipp weiß es. Philipp hat uns gewarnt. Im vorigen Jahr hat er erneut Frieden angeboten, die Einrichtung eines Bundes, eines Heiligen Hellenischen Bundes, der endlich Frieden halten und Persien strafen soll für die Schändung unserer Tempel, für die Unterdrückung der Hellenen in Asien. Wir haben abgelehnt, weil wir nicht Frieden, sondern unsere Vormacht wollen. Theben hat die Thermopylen besetzt– Philipp ist ausgewichen, weil er den Krieg nicht will! Selbst in dieser Lage hat er ein Bündnisangebot gemacht.«
    Es war ein wenig stiller geworden. Nicht, weil Eubulos sie beeindruckt hätte; die meisten hörten einfach nicht hin.
    » Bedenkt, ehe ihr den letzten unwiderruflichen Entscheid fällt: Wir können die Makedonen als gleichberechtigte Hellenen anerkennen– und alle anderen Hellenen auch. Wir können Frieden schließen, ohne etwas von unserem Ansehen, unserem Wohlstand, unseren Einrichtungen zu verlieren. Wir können die Bedrohungen abwehren– denn nicht Persien ist die eigentliche Bedrohung: Wir selbst sind es, mit unserem ewigen Hader. Oder wir gehen den Weg des Demosthenes. Viele Tote, viele Kosten, viel Zerstörung, und am Ende die Schwächung aller.« Er setzte sich; hier und da scharrten einige Athener mit den Füßen, ein paar klatschten.
    Demosthenes erhob sich, verneigte sich in Richtung Eubulos und streckte den Versammelten die Hände entgegen, die Handflächen nach oben.
    » Die Probleme, über die ihr beratet, Männer von Athen, sind entscheidend für die Zukunft; ich will daher Vorschläge für ihre Lösung machen. Es sind nicht wenige Fehler, die für die schlechte Lage verantwortlich sind, und sie haben sich auch nicht im Laufe kurzer Zeit angehäuft; doch ist nichts mißlicher, als daß ihr euch nur solange mit den Dingen beschäftigt, wie ihr als Zuhörer dasitzt oder eine Neuigkeit gemeldet wird; danach geht jeder fort, ohne sich darum zu kümmern, ja ohne auch noch daran zu denken. Die Rücksichtslosigkeit und Habgier, die Philipp an den Tag legt, ist so groß, wie ihr gehört habt; daß es aber unmöglich ist, ihm darin durch Reden Einhalt zu gebieten, weiß jeder. Wenn es darum ging, über unsere Rechte zu reden, sind wir niemals unterlegen, sondern stets beherrschen wir unsere Gegner und haben die besseren Begründungen.«
    Demades stand auf. » Da du vom Reden redest, o Demosthenes, will mir scheinen, daß du diese Rede schon vor drei Jahren gehalten hast. Damals, als Hermias kurz vor der Hinrichtung stand.«
    » Dein Gedächtnis sei gepriesen!« Demosthenes klatschte in die Hände. » In der Tat hat sich seither wenig geändert, so daß ich Teile der damaligen Rede wiederholen möchte. Nicht für meine Freunde, deren Verhalten tadellos ist– für dich, Demades, und deine Leute. Für Eubulos. Für alle, die immer noch träumen! Steht es denn deshalb mit Philipps Verhältnissen schlecht oder mit denen der Stadt gut? Wenn er die Waffen ergreift und ausrückt, um alles zu wagen, wir hingegen untätig dasitzen und über unsere Rechte reden, dann geben Taten gegenüber Worten den Ausschlag, und alle richten sich nicht nach dem, was wir vortragen, sondern nach dem, was wir tun: aber unser Handeln ist nicht dazu angetan, jemanden, dem Unrecht widerfährt, davor zu bewahren. Darum haben sich die Menschen in den Städten in zwei Parteien gespalten. Die einen lehnen es ab, über jemanden eine Gewaltherrschaft auszuüben oder unter dem Joch eines anderen zu stehen, sondern wollen in Freiheit und nach den Gesetzen gemäß der Gleichheit ihr politisches Leben bestimmen;

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