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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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zu herrschen gewöhnt–, daß ihr ihm aber mehr Schwierigkeiten als alle anderen Menschen machen könnt. Deshalb wird er euch nicht schonen. Es muß euch also bewußt sein, daß der Kampf auf Biegen und Brechen geht, und ihr müßt diejenigen, die sich Philipp verkauft haben, vor aller Augen zu Tode prügeln; denn es ist unmöglich, ja unmöglich, die äußeren Feinde zu bezwingen, wenn ihr nicht die in der Stadt selbst im Zaume haltet.«
    Demosthenes wartete, den Kopf ein wenig zurückgelegt, die Augen halb geschlossen, ein entrücktes Lächeln um den Mund. Als der Lärm leiser wurde, hob er wieder die Arme.
    » All dieses Gerede führt zu nichts. Laßt uns Taten sehen. Laßt uns Taten tun! Hypereides, unser aller Freund und Wohltäter, hat vor einigen Tagen vorgeschlagen, die kriegerische Stärke Athens zu vermehren. Es ist ja ein Recht, ein teures Vorrecht der Bürger, für die Stadt zu kämpfen. Hypereides sagte, man solle bedenken und erwägen, ob nicht in dieser Zeit wichtigster Entscheidungen das Bürgerrecht ausgedehnt werden soll– auf die unter uns wohnenden Fremden aus anderen hellenischen Gegenden. Er schlägt, mit anderen Worten, die Bewaffnung der Metoiken vor, und im äußersten Notfall auch die Freilassung und Bewaffnung der Sklaven. Ich sage euch– nein! Nichts davon! Wir werden, vereinigt mit den tapferen Thebanern, die Anmaßung des Makedonen in den Staub treten! Dazu, Männer von Athen, sind wir Manns genug! Wir, die freien Bürger der Stadt, ohne Fremde und Sklaven. Laßt uns aufbrechen; laßt uns zu den anderen gehen, die schon ausgezogen sind. Laßt uns ein Ende machen! Laßt uns beschließen, keines der tückischen Angebote Philipps anzunehmen, sondern das Recht und die Tugend durchzusetzen! Laßt uns beschließen, daß nun, nach der Jugend, auch die Älteren ausziehen zum Sieg und zum Ruhm! Laßt uns alle waffenfähigen Bürger bis fünfundvierzig Jahre aufbieten! Laßt uns frei sein, groß und ehrenvoll! Laßt uns siegen!– Der Antrag des Demosthenes!«
    Die Versammlung trampelte, schrie, klatschte, tobte; von überall kamen Männer, um Demosthenes auf die Schulter zu klopfen, sein Gewand zu berühren, seine Handgelenke zu umfassen. Der alte Sprecher des Rats hob die Arme, aber es dauerte sehr lange, bis es ruhiger wurde.
    Plötzlich sprang Demades auf. Er verneigte sich vor dem Sprecher, der eben förmlich » Der Antrag des Demosthenes« rufen wollte, um die Abstimmung einzuleiten. Demades ging dorthin, wo Demosthenes stand. Ringsum wurde es endlich völlig still. Demosthenes blickte ihm verblüfft entgegen; und sehr mißtrauisch.
    Demades lächelte. Er legte den rechten Arm fast liebevoll um die Schultern seines Widersachers.
    » Ich habe nur dies zu sagen, Freunde, Athener, tapfere Männer, kriegstüchtige Bürger der Stadt! Wie ihr alle bin ich überwältigt. Ich glaube nicht, daß ein anderer Antrag als der des Demosthenes hier und heute sinnvoll wäre.«
    Demosthenes schnitt eine Grimasse. » Was hast du vor, du Schuft?« sagte er leise.
    » Deshalb will ich nur eines sagen, nur eines hinzutun, nur eines fordern. Ja, laßt uns alle hinausziehen, gemeinsam kämpfen, gemeinsam siegen, oder, wenn es den Göttern so gefällt, gemeinsam in Ruhm und Ehre sterben. Aber wir wollen noch mehr tun als dies; wir wollen den Antrag des Demosthenes ergänzen. Damit er wirklich alles umfasse. Niemand soll sagen, die Älteren des Rats hätten keine Gelegenheit erhalten, sich mit der Tugend und Kraft der Jugend zu messen. Laßt uns, dies meine erste Ergänzung, alle waffenfähigen Athener bis zum fünfzigsten Lebensjahr aufbieten! Und laßt uns die Kriegskasse der Stadt füllen, damit alles bestens bereitet werde. Nicht nur das Gold des Artaxerxes, sondern eigenes Gold und Silber wollen wir einbringen! Demosthenes in seiner Bescheidenheit hat vergessen zu erwähnen, daß er zehn Talente in Gold beizutragen wünscht. Ich besitze nicht so viel, aber drei Talente in Silber, für Waffen und Vorräte und Heilkräuter, will ich mit Lust der Stadt stiften! Dies wären meine Ergänzungen zum Antrag. Laßt uns nun abstimmen über den Antrag des Demosthenes!«
    Der Sprecher sagte die Wörter abermals; die Abstimmung war fast einmütig. In dem Gewirr, dem brodelnden Lärm, den Schreien wandte sich Demosthenes mit verkniffenem Gesicht an Demades.
    » Was hast du dir dabei gedacht? Du… Belastung des Erdbodens!«
    Demades legte einen Finger an die Nase. » Ich hatte vor einigen Tagen leider keine Gelegenheit,

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